Grünstadt Im Wein liegt nicht nur Wahrheit

Liest heute in Grünstadt: Markus Guthmann.
Liest heute in Grünstadt: Markus Guthmann.
Herr Guthmann, „Weinstraßenhölle“ ist bereits ihr siebter Weinstraßenkrimi. Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

Ich liebe es auf dem Weinfest oder in der Waldhütte mit den Menschen zu reden. Da erfährt man die unglaublichsten Geschichten. Manchmal denke ich, wenn ich das eben Gehörte genauso ins Buch schreibe, dann glaubt mir das kein Mensch. Und wenn es mal wieder einen inspirierenden Skandal in der Pfalz gibt, dann hilft ein Blick in die RHEINPFALZ. Anregungen liefert das echte Leben in Hülle und Fülle. Meistens ermitteln in Kriminalromanen Polizeikommissare. Wie kamen Sie zu Ihrem Protagonisten Oberstaatsanwalt Röder? Eben weil es bereits so viele Polizeikrimis gibt, wollte ich die Geschichten aus einer etwas anderen Perspektive schildern. Es ist auch wichtig zu wissen, dass die Staatsanwaltschaft die Verfahrensherrschaft bei strafrechtlichen Ermittlungen hat. Die Kriminalpolizei dient als sogenannte Hilfsbehörde und macht die Feld- und Laufarbeit, deren Ergebnisse der zuständige Staatsanwalt zu einer hieb- und stichfesten Anklage aufarbeiten muss. Staatsanwälte, die sich bei Verbrechen stark engagieren, so wie es der Röder in meinen Krimis tut, sind Realität. Der Begriff „Regionalkrimi“ wird ja meist etwas abwertend verwendet. Wie stehen Sie dazu? Ich finde es klasse, dass der Regionalkrimi boomt und jeder Landstrich in Deutschland seinen eigenen Ermittler hat. Die Leser identifizieren sich gerne mit dem Land und den Leuten, die ihre Nachbarn sein könnten Oder sie kennen die Gegend vielleicht durch Ausflüge und Reisen. Außerdem sind viele international bekannte Krimireihen auch Regionalkrimis. Gute Beispiele sind Donna Leon mit ihren Venedig-Krimis oder Martin Walker mit seinen Périgord-Krimis, die eine riesige Fangemeinde haben. Sie sind im Nebenberuf Schriftsteller. Wie finden Sie denn die Zeit das Schreiben mit Ihrem Hauptberuf und Ihrer Familie zu verbinden? Nun, wenn der Erscheinungstermin mit dem Verlag einmal aushandelt ist, dann müssen viele andere Dinge, wie etwa der Sport und das Lesen zurückstecken. Abends kein Fernsehgucken hilft auch und manchmal schreibe ich bis tief in die Nacht mit dem Effekt, dass ich dann meine Geschichten im Schlaf weiter träume und am anderen Morgen ziemlich müde aus der Wäsche schaue. Wissen Sie bereits zu Beginn des Romans wie der letzte Satz lauten wird? Nein, aber ich plotte meine Krimis und kenne die Geschichte und den Mörder, bevor ich anfange zu schreiben. Je tiefer ich dann in die Arbeit eintauche, desto mehr neue Ideen kommen hoch, sodass das letzte Drittel immer vom Plan abweicht, was die Geschichte aber auch bereichert und lebendiger macht. Sie lassen Ihre Figuren gern auch mal Pfälzer Dialekt sprechen. Nun unterscheidet sich die Vorderpfälzer Mundart schon ein wenig von dem Westpfälzer Dialekt. War das für Sie als gebürtiger Pirmasenser schwierig? Klar, und ich habe nach dem ersten Buch entsprechende Rückmeldungen bekommen. Seitdem habe ich einen „Deitschlehrer“ engagiert, der das übrigens auch im echten Leben ist und mir als mein kompetenter Fachlektor zur Seite steht. Wir diskutieren dann oft die Unterschiede der Dialekte, etwa zwischen „in-“ und „oikaafe“. Was lieben Sie besonders an der Vorderpfalz? Die Pfalz mit all ihren Menschen und den verschiedenen Landschaften finde ich toll. Ich liebe das Wandern, die einzigartige Hüttenkultur und die äußerst bewegte Geschichte der Pfalz, die es überall zu entdecken gilt. In der Vorderpfalz sind natürlich die fröhlichen Weinfeste hervorzuheben und die herrlichen Ausblicke, dort wo der Pfälzerwald in die alte Kulturlandschaft der Oberrheinebene übergeht. Was lesen Sie privat gern? Haben Sie einen Lieblingsschriftsteller? Ja, ich lese recht viel und gerne. Es sind viele Bücher und Artikel über die Pfalz dabei. In meiner Kindheit und Jugend habe ich die Bücher von Karl May und Agatha Christie verschlungen. Heute lese ich gerne die Werke von Ken Follett, Sebastian Fitzek und Philipp Kerr, von dem ich gerade wieder ein Buch auf dem Nachtisch liegen habe. Haben Sie schon Ideen für einen neuen Weinstraßenkrimi? Sicher, es wird um die Verirrungen der Lokal- und Kommunalpolitik gehen. Der jetzige Wahlkampf bietet eine unendliche Menge an Stoff für zukünftige Kriminalgeschichten. Zur Person Markus Guthmann wurde 1964 in Pirmasens geboren. Er studierte Wirtschaftsingenieurwesen und arbeitet im Management eines Unternehmens. Seit einigen Jahren interessiert er sich verstärkt für die Geschichte der Pfalz. 2007 erschien sein erster Weinstraßenkrimi. Er lebt mit Frau, zwei Kindern und Hund in Battenberg. Termin Lesung am heutigen Mittwoch, 19.30 Uhr, Buchhandlung Frank, Bahnhofstraße 3, Grünstadt. Eintritt: 8 Euro.

x