Bad Dürkheim Milchkanne und Modelleisenbahn

Spielzeug ist seine Leidenschaft: Nun hat Manfred Mühlbeyer aus seiner Passion ein Buch gemacht.
Spielzeug ist seine Leidenschaft: Nun hat Manfred Mühlbeyer aus seiner Passion ein Buch gemacht.

Manfred Mühlbeyer ist von Spielsachen fasziniert. Nun hat der 62-jährige Freinsheimer ein Buch geschrieben über Spielen damals und Spielen heute.

Im Brotberuf hat der Freinsheimer eine Künstleragentur. Wenn er aber mit seinen Spielzeugen Ausstellungen macht – wie die zum 60-jährigen Bestehen der Bundesrepublik „Zeitgeist der BRD“ treffen sich Brotberuf und Leidenschaft. Sein Dokumentarfilm „Spielzeugwelt der Wirtschaftswunderzeit“ ist inzwischen rund zwei Dutzend Mal in allen ARD-Programmen ausgestrahlt worden. Mühlbeyers Spielzeugsammlung hat Museumscharakter und ist in verschiedene Epochen aufgeteilt. Der gebürtige Erpolzheimer kann so spannend von seinen Spielzeugen erzählen, dass einem dabei glatt das Zeitgefühl verloren geht. Diese Gabe setzt Mühlbeyer gerne in Seniorenzentren ein. Und weil nach solchen Vorträgen öfter jemand mit der Frage zu ihm kam, wo man das Gehörte denn noch einmal nachlesen könne, beschloss er, ein Buch darüber zu schreiben. „Ich will mit dem Buch ein Stück Zeitgeschichte aufleben lassen“, erklärt er zu seinem Werk „Einfach Spielen – Kindheit in der Wirtschaftswunderzeit“. In seinem Vorwort schreibt der Freinsheimer unter anderem: „Als Kind der Wirtschaftswunderzeit habe ich diese Epoche der Spielzeuggeschichte in vollen Zügen erlebt und genossen. Spielzeuge waren damals noch für die Ewigkeit gemacht.“ Seit damals sei er dieser Leidenschaft verfallen, erzählt Mühlbeyer. Er habe in das Büffet in der guten Stube gerne seine Spielzeug-Sammlerstücke zwischen die mütterlichen Sammeltassen geschmuggelt und mit der Mutter darum gekämpft, dass sie da stehen bleiben durften. In dem Kapitel „Die Improvisations-Generation“ ist ein Bild zu sehen, auf dem ein Mädchen mit dem Arm eine Milchkanne kreisen lässt, das weckt sofort Erinnerungen. Das war nämlich eine beliebte Übung. Da wurde jeden Tag mit der Milchkanne frische Milch geholt und bei der Gelegenheit auch gerne ausprobiert, wie das mit der Zentrifugalkraft funktioniert. Manchmal ging das auch schief … Im Kapitel „Draußen spielen“ werden „Hickeln“, Gummi-Twist und Stelzenlaufen abgehandelt. Drinnen wurde mit Puppenstube, Kaufladen oder Modelleisenbahn gespielt, meist nur über die Weihnachtszeit, Mühlbeyer nennt das „Teiljahres-Spielzeug“. Wie die Helden aus dem Kinderfernsehen Eingang in die Spielwelt der Kinder gefunden haben, ist ein weiteres Kapitel gewidmet. Unter dem Stichwort „Feste feiern“ sind Kinder in Fasnachtskostümen von damals abgebildet, als Cowboy, Fliegenpilz und Prinzessin. Unter anderem Matchbox-Autos, die Carrera-Autobahn und verschiedenen Modelleisenbahnen sind das „Legendäre Spielzeug der Wirtschaftswunderzeit“. In einer Passage ist der an Mühlbeyer gerichtete Brief des ehemaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel nachzulesen. „Mein Lieblingsspielzeug war eine Märklin Eisenbahn Spur 00. Mein älterer Bruder nutzte die Gelegenheit, seine später allseits anerkannte perfekte Gründlichkeit auszunutzen … und erstellte einen Fahrplan. Aber gelegentlich bin ich früh morgens aufgestanden und habe es genossen, ganz alleine … die Züge so fahren zu lassen, wie es mir beliebte.“ In „Damals und heute“ fasst der Autor zusammen: Spielen damals erforderte Fantasie, heutzutage werden Kinder eher vom Überfluss an Spielsachen erschlagen. Wenn immer man als Altersgenosse Mühlbeyers den Text liest und die Bilder betrachtet, möchte man eigentlich ständig mit dem Kopf nicken und sagen, ja so war’s wirklich. Lesezeichen Manfred Mühlbeyer: Einfach spielen – Kindheit in der Wirtschaftswunderzeit, Verlag „Omnino“.

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