Bad Dürkheim Stachel und Mahnmal

Die Mahntafel vor der Kirche ist auf einen bearbeiteten Stein montiert.
Die Mahntafel vor der Kirche ist auf einen bearbeiteten Stein montiert.

«Herxheim am Berg.»Die Glocke mit der Aufschrift „Alles fuer’s Vaterland. Adolf Hitler“ hatte der Gemeinde zweifelhafte Berühmtheit weit über die Region hinaus beschert. Sogar die „New York Times“ hatte im Sommer über das Thema berichtet. „Wir haben mit dem Aufstellen der Tafel eine Teilaufgabe erledigt, die wir uns mit den Beschlüssen von Gemeinderat und Presbyterium im vergangenen Jahr gestellt haben“, sagte Bürgermeister Georg Welker (IG Herxheim) gestern. Der Gemeinderat hatte im März 2018 dafür gestimmt, die Glocke hängen zu lassen und mit der Mahntafel auf sie und ihre Geschichte hinzuweisen. Das Presbyterium hatte den Beschluss mitgetragen. Die Glocke soll aber nicht mehr zu kirchlichen Zwecken geläutet werden. „Wir haben sie stillgelegt, um auf etwas aufmerksam zu machen, das nicht vergessen werden darf“, wie es Helmut Meinhardt, der für Herxheim zuständige protestantische Pfarrer, formuliert. Die Glocke „soll als Mahnmal dazu auffordern, sich mit der Vergangenheit verantwortungsvoll zu befassen, um für die Gegenwart und Zukunft zu lernen, rechtzeitig gegen Unrecht, Rassismus, Gewalt und Krieg das Wort zu erheben und Widerstand zu leisten“, heißt es im Text der Infotafel. Diesen haben Orts- und Kirchengemeinde laut Welker gemeinsam formuliert. In einem vorherigen Entwurf war sie auch als Stachel bezeichnet worden, der zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit auffordern soll. Die Kosten für die Tafel sollen im dreistelligen Bereich liegen, der aus der Privatkasse Herxheimer Bürger kommen soll. Auch die Evangelische Kirche der Pfalz war über den Text informiert, wie deren Sprecher Wolfgang Schumacher sagte. Der Antrag zur Errichtung der Tafel war kurz vor Weihnachten bewilligt worden. Für die Gebäude im Besitz der evangelischen Kirche übernimmt die Landeskirche die Funktion als Untere Denkmalschutzbehörde. An der inhaltlichen Position der Landeskirche habe sich aber nichts geändert: Diese empfehle nach wie vor, die umstrittene Glocke abzuhängen, so Schumacher. Mit verschiedenen Veranstaltungen wollen Orts- und Kirchengemeinde über ihre Geschichte informieren, der Schwerpunkt liegt auf der Zeit des Nationalsozialismus. „Wir wollen grundsätzlich an dem Thema weiterarbeiten“, sagt Welker. Der vierte und nächste Termin der Reihe steht bereits fest: Am Freitag, 10. Mai, kommt der Historiker Thomas Fandel ins Dorfgemeinschaftshaus. Fandel gilt als Experte für die Rolle der Kirche im Dritten Reich in der Pfalz. Er wird auf Karl Wiedmann eingehen, den Herxheimer Gemeindepfarrer während der Nazi-Herrschaft – laut Pfarrer Meinhardt ein Vertreter der bekennenden Kirche in der Pfalz und Kritiker des Nazi-Regimes, gleichzeitig aber auch NSDAP-Mitglied. Juristisch ist der Streit um die Glocke für Bürgermeister Welker abgeschlossen. Es sei alles geprüft, so Welker. Das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz hatte im Januar eine Klage gegen den Gemeinderatsbeschluss, die Glocke hängen zu lassen, abgewiesen. Der Kläger, ein im Saarland lebender Deutscher jüdischen Glaubens, hat aber angekündigt, in Revision gehen zu wollen.

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