Bad Dürkheim Lego-Schubkärchler für den Marktmeister

Es soll ja immer noch Leute geben, die nicht wissen, dass der Dürkheimer Wurstmarkt etwas Besonderes ist. Sie wissen es bestimmt, liebe Leserinnen und Leser, aber deshalb sollten sie diese Zeilen trotzdem lesen. Denn dass der Wurstmarkt „die DNA der Pfalz“ ist, deshalb zum „Fixpunkt im Festjahr“ gehört und zur Top-Ten der erfolgreichen deutschen Feste zählt, das hört man immer wieder gerne. Erst recht beim „Mecker-Frühschoppen“ der Schausteller. Nein, nach meckern klang das gar nicht, was da gestern aus deren Munde kam. Nur mit dem Wetter haderten einige, aber dafür kann ja keiner was. Stattdessen wurde vom illustren Völkchen der Vergnügungsexperten immer wieder die Gemeinschaft zwischen Schaustellern, Winzern und Verwaltungsleuten hervorgehoben, die sich gestern beim Frühschoppen im „Circus-Circus“ traf. Bürgermeister Christoph Glogger offenbarte sogar, dass er sich dem fahrenden Gewerbe sehr verbunden fühle, seit er in seiner Jugend Straßentheater gespielt habe. „Deshalb sieht man mich auch als Feuerspucker auf dem Weihnachtsmarkt.“ Und noch etwas gab Glogger preis: Dass er gestern erst zum zweiten Mal in seinem Leben (das erste Mal war beim 18. Geburtstag) und zum ersten Mal als Bürgermeister eine Krawatte trug. Der Anlass war Dürkheims Stadtchef herausragend genug: Marktmeister Roland Poh, der das „Gesamtkunstwerk Wurstmarkt“ immer schon in seinem Kopf hatte, bevor es aufgebaut wurde, ist im Kreis der Schausteller verabschiedet worden. 2018 soll das Amt tatsächlich und wirklich weitergereicht werden. Die Herren Marcus Brill, Bernd Heussler und Jens Eßwein werden dann zu dritt die Verantwortung fürs „Fest der Feste“ übernehmen. In diesem Jahr arbeiten die drei noch im Team mit Poh zusammen. Dieser „häppchenweise Übergang“ wurde mit dem Abschied von Wagenmeister Martin Müller vergangenes Jahr eingeleitet. Poh wurde da an gleicher Stelle für sein 25. Jubiläum als Marktmeister reich beschenkt: Vom Pfälzer Schausteller-Bund bekam er ein nostalgisches Karussell-Pferd. Diesmal legte die Stadtverwaltung noch nach: Vom neuen Marktleitungsteam gab es als Abschiedspräsent die Schubkärchler aus Legosteinen, wie sie 2016 im Stadtmuseum hatten bewundert werden können. Außerdem hatten die Lego-Bastler aus Ulm eigens einen Marktmeister „gebaut“. Der im Gegensatz zu den Männelchen im Schubkarchstand sogar ein speziell gefertigtes Dubbeglas in der Hand hält. Ähnlich sieht er Poh nicht: Die Figur schaut etwas finster drein und auch der Winzerkittel geht nur schwer als solcher durch. Sei’s drum: Poh nahm’s mit Humor – auch dass einige Standdächer beim Transport vom Museum auf den Festplatz gelitten hatten. Schließlich war das angesichts der vom Winde verwehten Schubkarchstände vom Mittwoch sehr nahe an der Realität. Außerdem garantiert Poh jetzt ein Ehrenchip der Schausteller, dass er jedes Fahrgeschäft umsonst nutzen kann. Beim Sturz ins Vergnügen muss er nur noch auf die Goldene Ehrennadel achtgeben, die er vom Deutschen Schaustellerbund überreicht bekam. Die künftigen „Marktmeister“ (kann es den Titel so überhaupt noch geben?) wollen den Wurstmarkt nicht völlig neu erfinden. Aber genauso wie Poh es gelungen ist, jedes Jahr immer wieder neue Akzente zu setzen, wird man bestimmt an der einen oder Stellschraube drehen – ohne dass sich der Charakter des Festes allzu sehr verändern soll. Schade nur, dass die Wurstmarkt-Jobs ganz in männlicher Hand bleiben. Bei gleich drei neuen Verantwortlichen wäre auch eine Frau als Fest-Führungskraft denkbar gewesen. Doch die weibliche Komponente tritt leider nur in Form der Weinprinzessin auf dem Wurstmarkt öffentlich in Erscheinung. Also doch etwas zu meckern. Einen Nachmarkt mit viel Sonnenschein wünscht Ihnen

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