Bad Dürkheim Geschützt und gefangen

In seinen Skulpturen kombiniert Volker Krebs Stein und Metall.
In seinen Skulpturen kombiniert Volker Krebs Stein und Metall.

Umgeben von einem stählernen Gefüge kauert eine Figur. Arme und Beine sind an den wuchtigen Steinkörper herangezogen, die Gestalt scheint in sich versunken. So zurückgenommen sie auch wirkt, so raumgreifend schwingen und schlingen sich um sie herum gewundene Stäbe. Die figürliche Geschlossenheit des roten Sandsteins steht im Gegensatz zur Durchlässigkeit dieses Metallkörpers. Auch ihr Entstehen unterscheidet die Materialien grundlegend. Der Stein erhält seine Form, indem der Bildhauer abträgt und wegnimmt, das Metall dagegen, indem er hinzufügt. Doch beide Stoffe prägt auch Verbindendes. In ihrer Oberfläche zeigen sie Prozesse und Veränderungen: Der Sandstein der Figur trägt deutlich die markanten Spuren des Spitzmeißels und das glatte Metall wird durch ansetzenden Rost aufgeraut. „Trautes Heim“, nennt Bildhauer Volker Krebs seine Arbeit. Allerdings sollte man mit dem Titel kein behagliches Idyll verbinden. Das gilt grundsätzlich für die Skulpturen, die Krebs ab kommendem Samstag in der ehemaligen Synagoge von Weisenheim am Berg präsentiert. Während Motive wie die „Reiterfigur“ eher ruhige Körperpositionen darstellen, steigert der Bildhauer andere Kleinskulpturen zu extremer Bewegung. Doch wie statisch oder bewegt sie auch wirken, oftmals erscheinen die Gestalten doppelwertig oder gar widersprüchlich. Die Arbeit „Im Dickicht der Erkenntnis“ zeigt eine Figur, die wie gefangen in Stäben aus Rundstahl wirkt. Sie scheint mit aller Kraft gegen die wuchernde Dichte anzugehen. Bedrängt und eingeengt, streckt sie den Arm aus, als wolle sie die stählernen Lianen beiseite schieben. Für den Außenstehenden entsteht unweigerlich der Eindruck, dass das wirre Netzwerk undurchdringlich bleibt. Die Kombination von Stein und Metall wirkt auch reizvoll, wo der Bildhauer mit weißem Marmor arbeitet. Dabei bekommt der metallene Teil oft tragende Funktion – mal als hoher Sockel, dann wieder als ganz ungewöhnliche Halterung: So stützen Aluminiumstäbe den lang ausgestreckten Körper eines „Schwimmers“, der leicht und behände durch sie hindurch zu gleiten scheint. Volker Krebs bearbeitet den Marmor unterschiedlich. Mal lässt er die Oberfläche rauer stehen, dann jedoch schleift er sie zu makelloser Glätte. Beides steigert im Nebeneinander seine Wirkung. Ein Beispiel hierfür ist die kleine Figur der „Nike“ vor einem bronzenen Fenster. Die griechische Göttin des Sieges drückt ganz Bewegung aus und ihre ausgestreckten Arme bilden zugleich Flügel. Wiederholt formt der Bildhauer Flügelfiguren. Meist fügt er ihnen die Schwingen nicht hinzu, sondern setzt sie anstelle der Arme an den Körper. Sinnbildlich verleiht Volker Krebs in seiner Präsentation auch der europäischen Idee Flügel. An den Wänden der ehemaligen Synagoge reiht er Bilder von goldenen Sternen auf blauem Hintergrund auf. Im Zeichen der Europawahl erinnern sie unaufdringlich und dekorativ an die Werte von Einheit und Solidarität. Termine Die Ausstellung „Skulpturen“ wird am Samstag, 25. Mai, 17 Uhr, mit Günther Berlejung von der Universität Landau eröffnet. Zu besichtigen ist sie samstags von 17 bis 19 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr. Bei der Finissage am 9. Juni bespricht Gerd Hauser ab 16 Uhr Einzelobjekte.

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