Bad Dürkheim Neuer Coach mit Stallgeruch

Die Neuzugänge der Zweiten Mannschaft von Rot-Weiss Seebach (von links): Deniz Atilgan, Lars Noe, Torwart Sven Bolm, Tim Reither
Die Neuzugänge der Zweiten Mannschaft von Rot-Weiss Seebach (von links): Deniz Atilgan, Lars Noe, Torwart Sven Bolm, Tim Reither, Fabian Danner und Trainer Christian Schwindinger

«BAD DÜRKHEIM.» Betreuer Stefan Brodhag spricht erneut von einem Platz auf der linken Seite der RHEINPFALZ-Tabelle und grinst dabei, weil er weiß, dass dies ein „running gag“ ist, ein immer wiederkehrender Scherz. Der neue Spielertrainer Christian Schwindinger, dem Simon Willim zur Seite steht, spricht das Saisonziel etwas differenzierter an, kommt aber zu demselben Ergebnis. „Wenn alle da sind, können wir eine gute Rolle spielen. Aber ein Mittelfeldplatz ist wohl realistisch.“ Mit 42 Jahren und (verständlicherweise) nachlassender Schnelligkeit wolle er nicht mehr unbedingt in der „Ersten“ kicken. Die Seebacher haben bei der Wahl ihres neuen Übungsleiters altbekannte Wege beschritten. Das oberste Gebot bei der Besetzung wichtiger Posten ist der Stallgeruch. Ganz besonders beim Reserveteam. Die Trainer der vergangenen Jahre – Simon Willim, Jörg Bauer, Christian Brand, Sven Borgwardt und jetzt Christian Schwindinger – kommen aus dem Verein. „Nachdem es sich abgezeichnet hat, dass Sven Borgwardt noch mal in der Ersten Mannschaft spielen will, bin ich frühzeitig gefragt worden“, berichtet Schwindinger. Die Anfrage des Sportlichen Leiters Moritz Keßler beschied der neue Mann positiv. „Die Verantwortlichen wollten keinen von außerhalb“, erklärt der langjährige Oberligaspieler. Ein anderer Ansatz hätte auch für große Verwunderung gesorgt. Die Rot-Weissen fahren gut mit diesem Konzept, denn den Trainern aus dem Verein fällt es in der Regel leichter, die eigenen A-Junioren zu integrieren, weil sie sie kennen. In diesem Jahr rückt ein halbes Dutzend Nachwuchskräfte in den Kader des Reserveteams auf. „Wir wollen versuchen, sie möglichst schnell an den Erwachsenenfußball heranzuführen. Sie müssen integriert werden und sollen dazulernen“, sagt Schwindinger. Brodhag denkt schon einen Schritt weiter: „Ziel ist es, die Spieler so zu entwickeln, dass sie sich ins Blickfeld der ersten Garnitur spielen können. Dort stehen einige Akteure im Kader, die genau diesen Weg gegangen sind.“ Der erste Eindruck, den die Youngsters hinterlassen haben, sei gut gewesen. Es gelte aber, an den Mängeln zu arbeiten, die vornehmliche im taktischen Bereich auftreten. Das Problem der Seebacher war in den beiden vergangenen Jahren nicht etwa die fehlende Entwicklung, sondern der hohe Durchlauf im Team. „Es ist wichtig, mit einer eingespielten Truppe anzutreten, damit sich Automatismen bilden können. 68 Mann wie in der vergangenen Runde darf es nicht mehr geben“, fordert Brodhag. Schwindinger sieht es genauso und ergänzt: „Mit deutlich weniger Akteuren auszukommen, ist ein großes Ziel. Damit die Spieler bei der Stange bleiben, müssen sie Spaß im Training haben. Den wollen wir vermitteln.“ Schwindinger ist in erster Linie für die Gestaltung der Trainingsarbeit zuständig, Willim, der als profunder Kenner der Liga gilt, soll sich mehr um das Organisatorische kümmern. Dem 42-jährigen Schwindinger, der im Gespräch bodenständig und umgänglich rüberkommt, ist es zuzutrauen, dass er den Nachwuchs begeistern und formen kann. Der Coach, der in Leistadt aufgewachsen ist und heute mit der Familie in Ungstein lebt, ist ein Verfechter des 4-4-2-Systems. „Das ist aber nicht in Stein gemeißelt. Wenn wir auf einen starken Gegner treffen, ist das etwas defensivere 4-2-3-1 eine Alternative“, verdeutlicht Schwindinger. Dann läge der Schwerpunkt auf dem Konterspiel. Beide Varianten sollen getestet werden. Brodhag, der bedauert, dass Christian Brand aus zeitlichen Gründen aus dem Spielleiterteam ausgeschieden ist, spricht den Spielplan an: „Unser Auftaktprogramm ist nicht ohne und ich schätze die Liga stärker ein, als in der vergangenen Runde. Da benötigen wir einen guten Start.“ Bleibt die Frage, ob die Seebacher einen haben, der regelmäßig trifft. Ein solcher Typ wurde zuletzt vermisst. „Ich will Torschützenkönig werden“, sagt der neue Coach und lacht. Er könne als Mittelstürmer auflaufen, wolle aber keinem den Platz wegnehmen. Vielleicht hat er da einen im Blick, der wieder beginnen will: Jonas Wolf. Ein großes Talent, das Knieproblemen plagten, das lange pausierte, jetzt aber die Vorbereitung mitmachen will. Wolf ist ein Eigengewächs – was sonst. Wechselübersicht Neuzugänge: Sven Bolm, Lars Noe, Deniz Atilgan, André Gabel, Max Weber, Tim Reither (alle eigene A-Junioren), Fabian Danner (TuS Forst), Marcel Debus (reaktiviert), Dennis Labisch (aus dem Kader der ersten Mannschaft). Abgänge: Sven Borgwardt (RW Seebach I), Mohamed Ceylan (VfL Neustadt)

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