Bad Dürkheim Golf als nächste Herausforderung

In der Runde der Behinderten-Werkstätten (hier in Schwarz das Dürkheimer Lebenshilfe-Team gegen Offenbach) spielen die Teams jew
In der Runde der Behinderten-Werkstätten (hier in Schwarz das Dürkheimer Lebenshilfe-Team gegen Offenbach) spielen die Teams jeweils nur mit sechs Feldspielern plus Torwart. So gibt es mehr Mannschaften.

«Bad Dürkheim/Neustadt.» Das kennt jeder Fußballer: Die Heimmannschaft spielt in der zweiten Hälfte überlegen, ihre Spieler treffen bei besten Chancen aber nur den Pfosten und freistehend aus kurzer Distanz den gegnerischen Torwart; Frust macht sich breit. Dann auf der anderen Seite das: Ein missglückter Abschlag – den Gästen gelingt gegen die Mannschaft der Lebenshilfe Bad Dürkheim der 2:1-Siegtreffer. Großer Jubel nach dem Schlusspfiff des kaum beschäftigten Schiedsrichters Horst Lauer (Rödersheim) auf der Seite der Lebenshilfe aus Offenbach in der Südpfalz. Fast etwas wie Resignation bei den Schützlingen der Trainer Florian Schmitt und Hartmut Brust. Nach dem 1:3-Auftakt gegen das Team aus Mainz „nach einem ähnlichen Verlauf“, so Brust, und einem 0:9 bedeutet die dritte Niederlage in der unter sechs Teams ausgespielten Runde von Behinderten-Werkstätten praktisch schon das Ende der Hoffnungen auf einen der ersten beiden Plätze. Die berechtigen zur Qualifikation für die weiterführenden Spiele auf Rheinland-Pfalz-Ebene. Alle Einwechselspieler kommen aufs Feld Ausgetragen werden die Partien mit sechs Feldspielern und einem Torwart. „Dadurch gibt es gegenüber den früheren Spielen auf dem Großfeld mit elf gegen elf mehr Mannschaften. Und die Spieler sind intensiver am Geschehen beteiligt“, erklärt Hartmut Brust die vor einiger Zeit vorgenommene Änderung. Deshalb werden von den beiden Trainern auch im Verlauf der zweimal 30 Minuten Spielzeit alle Einwechselspieler aufs Feld gebracht, zumal gegen Ende die beiden im Team stehenden Landes-Auswahlfußballer Thorsten Stefaniak und Michael Schattner ihre Pausen brauchen. Mit dem aus Syrien stammenden Ahmat Kheder aus Deidesheim könnte vom spielerischen Vermögen her ein dritter Akteur den Sprung in diesen Kader schaffen, wenn die Verständigung noch besser klappt. Untereinander haben die Spieler damit keine Probleme, sagt Hartmut Brust. „Es ist für uns Trainer eine große Freude zu beobachten, wie viel Spaß sie am Sport haben, wenn sie ausgelassen gemeinsam über ein Tor oder einen Sieg jubeln.“ Los ging das Sportangebot mit Tischtennis und Fußball Die „persönlichkeitsbildende Funktion“ des Sports in den Werkstätten der Lebenshilfe Bad Dürkheim hebt auch Heide Würtenberger, Leiterin des Begleitenden Dienstes, hervor. Sie organisiert mit Elke Gauweiler das Sportangebot für die etwa 430 von der Lebenshilfe betreuten Menschen aus dem Landkreis Bad Dürkheim, der Stadt Neustadt und einem Teil des Donnersbergkreises. Gestartet wurde einst mit Tischtennis und Fußball. Neben der Teilnahme an den Rundenspielen ist Letzterer mit der Austragung des bundesweit besuchten Ostercups in Bad Dürkheim ein Höhepunkt im Jahreskalender der 1965 gegründeten Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung. Hockeymannschaft ist das bislang am weitesten gereiste Sportteam Im Laufe der Jahre ist das Spektrum der angebotenen Sportarten deutlich breiter geworden. Besucht werden dabei Wettkämpfe sowohl innerhalb des paralympischen Sports als Mitglied des Landes-Behindertensportverbandes als auch bei der ebenfalls immer populärer werdenden Special-Olympics-Bewegung. „Bei den Landesspielen waren wir zuletzt immer mit zwölf bis 20 Teilnehmern am Start“, berichtet Elke Gauweiler, die dabei auf Erfolge der Badmintonspieler unter Trainer Gerhard Roch, der Schwimmer, Bowling- und Tischtennisspieler verweist. Nicht zuletzt auch ein Verdienst der als Trainer engagiert zu Werk gehenden Gruppenleiter, wie den beiden Fußballcoaches Brust und Schmitt sowie Günter Schäfer, der die frühere Hockey- und jetzige Floorballmannschaft betreut. Mit der Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb in Toronto (Kanada) ist die Hockeymannschaft das bisher am weitesten gereiste Sportteam der Lebenshilfe Bad Dürkheim. Neues Frauenfußball-Team ist eine Spielgemeinschaft „Es fällt aber nicht immer leicht, die Arbeit der Mitarbeiter in den Werkstätten und deren sportliches Engagement zu vereinbaren“, gibt Heide Würtenberger hinsichtlich der notwendigen Fahrten und Freistellungen zu. Sie unterstreicht aber die Kooperationsbereitschaft von Vorstand und Geschäftsführung, die finanzielle Mittel für die benötigten Sportgeräte ebenso zur Verfügung stellen wie die für die zehn bis zwölf zusätzlich eingesetzten Honorarkräfte. Alles summiert sich, denn angeboten wurden oder werden neben Tanz und Jazztanz, Nordic Walking und Gymnastik auch Bogenschießen, Inlineskaten oder Judo sowie therapeutisches Reiten in Birkenheide. „Die Interessen verändern sich“, weiß Gauweiler, die als nächste Sportart Golf ins Auge gefasst hat. Bei einem inklusiven Turnier in Limburgerhof Ende Juli wird sie sich über das behindertengerecht organisierte Spiel informieren. Und bei einer mit den Einrichtungen in Offenbach und Pirmasens gegründeten neuen Frauenfußball-Spielgemeinschaft ist man auch schon mit einer Spielerin vertreten. Appell an Sportvereine: Sich für Inklusion öffnen Grundsätzlich ist bei allen Sportarten von den Teilnehmern ein gewisses Maß an Selbstständigkeit gefordert, betonen Heide Würtenberger und Elke Gauweiler. Deshalb sei es auch wünschenswert, wenn die von der Lebenshilfe betreuten und in der Regel in ihrer gewohnten Umgebung lebenden Menschen ihre sportlichen Aktivitäten in der Freizeit weiterführen könnten. „Dafür sollten sich die Sportvereine in der Region trotz des vielleicht etwas höheren Aufwands mehr öffnen“, wünschen sie sich. „Es wird sich für beide Seiten lohnen.“

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