Bad Dürkheim Kerzengerade und sauber

Die Haltung war Kurt Langenbeins Stärke, als er in jungen Jahren bei Wettkämpfen antrat.
Die Haltung war Kurt Langenbeins Stärke, als er in jungen Jahren bei Wettkämpfen antrat.

«Bad Dürkheim.» Er hat sein ganzes Leben lang geturnt: Der 82-jährige Kurt Langenbein wurde gestern in Mainz für seine jahrzehntelange ehrenamtliche Tätigkeit mit dem Sport-Obelisken ausgezeichnet. Immer noch leitet er zweimal die Woche Turnstunden beim TV Dürkheim.

Langsam könnte er sich doch vorstellen, den Stab weiterzureichen und die aktive Vereinsarbeit in der Turnhalle aufzugeben, erzählt Kurt Langenbein. „Ich würde gerne nur noch helfen und einfach zugucken.“ Allein, es gibt keinen Nachfolger. „Ich wollte nicht, dass auch in Dürkheim die Turnabteilung ausfällt“, erklärt der 82-Jährige, der in Seebach wohnt, warum er weitermacht, obwohl ihn die Tätigkeit als Übungsleiter besonders bei schlechtem Wetter anstrenge. Er wolle nicht zulassen, dass es für Jungs beim TVD kein Turnangebot mehr gibt. Zu sehr hängt sein Herz an dieser Sportart. Eingetreten im Jahr 1948 steht in Langenbeins altem Turnerpass vom TVD. So ganz stimmt das aber nicht, wie er erzählt. Eigentlich hatten er und seine Geschwister schon vorher, während der Kriegszeit, geturnt. Damals habe man das aber nicht offiziell machen dürfen. „Fußball hätte ich ja auch gerne gespielt“, meint Langenbein zurückblickend und lacht. Das habe der Vater, selbst begeisterter Turner, aber nicht zugelassen. Die Familie habe damals nahe des Riesenfasses gewohnt. Die Übungsleiter nach dem Krieg achteten auf militärischen Drill, wie sich Langenbein erinnert. „Da wurde angetreten, marschiert, und wir haben viel gesungen.“ Langenbein bemerkte früh, dass er „zum Turnen veranlagt“ war. Auch seine drei Geschwister – zwei Brüder und eine Schwester – turnten beim TVD. Die Dürkheimer Turner traten immer wieder bei Wettbewerben an. „Wir wurden im Gau langsam bekannt.“ Jeder Ort habe in den 50er Jahren einen Turnverein beherbergt. Trotz des Konkurrenzkampfes seien die Turner gut befreundet gewesen. „Wir sind heute noch beisammen“, berichtet Langenbein von alten Freundschaften. „Ich habe nicht so schwierig geturnt, aber sauber“, beurteilt Langenbein die Zeit, als er an Wettkämpfen teilgenommen hat. Die kerzengerade Haltung sei seine Stärke gewesen. „Ich war ein guter Pflichtturner.“ Das Pferd war sein Lieblingsgerät. „Das war nur bei wenigen so – denn es tat so weh, wenn man runterfiel“, sagt der Turner lachend. Bei Wettbewerben habe er gerne den Deutschen Zehnkampf ausgetragen, der aus fünf Leichtathletik- und fünf Turnübungen bestand. Eine besondere Ehre sei es für ihn gewesen, als er das Gaubanner tragen und damit Verein und Heimatort repräsentieren durfte. 1962 wurde Kurt Langenbein, auf Anfrage des Vereinsvorstands, als Übungsleiter tätig. „Acht Tage, nachdem wir verheiratet waren“, wirft seine Frau Ute Langenbein ein. Sie unterstützte ihren Mann jahrzehntelang. „Sonst hätte ich das nicht alles machen können“, sagt der 82-Jährige. Er habe sich zunächst nicht berufen gefühlt, die männliche Jugend des Vereins zu trainieren, sei nicht sicher gewesen, der Richtige dafür zu sein, und habe sich nur darauf eingelassen, weil es als Provisorium gedacht war – bis sich ein anderer Übungsleiter findet. Das war vor über einem halben Jahrhundert. Inzwischen trainiert er die Kinder vieler früherer Schüler. „Da verwechsele ich manchmal die Namen“, gesteht er lachend. Ende der 80er Jahre rief Langenbein eine eigene Turnerriege ins Leben. „Das war mein Traum.“ Männer in schmucker, weißer Kleidung, weißen Schuhen und schwarzen Stulpen führten zu Musik gemeinsam Choreografien vor. Er sei nie ein Musiker gewesen, habe aber ein gutes Taktgefühl, sagt Langenbein. Beim Verein habe er darauf bestanden, dass der Riege 20 Männer angehören sollten: „Anders wirkt das nicht.“ Für seine Tätigkeit als Übungsleiter und sein Engagement beim TV Dürkheim als Abteilungsleiter des Männerturnens (seit 1987) und Mitglied im Turnrat wurde Kurt Langenbein mehrfach geehrt. Auch als Kampfrichter hat er fungiert. Von der Stadt erhielt er 2014 die Goldene Ehrennadel. Vereinsintern, beim Pfälzer Turnerbund und dem Deutschen Turnerbund hat der Dürkheimer nach Auskunft des TVD alle Ehrungen erhalten, die möglich sind. „Ich habe viel gegeben, aber auch viel bekommen“, betont Langenbein. Die Gemeinschaft im Verein sei ihm wichtig. In Dürkheim ist Langenbein auch als langjähriger Hausmeister der Carl-Orff-Realschule bekannt. Ursprünglich kommt er aus einer Winzerfamilie und hat als junger Mann bei der Winzergenossenschaft Vier Jahreszeiten gearbeitet. Als der Brief vom Land kam, der ankündigte, dass Langenbein den Sport-Obelisken erhalten sollte, machte er sich einen Spaß mit seiner Frau: „Setz dich mal, ich muss dir was zeigen“, habe er gesagt und scheinbar betrübt geguckt. Sie sei auf das Theater hereingefallen, habe geglaubt, es gäbe schlechte Nachrichten, berichtet Ute Langenbein, während ihr Mann vergnügt grinst. „Nervös und glücklich“ mache ihn die Ehrung, sagt er. Gestern begleiteten ihn mehrere Familienmitglieder nach Mainz. Sport

Er kann’s noch: Das lebenslange Training beim TV Dürkheim hat sich ausgezahlt.
Er kann’s noch: Das lebenslange Training beim TV Dürkheim hat sich ausgezahlt.
x