Bad Dürkheim „Ich bin nicht gut darin, berühmt zu sein“

Ihr neues Album kommt energiegeladener daher als der Vorgänger, sagt die dänische Musikerin Tina Dico. Beim Limburg Sommer will
Ihr neues Album kommt energiegeladener daher als der Vorgänger, sagt die dänische Musikerin Tina Dico. Beim Limburg Sommer will die Singer-Songwriterin ein paar neue Stücke präsentieren.
Frau Dico, Sie haben schon Konzerte in Mainz und Ludwigshafen gegeben. Nun spielen Sie beim Limburg-Sommer. Wie gefällt es Ihnen im Südwesten, besonders in der Pfalz?

Zuallererst: Ich hatte viele tolle Konzerterlebnisse hier in der Region und habe immer viele sympathische Menschen kennengelernt, die mich unterstützt haben in dem, was ich tue. Aber natürlich denke ich beim Südwesten und der Pfalz auch an den Weißwein! Ich trinke nie Rotwein und nur selten Bier aber ich liebe Weißwein. Und meine Favoriten kommen alle aus Eurer Gegend! Normalerweise spielen Sie ja eher kleine, intime Konzerte statt großer Arenen. In Bad Dürkheim stehen Sie zum ersten Mal in unserer Klosterruine. Haben Sie an so einem Ort schon mal Musik gemacht? In den vergangenen Jahren habe ich an vielen schönen, seltsamen oder witzigen Orten gespielt: in Kathedralen und engen Bars, in wunderschönen Parks, vor 50.000 Menschen auf der Festivalbühne, in alten Barock-Theatern oder im Haus des Designers Pierre Cardin in Cannes. Und eines kann ich deshalb sagen: Der Ort trägt so viel zur Atmosphäre bei. Und ein Platz wie die Klosterruine Limburg, mit so viel Geschichte, neuen Schichten und Tiefen, formt Musik und trägt zu der Konzerterfahrung bei. Seit 2001 haben Sie zehn Alben veröffentlicht. Manche sind eher ruhig, andere klingen nach pop-lastigem Mainstream oder gar experimentell. Ihr neues Album soll im Herbst erscheinen. Welchen Sound können Fans diesmal erwarten? Ich finde – ohne groß drüber nachzudenken - dass ich dazu tendiere, zwischen Alben, die viel Energie haben, und Alben, die eher ruhig und akustisch sind, abzuwechseln. Mein letztes Album „Whispers“ war so ein ruhiges Album, da war fast nie Schlagzeug zu hören. Das neue Album ist dagegen energischer und hat diesen Mainstream-Sound. Und trotzdem auch diese Tiefe und Ruhe. Ich glaube, beim Sound haben wir diesmal eine tolle Balance gefunden. Einige Ihrer Fans vermuten, dass Sie mit dem neuen Album zu Ihren musikalischen Wurzeln zurückkehren: Akustikgitarre, Stimme, Klavier. Meine Alben haben immer schon einen Fokus auf Akustikgitarren und Stimme gehabt. Aber auf dem neuen Album spiele ich weniger Gitarre als je zuvor. Der Fokus liegt vielmehr auf mir als Sängerin – auf Stimme und Schlagzeug. Ich spiele sogar selbst ein paar Trommeln auf diesem Album. Von daher ist es in vielerlei Hinsicht ein moderneres Album. Zusammen mit Ihrem Mann Helgi Jónsson, der ebenfalls Musiker ist und Sie regelmäßig auf Tour begleitet, leben Sie in Island. Finden Sie da die Inspiration für ihre Musik? Meine Inspiration finde ich im Leben und in den Gedanken, die mir durch den Kopf gehen. Nicht durch Landschaften oder die isländische Natur im Besonderen. Wobei die meinem Kopf den Freiraum schafft, die Gedanken wandern zu lassen. Inspiration finde ich aber auch in Musik und Sprache. Wenn ich mich zum Schreiben hinsetze, passiert es oft, dass die Musik mich treibt und die Worte einfach folgen. In dieser musikalischen Blase passieren die Dinge einfach. Und wie lebt es sich dort als Musiker? Ich bin froh über meine Entscheidung, nach Island zu ziehen. Island ist ein tolles Land zum Leben, besonders, wenn man Kinder hat. Aber auch als Musiker. In Dänemark bin ich berühmt und ich bin nicht gut darin, berühmt zu sein. Ich laufe lieber in Sneakers und Kapuzenpulli durch die Gegend ohne mir Gedanken zu machen, wie ich aussehe. Über mein Leben und meine Karriere habe ich auch ein Buch geschrieben – über Ruhm, das Leben auf der Bühne, über Island, Dänemark und auch Deutschland. Mittlerweile ist es fast fertig auf Deutsch übersetzt, darauf bin ich schon ganz gespannt. Sie und Ihr Mann schreiben auch Musik zusammen. Wie viel Tina Dico und wie viel Helgi Jónsson steckt in den neuen Songs? Die meisten der neuen Songs habe ich selbst geschrieben, aber Helgi inspiriert mich sehr. Mit ihm probiere ich mehr aus, weil ich keine Angst vor seinem Urteil habe und weiß, dass er ehrlich ist. Und er ist gut! Er hat die meisten Arrangements auf dem neuen Album gemacht. Von daher steckt in dem Sound sehr viel Helgi. Er schafft es meisterlich, meine Stimme einzufangen. Wir arbeiten gut zusammen, obwohl wir natürlich auch diskutieren. „Es ist nur Musik“, heißt es dann manchmal zwischen uns. Aber es ist eben doch sehr emotional für uns beide. Werden die Pfälzer Fans einige der neuen Songs in Bad Dürkheim hören können? Oh ja! Ich werde definitiv ein paar neue Songs in Bad Dürkheim spielen. Das Album soll dann am 28. September erscheinen. | Interview: Anne LenhardtDOPPELTERZEILENUMBRUCH

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