Bad Dürkheim Operettenmelodien und Ohrwürmer

Das Orchester des TSV Mannheim spielte unter Leitung von Ionel Ungureanu, Geiger in der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-P
Das Orchester des TSV Mannheim spielte unter Leitung von Ionel Ungureanu, Geiger in der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.

Viele Freinsheimer waren gekommen, der Saal war bis zum letzten Platz besetzt, der geräumigere Hof des Von-Busch-Hofs kam als Veranstaltungsort wegen der unsicheren Wetterlage nicht in Frage. Das Orchester des TSV Mannheim, ein seit 100 Jahren bestehendes Ensemble, spielte unter Leitung von Ionel Ungureanu, Geiger in der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und langjähriger Primarius des Salonorchesters Gilcher in Freinsheim. Es war ein Konzert der guten Laune, „Bahn frei!“ hieß denn auch der Galopp von Eduard Strauß, der das Konzert eröffnete und den Ton angab. Es gab Märsche, Walzer, Polkas, Serenaden, bekannte Operettenmelodien und alte Ohrwürmer. Man hörte viele wienerische Klänge, spanische, ungarische und russische. Das Publikum ging gut mit, summte, klatschte im Rhythmus bei den „Caprifischern“, beim Walzerlied „Lippen schweigen...“ aus der „Lustigen Witwe“ von Franz Lehar und bei „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“ aus der Operette „Die Czardasfürstin“ von Emmerich Kalman. Etwas Theater war auch dabei, der Freinsheimer Bassbariton Rolf Richter sang mit gespielt ruppigem Auftritt im Bauernkostüm das Lied des Zsupan aus Johann Strauss’ Operette „Der Zigeunerbaron“ und tat kund, sein Lebenszweck sei „Borstenvieh und Schweinespeck“, humorvoll und zackig, noch singend im Abgang. Auch im zweiten Teil des Konzerts hatte er einen Auftritt, der heutzutage als „Mee-too-Moment“ gelten darf. „Ach ich hab’ sie ja nur auf die Schulter geküsst“, sang er, die Dame allerdings habe ihm ihren Fächer ins Gesicht geschlagen. Freudig sang das Publikum mit: „Mir ist manches schon passiert, aber so etwas noch nicht!“ Die Freinsheimer Koloratursopranistin Elsbeth Reuter sang mit der ihr eigenen stimmlichen Beweglichkeit und Sicherheit „Il Bacio“ (der Kuss) von Luigi Arditi, und das elegische „Strahlender Mond“ aus Eduard Künnekes Operette „Der Vetter aus Dingsda“. Sie ist großartige Sängerin und begabte Komödiantin zugleich. Die Sopranistin war nicht die einzige professionelle Musikerin, die mit dem Amateurorchester auftrat. Dirigent Ionel Ungureanu dirigierte nicht nur mit der Geige am Kinn, sondern spielte auch zahlreiche hochvirtuose Soli. Einen besonderen Auftritt hatten drei junge Geiger mit einer Romanze Rubato von Willi Löffler. Das konnten keine Amateure sein, so perfekt und ausdrucksvoll wie sie spielten. Es stellte sich heraus, es waren die Kinder – inzwischen junge Erwachsene – des Dirigenten, Julia, Valentin und Ion Ungureanu, alle drei professionelle Violinisten! Das Publikum, dem zum Schluss mit einem Ungarischen Konzertstück von Barnabas Bakos noch mal kräftig eingeheizt worden war, erklatschte zwei Zugaben. Die zweite führte vom Von-Busch-Hof in den goldenen Saal des Wiener Musikvereins zum Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker: Radetzkymarsch!

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