Bad Dürkheim Job mit viel Perspektive

Simon Job im vergangenen Jahr beim Tauchen ...
Simon Job im vergangenen Jahr beim Tauchen ...

Simon Job mag beides. Futsal und Fußball. Dabei ist es für ihn manchmal gar nicht so einfach, den Sport mit Alltag und Schule unter einen Hut zu bekommen. Über einen guten Freund, mit dem Job in Frankenthal gekickt hat, kam er zum Probetraining beim Zweitligisten Sandhausen – und wurde genommen. Was nicht nur den rechten Außenverteidiger, sondern auch seine Freunde und Familie gefreut hat. Sein Vater hatte ihm vom Fußball abgeraten, „ich sehe jetzt aber, dass es fruchtet, und stehe selbst zwei, drei mal die Woche auf dem Sportplatz“, ist Jürgen Job nun sichtlich stolz auf die Leistungen seines Sprösslings. „Es ist beeindruckend, was er leistet, davor ziehe ich meinen Hut.“ Drei bis vier mal die Woche fährt seine Mutter Simon die 30 Minuten bis zum Training nach Sandhausen, am Wochenende zu den Spielen. Zuerst wartet da eine halbe Stunde Athletik, dann folgen mannschaftsbezogene Einheiten und Taktikbesprechungen mit Blick auf den nächsten Gegner. „Es ist schon viel Fahrerei für die Eltern“, verrät Jobs Vater Jürgen. Hilfreich ist eine Fahrgemeinschaft mit Torwart Ramon Büsken aus Kirchheim. Schwierig ist all das auch, weil Simon Job in Rheinland-Pfalz wohnt und zur Schule geht, aber in Baden-Württemberg spielt und trainiert. Wegen des Trainingslagers in der Türkei Anfang des Jahres wurde der 16-Jährige für eine Woche von der Schule freigestellt. „Wir sind sehr dankbar, dass die Verantwortlichen im Werner-Heisenberg-Gymnasium Verständnis haben und das mitmachen“, betont Vater Jürgen. Ein Beispiel für Lösungen: Simon Job schrieb am Abflugtag morgens um 8 Uhr noch eine Klausur, um 9.30 Uhr ging es nach Stuttgart, wo er zwar eine Stunde später als die anderen, aber noch rechtzeitig zum Abflug kam. „In der Oberstufe ist das alles schon sehr eng“, sagt Jürgen Job. Sein Sohn ist in der MSS 11 und hat die Leistungskurse Mathe, Englisch und – wenig überraschend – Sport. Er lernt viel im Auto auf dem Weg nach Sandhausen und zurück. Wenn montags Training ist, darf er die letzte Sportstunde ein wenig früher beenden, um es rechtzeitig auf den Platz neben dem Sandhausener Stadion zu schaffen. Kein Wunder also, dass Simon Job sagt: „Noch steht der Spaß am Fußball im Vordergrund. Aber mittlerweile ist es neben der Schule nicht mehr nur ein Hobby, sondern schon so eine Art Beruf.“ Nach Verletzungen wartet ein Aufbautraining In allen Belangen habe er sich seit dem Training in Sandhausen weiterentwickelt. „Am Anfang war Simon stämmiger“, sagt sein Vater, sie sehen sich an und lachen beide. „Ich habe viel Gewicht verloren im ersten Jahr, bin athletischer geworden“, erzählt der 16-Jährige. Vor zwei Jahren gab es vom Verein auch einen Ernährungsplan, heute nicht mehr. „Wir sind selbst angehalten, darauf zu achten, was wir mit unserem Körper machen und wie wir uns vorbereiten“, erklärt Simon Job. In Sandhausen wartet nach Verletzungen ein spezielles Aufbautraining, es gibt Athletik-Trainer und Physiotherapeuten und einen Fitnessraum, den Simon Job nutzen kann. Eine Weile hat er auch noch freiwillig Personal Training gemacht, „ich war oft verletzt, das war zur Prophylaxe, hatte aber auch mit Ernährung zu tun“. Heute sitzt ein trainierter junger Sportler am Tisch mit großen Ambitionen. Kontakt mit der Ersten Mannschaft des SVS hat Simon Job noch nicht, „man sieht sich aber natürlich öfter“, erzählt er. Vor drei Wochen hat der 16-Jährige jedoch sein erstes U19-Spiel gemacht. „Er wird in Sandhausen aufgebaut“, freut sich sein Vater. Bei der U17 wird er von Bernd Bechtel trainiert, in der U19 von Joachim Stadler, Leiter des dortigen Nachwuchsleistungszentrums. Auch wenn Simon Job sagt: „Profi werden ist ein Traum“, ist der junge Mann kein Träumer, sondern konzentriert, fokussiert und sehr überlegt und klar in seinen Aussagen. „Die Schule ist wichtig, ich möchte mich nicht nur auf Fußball verlassen, mich mit dem Abitur absichern.“ Davon hält auch Papa Job viel. „Diese Saison hatte Simon Wachstumsprobleme, wir mussten uns von vielen Ärzten beraten lassen“, erklärt er, warum auch er nicht für Fußball als einziges Standbein ist. Der Filius ergänzt: „Es gab bei uns viele Verletzte, Muskelabriss, mehrere Operationen – so schnell kann es gehen.“ Dass er sich das Fach Elektrotechnik für seine nichtfußballerische Zukunft vorstellen könnte, dürfte auch seinen Vater freuen, der seit 19 Jahren selbstständiger Elektriker in Dürkheim ist. Simon Job schaut gerne und viel Fußball von Champions-League bis Bundesliga. Neben „seinem“ Sandhausen sieht er auch gerne der Borussia aus Dortmund zu. Von Seebach wechselte er nach Wachenheim, Königsbach, Ludwigshafen und Frankenthal, ehe es mit Sandhausen klappte. Die wenige Freizeit, die dem jungen Mann noch bleibt, verbringt er mit seiner Freundin und manchmal auch mit Musik – „gerne Deutschrap und HipHop“ – oder mit Tauchen. Am Samstag und am Sonntag geht es um den Titel An Futsal gefällt dem 16-Jährigen, dass es sehr fair ist, nicht nur, weil es nach dem fünften Foul einen Elfmeter gibt. Einige weitere Änderungen im Vergleich zum Hallenfußball: Der Ball ist kleiner, springt nicht so hoch, der Torwart darf nur einmal angespielt werden. „Technisch ist es anspruchsvoller als Hallenfußball“, erzählt Simons Vater Jürgen Job. Sein Sohn betont: „Wir haben das Ziel, Erster zu werden“, noch mal will er sich nicht mit Rang zwei zufriedengeben. Vor zwei Jahren hat er mit Sandhausen die Deutsche Vizemeisterschaft mit der C-Jugend geholt. Diesmal will der Dürkheimer unbedingt noch eine Stufe höher auf dem Treppchen stehen. Zum Wettbewerb in Gelversberg ging es über Kreis-, Landes- und Süddeutsche Meisterschaft. Am Samstag und Sonntag geht es nun um den Titel. Es wird wieder ein Erlebnis für das Talent aus Dürkheim. Nicht nur weil es auch gegen Traditionsvereine wie Alemannia Aachen geht. Sondern auch, weil die Mannschaft mit dem DFB-Bus zur Halle gefahren wird. Und vor zwei Jahren der frühere U21-Nationaltrainer und DFB-Sportdirektor Horst Hrubesch an der Bande stand. Die Futsal-DM als Scouting-Termin – der nächste Schritt auf Simon Jobs Weg zu seinem großen Traum.

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