Ludwigshafen Samurai aus dem Waldhof

Sein Name ist Hase: Josua Dantes mit Usagi Yojimbo, dem Leibwächter in Tiergestalt.
Sein Name ist Hase: Josua Dantes mit Usagi Yojimbo, dem Leibwächter in Tiergestalt.

Im Comic-Bereich ist der Typ des Einzelkämpfers gar nicht so selten. Küchentischverleger werden die Leute genannt, die unter einfachen Umständen, aber mit umso größerer Leidenschaft Bücher herausbringen. Josch Dantes kann noch nicht einmal den ominösen Küchentisch vorweisen, wie er verrät. Bei ihm spielt sich die verlegerische Arbeit im Wohnzimmer auf der Couch ab, mit dem Laptop auf den Knien. Computer, Internet und elektronische Kommunikation machen eben vieles möglich. Auch dass ein junger Mann ohne Verbindungen zum Verlagswesen eine Comic-Produktion aufzieht, die in der Szene Anerkennung findet. Josch Dantes wuchs am Bodensee auf, kam 2001 für den Zivildienst nach Bad Dürkheim und blieb in der Rhein-Neckar-Region hängen. Der in Heidelberg ausgebildete Krankenpfleger arbeitet derzeit in einer Viernheimer Klinik und lebt mit seiner Frau im Mannheimer Stadtteil Waldhof. Comics las er – wie die meisten anderen – als Kind und hörte damit auch als Jugendlicher und Erwachsener nicht auf. Mehr als 2000 Bände füllen seine Regale, vorwiegend aus den Genres Horror, Fantasy, Science Fiction. Besonders angetan hat es ihm die Reihe „Usagi Yojimbo“ – eine Fabel über einen Hasen-Leibwächter (so die wörtliche Übersetzung des Titels) im alten Japan. Für die Samurai-Geschichten heimste der US-amerikanische Zeichner Stan Sakai diverse Preise ein. „Das Gesamtkonzept ist stimmig, selbst wenn es anfangs etwas befremdlich wirkt. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, mich hat es sofort in den Bann gezogen“, sagt Dantes. Umso ärgerlicher für ihn, dass die deutsche Ausgabe der noch heute in den USA laufenden renommierten Serie irgendwann abbrach. Josch Dantes wollte sich damit nicht abfinden. Da er schon immer vorhatte, was mit Comics zu machen, nahm er sich ein Vorbild an dem 2007 gegründeten Verein „Finix“. Dessen Mitglieder haben es sich zum Ziel gemacht, abgebrochene Serien auf Deutsch fortzuführen. Im Fall von „Usagi Yojimbo“ gelang das dem Mannheimer Fan erstaunlich einfach. Er kontaktierte den bisherigen deutschen Verlag, wurde an Übersetzer Jens Nielsen weitervermittelt, der ihm wichtige Tipps gab, und überzeugte schließlich den US-Lizenzgeber: „Die wollten mir eine Chance geben, die musste ich ergreifen“, erzählt Dantes, dem der „Do it yourself“-Gedanke auch im kulturellen Bereich aus der alternativen Szene vertraut war. Im März 2016 startete er das Projekt, Anfang 2017 ging er an die Öffentlichkeit, im folgenden Februar lag der erste Band vor. 300 Stück waren nach vier Wochen ausverkauft. Bisher kamen knapp zwei Dutzend Bücher heraus, noch einmal so viele sind für dieses Jahr geplant. Neben dem Samurai-Hasen haben auch der Barbar „Sláine“ (eine britische Serie) und der Kampf-Magier „Gravel“ (vom bekannten englischen Autor Warren Ellis) ihre Heimat im Waldhof gefunden. Von den drei Reihen gibt es noch genug Stoff für die nächsten Jahre. Hilfreich steht weiterhin Übersetzer Nielsen dem Kleinstunternehmen zur Seite, die Buchgestaltung samt Lettering übernimmt der Verleger selbst. Die Auflagen liegen jeweils bei etwa 500 Exemplaren. Den Vertrieb wickelt eine Fachfirma ab, von Mannheim aus werden Abonnenten und Besteller im Online-Shop mit frischer Comic-Ware versorgt. „Ich arbeite etwas unkonventionell“, räumt Dantes ein. Einen PR-Profi hat der 36-Jährige mittlerweile immerhin an der Hand, damit kräftiger die Werbetrommel gerührt werden kann. Mit der Resonanz ist Dantes schon jetzt zufrieden. Hilfreich sei, dass „Usagi Yojimbo“ treue Fans hat und alle Serien in ihren Ursprungsländern „richtige Kracher“ seien. Und die Szene nahm den Neuzugang im Sommer beim ersten Auftritt auf dem Erlanger Comic-Salon freundlich auf. Da sich der Verlag mit seinem Programm in einer Nische bewegt, nimmt er der Konkurrenz nichts weg. „Wir sind auf dem Vormarsch“, freut sich Josch Dantes. Er verhehlt aber nicht, dass das Ganze vorerst ein Zuschussgeschäft bleibt: „Das läuft unter Liebhaberprojekt.“ Große Reichtümer sind in der Comic-Branche eh nicht zu erwirtschaften. Der 36-Jährige wird den Verlag weiterhin als Hobby in jeder freien Minute neben seiner Vollbeschäftigung am Krankenhaus betreiben. „Ich mache das, weil es mir Spaß macht, und sehe es eher als Entspannung“, sagt er.

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