Bad Dürkheim Seltene Biografie

Wie wird die nostalgische Sarotti-Leuchtreklame im Mannheimer Capitol, die als rassistisch kritisiert wurde, denn nun verändert? Ein Entwurf ist noch nicht veröffentlicht. Aber durch die Diskussion wurde eine ganz andere Spurensuche angestoßen. Historiker Ulrich Nieß hat den ersten namentlich bekannten Afroamerikaner in Ludwigshafen entdeckt, der „eine maßgebliche Rolle beim Aufbau der Stadt“ gespielt hat.

Selbstbewusst präsentiert sich Thomas Adrian van Vorden auf dem Ölgemälde, das im Ludwigshafener Stadtarchiv als Fotografie schlummert. „Dass er sich in Öl porträtieren ließ, spricht dafür, dass er vermögend war und zum Bürgertum gehörte, vielleicht sogar zum gehobenen“, schätzt der Leiter des Mannheimer Marchivums Ulrich Nieß. Auch eine Unterschrift, die „fast künstlerisch“ sei, weise darauf hin, dass er mit Sicherheit ein gebildeter Mann war, vermutlich eloquent und gewinnend im Auftreten. Dabei kam van Vorden vermutlich 1816 im südamerikanischen Surinam als Sohn von Sklaven zur Welt, die aus Afrika verschleppt worden waren und in der holländischen Kolonie auf Plantagen arbeiten mussten. Mannheim habe schon früh in Surinam eigene Plantagen betrieben. Durch diese Verbindung kam Thomas Adrian van Vorden wohl Ende 1842 nach Mannheim, nachdem er 1835 freigekauft worden war. Er arbeitete als Dienstmann beim Grafen von Oberndorff, der ein herrschaftliches Haus am Paradeplatz im Quadrat 02 unterhielt. 1848/49 wechselte der junge Mann auf die andere Rheinseite nach Mundenheim, wo er als Handelsmann auftrat und später den Status eines Bürgers erhielt. „Vielleicht war das in der bayerischen Pfalz damals leichter“, vermutet Nieß. „Das müssen wir noch näher erforschen.“ In Ludwigshafen schaffte van Vorden den Aufstieg: Er eröffnete das Gasthaus „Zu den drei Mohren“ Ecke Wredestraße/Ludwigstraße, das sich zu einem „blühenden Wirtshaus“ mitten im Zentrum der aufstrebenden Stadt entwickelte. „Dort fanden viele Veranstaltungen statt und van Vorden war einer der kräftigsten Steuerzahler“, sagt Nieß. Von den drei Kindern überlebten zwei Töchter, die beide heirateten und dabei „gute Partien“ machten. Als van Vorden 1863, vermutlich im Alter von 46 oder 47 Jahren, starb, betrieb seine Frau das Gasthaus noch einige Jahre weiter. Eine solche Biografie sei extrem selten, passe aber zu den Anfängen von Ludwigshafen, einer Stadt in der Aufbauphase, meint Nieß. Dass ein ehemaliger Sklave einen solchen wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg erreiche, sei wohl nur in Deutschlands vorkolonialer Zeit möglich gewesen. „Wenige Jahre später hätte die Gesellschaft rassistischer und von oben herab reagiert“, schätzt Nieß. Außer seiner Unterschrift kennen die Archivare keine Eigenzeugnisse von Thomas Adrian van Vorden, und es ist auch nicht bekannt, wo sich das Ölgemälde befindet. Es liegt nur das Foto des Gemäldes vor, das ein Familienmitglied schon vor Jahren dem Ludwigshafener Stadtarchiv übergeben hat. Um das Leben dieser interessanten, aber bisher wenig bekannten Persönlichkeit weiter zu erforschen, bitten das Ludwigshafener Stadtarchiv und das Mannheimer Marchivum um Mithilfe. Gesucht werden Angehörige der Familien Gebhard oder Zahn, die Fotos und Unterlagen zur Familiengeschichte besitzen. Eine der Töchter Elisabeth (1848–1879) blieb in Ludwigshafen, wo sie Karl Gebhard (1839–1886) heiratete und früh verstarb. Sie hatten zwei Kinder Lydia Buser (1872–1956), verwitwete Meixner, und Robert Gebhard (1877–1956). Über die zweite Tochter von Thomas van Vorden, Josepha Zahn, geboren 1846, die mit Carl Zahn verheiratet war, ist leider wenig bekannt. Sie zog nach 1880 mit ihrem Sohn Christian Sigmund Zahn aus Ludwigshafen weg. Kontakt Marchivum (Telefon 0621/2937027, E-Mail: ) oder Stadtarchiv Ludwigshafen (Telefon 0621/5043047, E-Mail: ).

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