Bad Dürkheim Kein zweiter Aldi-Markt im Dürkheimer Ortwingert

Schauplatz der Diskussion: Vorn über dem Bolzplatz die Fläche im Baugebiet Fronhof II, wo die Stadt einen Vollsortimenter unterb
Schauplatz der Diskussion: Vorn über dem Bolzplatz die Fläche im Baugebiet Fronhof II, wo die Stadt einen Vollsortimenter unterbringen will. Jenseits der Friedelsheimer Straße vor den Wohnhäusern die Ortwingert-Spitze, wo Aldi einen zweiten Discounter-Markt mit zusätzlichem Vollsortimenter in s Auge gefasst hatte.

Die Doppelansiedlung eines zweiten Aldi-Marktes plus zusätzlichem Vollsortimenter im Dürkheimer Ortwingert ist vom Tisch. Der städtische Bauausschuss hat das von Aldi-Süd angedachte Vorhaben gestern Abend nach nichtöffentlicher Diskussion mehrheitlich abgelehnt. Über dieses Ergebnis informierte Baudezernent Gerd Ester (CDU) nach der Sitzung auf RHEINPFALZ-Nachfrage kurz.

Stattdessen soll „die Ansiedlung eines großflächigen Supermarkts (Vollsortimenter)“ am Südende des Neubaugebiets Fronhof II weiterverfolgt werden, für die der Ausschuss bereits eine entsprechende Änderung des Bebauungsplans beschlossen hat. Sie soll „zügig vorangetrieben“ werden. Die Sitzung begann bereits nichtöffentlich. CDU-Fraktionschef Reinhard Stölzel hatte im Vorfeld beantragt, die Diskussion um das Aldi-Vorhaben in die öffentliche Tagesordnung vorzuziehen (wir berichteten). Dies muss gemäß Geschäftsordnung nichtöffentlich entschieden werden und dauerte – auch für das halbe Dutzend Zuhörer im Foyer – eine Viertelstunde. Aus formellen Gründen, so war zu hören, musste die Öffentlichkeit bei diesem Punkt später ausgeschlossen bleiben. Die Ansiedlung eines modernen Supermarktes und deren Auswirkungen war laut Sitzungsvorlage der Verwaltung im Zuge des städtischen Einzelhandelskonzepts (EH-Konzept) von 2012 skizziert worden. Demnach könnte ein großflächiger Supermarkt, der bislang nicht ansässig sei, zusätzliche Kaufkraft aus dem Umland generieren, würde aber zugleich in überdurchschnittlichem Maße eine Umverteilung in Bad Dürkheim auslösen. Durch die bisher geplante Ansiedlung im Fronhof II seien insbesondere „Nah & Gut“ am Obstmarkt und der mittlerweile hinzugekommene Netto-Markt in der Mannheimer Straße betroffen. Würde sich im Gewerbegebiet Bruch ein weiterer Supermarkt niederlassen, würde dies einen Lebensmittelversorger im Fronhof II in Frage stellen, so das EH-Gutachten. Dieser wohnortnahe Standort wäre aber grundsätzlich zu bevorzugen, weil er die Lebensmittelversorgung deutlich verbessern würde. „Im Umkehrschluss“ kommt die Expertise zu der Erkenntnis, dass ein weiterer Discounter die flächendeckende Nahversorgung im Stadtgebiet erschweren oder gar in Frage stellen würde. Bedarf für einen weiteren Discounter sieht das EH-Gutachten laut Verwaltung nicht. „Dieser Branchentyp ist bereits adäquat vertreten.“ Wenn, dann wäre ein Discounter auch auf der Fläche des Netto-Marktes an der früheren Spedition Kaul möglich, heißt es. Für einen weiteren Supermarkt, der im Gutachten als sinnvoll und notwendig erachtet wird, stehe außer im (ohnehin explizit benannten) Fronhof II kein weiterer Standort zur Verfügung. Ein Supermarkt mit 1600 Quadratmetern würde die Verkaufsfläche auf rund 700 Quadratmeter pro tausend Einwohner anwachsen lassen, bei einem zusätzlichen Discounter mit 800 Quadratmetern (Aldi plant mit 1200) wären es fast 750 Quadratmeter. Beide Betriebstypen zugleich würden durch Umverteilungseffekte deutlich in die Nahversorgungssituation Dürkheims bedeuten. Zudem seien Discounter geprägt von zweimal wöchentlichen Aktionsangeboten, die mit größtenteils innenstadtrelevantem Sortimenten (sprich: sie stehen in direkter Konkurrenz zum dortigen Einzelhandel). Dessen Sortimente empfindet die Stadt als so vielfältig, dass für einen weiteren Discounter kein Bedarf sei. Sie sieht auch keine Notwendigkeit für zusätzliche Verkaufsflächen mit Relevanz für die Innenstadt, zumal auf dem Gelände des Hit-Markts und bei Lidl im Bruch solche Flächen jederzeit bebaut werden könnten. Würde eine größere Verkaufsfläche über die durchschnittlichen 700 Quadratmeter pro tausend Einwohner hinaus von den Gremien gewünscht, wäre laut Verwaltung ein Getränkemarkt zum Supermarkt sinnvoller als die von Aldi ins Auge gefasste Kombination. Laut Ester wollte der Bauausschuss nach ausführlicher Diskussion mehrheitlich keinen Discounter neben dem geplanten Vollsortimenter haben. Ein konkretes Votum darf er aus nichtöffentlicher Sitzung nicht nennen.

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