Bad Dürkheim Jubiläum mit Hindernissen

Die Truppe: 22 Männer und eine Frau sorgen im kleinen Kallstadt für Sicherheit. Das jüngste Mitglied der Feuerwehr ist 19, das ä
Die Truppe: 22 Männer und eine Frau sorgen im kleinen Kallstadt für Sicherheit. Das jüngste Mitglied der Feuerwehr ist 19, das älteste ist 59 Jahre alt.

Die Kallstadter Feuerwehr hatte schon einiges für ihr 150. Jubiläum geplant und dann das: In der RHEINPFALZ vom 20. Juli 2018 hatten die Wehrleute etwas gelesen, was sie dann doch irritierte. Im Artikel ging es um einen Brand nahe der Dürkheimer Saline. Mit dabei beim Löschen: die Kallstadter. An sich nichts Besonderes. Allerdings war es ein historischer Brand. Aus dem Jahr 1861. Also zu einer Zeit, als es die Kallstadter Wehr noch gar nicht gab. Zumindest dachte das die Wehr bis zu diesem Tag. „Wir haben alles auf Eis gelegt“, sagt Wehrführer Günter Heinz heute. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Wehrleute eigentlich davon ausgegangen, ihr Jubiläum 2019 feiern zu können. Denn in Kallstadt existiert ein altes Kassenbuch aus dem Jahr 1869. Bisher die Grundlage für die Berechnung. Was aber nun tun? Die RHEINPFALZ vermittelte einen Kontakt zum Autor des historischen Textes, Ludwig Hans. Der Germersheimer schreibt seit 1984 für die RHEINPFALZ Geschichten aus der Geschichte – vor allem in Germersheim. Wann genau die Kallstadter ihre eigene Wehr hatten, das kann er auch nicht mit Sicherheit sagen. Das Kassenbuch der Wehr bleibt das erste offizielle Dokument. Und Hans riet der Wehr, das auch so anzunehmen. Aber dass es wohl vorher Löschgruppen gab, ist nun auch gesichert. Einen gewissen Organisationsgrad müsse es schon vorher gegeben haben, sagt Hans. Musste doch ein Bote ins benachbarte Kallstadt geritten sein. Und von dort muss der Trupp dann mit der Kutsche ausgerückt sein, mutmaßt der RHEINPFALZ-Historiker. Die Zeiten mit Kutsche und Spritzenwagen hat Wehrführer Heinz selbst natürlich nicht miterlebt. Aber auch in seiner aktiven Feuerwehrzeit – seit 38 Jahren ist er dabei – hat sich einiges geändert. Das fängt schon beim Eintritt in die Wehr an. „Das hat einfach dazugehört“, sagt Heinz. „In einem Ort wie Kallstadt geht man zur Feuerwehr.“ Auch wegen der Kameradschaft, die Gleichaltrigen waren ohnehin schon da. Außerdem habe es nicht so viele Freizeitmöglichkeiten gegeben, erinnert sich der 59-Jährige. Anders als heute, wenn Vereine und Feuerwehr beim Bemühen um Nachwuchs mit anderen Angeboten konkurrieren müssen. In Kallstadt sei es dank neuer Fahrzeuge und dem erst zwei Jahre alten Gerätehaus derzeit aber kein Problem, den Nachwuchs zu motivieren. Von Profiausrüstung weit entfernt war man noch in Heinz’ Jugend. Damals bekam man „Blaumann und Gummistiefel“ in die Hand gedrückt. „Dann war man bei der Feuerwehr“, so Heinz. Heute stellt sich die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr anders dar. Heute leisten die 22 Männer und eine Frau der Wehr – im Alter von 19 bis 59 Jahren – 1700 Stunden ehrenamtliche Arbeit im Jahr. Denn neben den Einsätzen müssen heutzutage eine Menge Lehrgänge absolviert werden, bevor man sich überhaupt Feurwehrmann nennen darf. Und da sind Zusatzausbildungen noch nicht dabei. Statt der Sirene geht der Piepser. Und dann gibt es noch Veränderungen, die den Wehrführer stören. Etwa dass man sich auch kleine Fehler nicht mehr erlauben kann und die Feuerwehr Aufgaben übernehmen soll, für die sie gar nicht da ist. Etwa zehn Einsätze im Jahr hat die Feuerwehr heute im Schnitt. Bei den Bränden hat es in Kallstadt, so Heinz’ Erinnerung, zum Glück nie Tote gegeben. Allerdings habe es zwei Motorradunfälle und einen Autounfall gegeben, bei dem Menschen gestorben sind. Er versuche in solchen Fällen, die jungen Leute rauszuhalten. Hinterher behält er seine Truppe dann im Auge. Bisher hätten es alle gut überstanden, trotz der Betroffenheit, die in solchen Fällen natürlich sei: „Ich wollte auch mit keinem schaffen, dem das nichts ausmacht.“ In der jüngeren Zeit ist dem Wehrführer natürlich vor allem der Brand im Hotel Cleo’s im Januar in Erinnerung. Aus seiner Sicht auch ein Beispiel für die moderne Arbeitsweise der Feuerwehr. Geht doch der Alarm zunächst nach Ludwigshafen. Von dort werden alle informiert, die für einen Hotelbrand ausrücken müssen. Unter anderem die Freinsheimer mit ihrer Drehleiter. „Der Ablauf war toll“, sagt Heinz aus Feuerwehrsicht. Und lobt die Hilfe der anderen: „Als kleine Feuerwehr mit zwei Fahrzeugen sind wir immer auf andere angewiesen.“ Hilfe anderer Art gibt’s vom eigenen Förderverein. Der hat 170 Mitglieder. Das Jubiläum feiert die Wehr nun in der kommenden Woche intern. Am 18. und 19. Mai gibt es ein öffentliches Jubiläumsfest. Ganz wie geplant – und hoffentlich ohne weitere „Störungen“ aus der Zeitung.

Dieser Artikel hat die Kallstadter kurzzeitig zweifeln lassen.
Dieser Artikel hat die Kallstadter kurzzeitig zweifeln lassen.
Seit zwei Jahren hat die Wehr ein neues Gerätehaus.
Seit zwei Jahren hat die Wehr ein neues Gerätehaus.
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