Bad Dürkheim Glücklich in der zweiten Gastfamilie

Gastfamilie mit Australier (von links): Vater Andreas Göbel, Aaron, Angus, Kilian, Mutter Christina Koterba-Göbel auf der Verand
Gastfamilie mit Australier (von links): Vater Andreas Göbel, Aaron, Angus, Kilian, Mutter Christina Koterba-Göbel auf der Veranda der Familie in Bad Dürkheim.

Ein Australier in Bad Dürkheim: Der 17-jährige Angus Waters ist für zehn Monate in Deutschland und hat, nachdem es in der ersten Gastfamilie nicht gut lief, bei Familie Koterba-Göbel ein Heim gefunden. Jetzt fühlt sich der Austauschschüler richtig wohl.

Angus’ Familie – Eltern, Bruder und Hund Ace – wohnt in Wollongong, der drittgrößten Stadt in New South Wales an der Ostküste Australiens. Seit 15. April und bis 7. Oktober wohnt Angus in Bad Dürkheim. Der sympathische Australier beschreibt sich selbst als ruhig und zurückhaltend. Gastmutter Christina Koterba-Göbel fügt lächelnd „hilfsbereit“ hinzu. „Wenn ich eine schwere Kiste tragen muss, ist er sofort da und trägt sie für mich“, sagt sie strahlend, was Angus bescheiden abwinkt. Ein wenig schüchtern wirkt er, jedoch keinesfalls verschlossen, sonder neugierig und offen für Neues. Er hat schon Klavier und Klarinette spielen ausprobiert, obwohl er gerne Hip Hop hört, hat schon Hühner gehalten und eine Europareise gemacht. Das einwöchige Praktikum, das am Maxdorfer Lise-Meitner-Gymnasium auf dem Lehrplan stand, verbrachte er im Steinbruch von Gastvater Andreas Göbel. „Ich musste Gabelstapler fahren, Steine klopfen und Löcher für Dynamit bohren“, erzählt er und macht einen zufriedenen Eindruck. Das war in der ersten Gastfamilie, in der er untergebracht war, nicht so. Am 26. Januar war er in Dannstadt-Schauernheim bei einer Familie mit einer 15-jährigen Tochter angekommen. Obwohl sie sich vorher via Skype kennengelernt hatten, passte die Chemie nicht. Schließlich einigten sie sich darauf, dass Angus eine neue Gastfamilie bekommen soll. An seinem ersten Schultag in Maxdorf hat Angus Kilian Koterba-Göbel, kennengelernt. Die Jungs freundeten sich an und Angus erzählte Kilian, dass er wegen der neuen Unterkunft wohl die Schule wechseln müsse. Kilian erzählte das seiner Mutter und für sie stand nach kurzer Rücksprache mit ihrem Mann fest: Angus soll zu ihnen nach Bad Dürkheim kommen. Mit der Organisation, die Angus’ Austausch in Deutschland betreut, gab es noch einiges zu klären. Die Familie durchlief das Bewerbungsverfahren, um Austauschschüler aufnehmen zu dürfen, im Schnelldurchlauf. „Wir haben sogar eine Hausführung im Video-Chat gemacht“, erzählt Koterba-Göbel. Noch antwortet er meist auf Englisch. Mit dem Deutsch klappt es noch nicht so gut. Trotzdem ist er auch wegen der Sprache nach Deutschland gekommen, ist es doch neben seiner Muttersprache Englisch und ein wenig Japanisch die einzige Sprache, die er ein bisschen beherrsche. „Ich habe mal für 15 Wochen Deutsch gelernt“, erklärt er grinsend. Seine Familie hatte außerdem vor zwei Jahren eine Austauschschülerin aus Berlin aufgenommen. Mit der verstand Angus sich so gut, dass er sie jetzt vor Kurzem in der Hauptstadt besucht hat. Zunächst habe er nur für drei Monate ins Ausland gehen wollen. „Vielleicht nach Amerika oder so“, sagt er. Aber irgendwie seien aus drei Monaten zehn geworden und aus Amerika Deutschland. „Was ich an Australien vermisse, ist das Meer“, sagt er. Seine Gasteltern bestätigen das: „Bei unserem Urlaub in Gran Canaria, zu dem wir ihn spontan mitgenommen haben, hat er sich förmlich in die Wellen gestürzt.“ Seine Heimat fehlt dem 17-Jährigen zwar. „Aber mit der Zeit bin ich über das Vermissen hinweg gekommen“, sagt er. Deutschland hat Vorteile gegenüber Australien, findet Angus. Hier müsse man nicht immer genau nach gefährlichen Tieren wie großen Spinnen Ausschau halten, bevor man ins Feld geht oder einen Fußball aus dem Busch holt. Was er allerdings bedenklich findet, sei die Fahrweise der Deutschen. „Die blinken einfach nicht, wenn sie abbiegen wollen“, sagt er ungläubig. Ansonsten seien Heim- und Gastland gar nicht so verschieden. Aber eine Sache gibt es, die er insbesondere an der Pfalz richtig gut findet: Die Weinfeste und die Schorle. Da ist der Australier gerade mal ein halbes Jahr hier und schon auf dem besten Weg ein Pfälzer zu werden.

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