Bad Dürkheim Nach Raubüberfällen und Schießerei ins Gefängnis

Die Überfälle auf zwei Ehepaare in Bad Dürkheim und Mannheim, die im vergangenen Jahr im eigenen Haus beraubt worden waren, sind gestern bestraft worden. Die Täter müssen für Jahre hinter Gitter, einer von ihnen möglicherweise für immer. Nach 22 Verhandlungstagen hat das Mannheimer Landgericht einen Rocker zu 13 Jahren Haft verurteilt – samt anschließender Sicherungsverwahrung.

Der Mann sei eine Gefahr für die Allgemeinheit, ist die Vorsitzende Richterin überzeugt. Der 44-jährige Deutsche hat bereits ein Drittel seines Lebens im Gefängnis verbracht. Das Gericht hält ihn unter anderem des versuchten Mordes und der schweren räuberischen Erpressung für schuldig. Für einen mitangeklagten Ex-Soldaten lautet das Urteil auf neun Jahre. Ein Café-Besitzer, der nur in Mannheim dabei war, wird zu drei Jahren und zehn Monaten verurteilt. Die Angeklagten seien „sehr unterschiedliche Menschen“, sagt die Vorsitzende. Geeint habe sie Geldnot sowie eine „gewisse Abenteuerlust und eine Menge krimineller Energie“. Der erste Überfall ereignete sich am 21. März 2016 in einem Haus im Dürkheimer Ortsteil Seebach. Am späten Abend drangen dort zwei maskierte Männer ein. Die Richterin ist überzeugt, dass es sich um den Rocker und den 50-jährigen Ex-Soldaten, ein früherer Fallschirmspringer der Bundeswehr, handelte. Die Ehefrau telefonierte gerade im Vorgarten, als einer der Gangster sie mit einer Waffe bedrohte. Die Frau goss ihm Wasser über den Kopf, daraufhin fesselte der Mann sie und zog ihr eine Stofftasche über den Kopf. Dann warteten die beiden Täter mit ihr im Haus, bis der Ehemann heimkam. Er wurde gezwungen, den Code des Tresors preiszugeben: Die beiden Räuber machten sich mit 90.000 Euro Bargeld davon, außerdem raubten sie Schmuck und Uhren im Wert von 60.000 Euro sowie zwei Revolver. Die Beute aus diesem Überfall war offenbar bald ausgegeben. Dem Rocker drohte der Ausschluss aus dem Motorradclub MC Gremium, da er die Mitgliedsbeiträge nicht mehr zahlen konnte. Fünf Monate später schlugen die Verbrecher in Mannheim-Sandhofen zu. Sie vermuteten bei einem Unternehmer Schwarzgeld. Mit dabei war diesmal der Cafébesitzer. Während er und der Ex-Soldat draußen warteten, drang der Rocker ins Haus ein und bedrohte das Ehepaar mit einem Revolver. Der Hausbesitzer habe eine „unbändige Wut“ bekommen, so die Richterin. Er warf dem Mann einen Wohnzimmertisch entgegen. Dann lief das Ehepaar hinaus, die Frau verletzt sich dabei. Der Rocker rannte davon. Der mit einem Spaten bewaffnete Unternehmer folgte ihm. Erst zu Fuß, dann mit einem Rad und schließlich auf einem Roller. Auch ein Nachbar lief hinterher. Beide brachten sich dadurch in Lebensgefahr. „Bleibt stehen, ihr Idioten“, soll der Flüchtende gerufen haben. Mehrfach schoss er auf die beiden Verfolger, ohne zu treffen. Das Gericht hat dies als Mordversuch gewertet. Der 44-Jährige wurde schließlich in einem Maisfeld in der Nähe der Autobahn A6 von Polizisten umstellt. Mehrere Kugeln trafen ihn in die Beine, sodass er aufgab. Seine beiden Komplizen wurden erst Wochen später verhaftet.

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