Bad Dürkheim Geheimnisvoll und abenteuerlich

Im Keller des Rieslinghofs Zimmermann waren Gemälde von Friedel Baudy ausgestellt.
Im Keller des Rieslinghofs Zimmermann waren Gemälde von Friedel Baudy ausgestellt.

Tausende von Menschen waren am Samstag am späten Nachmittag und Abend in Wachenheim unterwegs, verschwanden dort, wo blaue Leuchtpylone standen, für kürzere oder längere Zeit in der Tiefe, tauchten wieder auf, wanderten zum nächsten Leuchtpylon. Die dritten Wachenheimer Unterwelten, eine Veranstaltung der Tourist-Information, lockte viele Besucher an ungewöhnliche Orte.

Unterwelten, das klingt geheimnisvoll, auch etwas verrucht und kriminell. Verrucht und kriminell, das sind die Wachenheimer Unterwelten nicht, aber geheimnisvoll, spannend und manchmal ein bisschen abenteuerlich. Die Wachenheimer Unterwelten, das sind elf Keller, die am Samstag für Besucher geöffnet waren. Es sind ganz unterschiedliche Keller: große und kleine Keller, Keller von Weingütern, von Privathäusern und der Keller des Rathauses. Keller, die genutzt werden, Keller, die saniert sind, und Keller, in denen sich seit Jahrzehnten nichts verändert hat. Keller, in die man nur wenige Stufen hinabsteigen muss und Keller, die waghalsige Abstiege erfordern. „Die ist wirklich spektakulär“, meinte ein Mann angesichts der ausgetretenen, schiefen Treppe mit schmalen Stufen, die in den „Raum der Tiefe“ in der Weinstraße 70 führte. „Sind da Leichen im Keller?“, fragte eine Frau beim Blick in den etwas gruftig aussehenden Raum. Nein, Leichen waren da keine, aber Spinnenweben, alte Weinflaschen, etwa ein 1974er Riesling Wachenheimer Luginsland, eingemachtes Obst aus dem letzten Jahrhundert, etwas Gerümpel und Wilfried Schaaf. Es war unterhaltsam und informativ dem 88-jährigen, gebürtigen Wachenheimer zuzuhören, wenn er erzählte, dass der Keller früher als Sportkeller genutzt wurde, dass sein Onkel, ein Dürkheimer Winzer, hier seine Weinfässer lagerte, nachdem er im Zweiten Weltkrieg ausgebombt worden war. Wer auch den Aufstieg wieder geschafft hatte, konnte sich Bilder und Fotografien von Tina Rook anschauen, den Liebesliedern von Harald und Bernie zuhören und dazu Kartoffelgulasch essen. „Wir gehen jedes Jahr zu den Wachenheimer Unterwelten, wir gucken uns heute vor allem die Keller an, die wir noch nicht kennen“, berichteten die Wachenheimer Marliese und Wolfgang Wolf. So wollten sie zum Kreuzgewölbekeller der Familie Panzer. Dort war nicht nur ein Kreuzgewölbe aus dem Jahr 1617 zu bestaunen, Mitglieder des Heimatvereins informierten über den Keller, und es gab mehrere Lesungen. Drachenblut schenkte die Initiative Wachenheimer Stadtmauer im Keller der Familie Gleber aus. Das Drachenblut ist ein Kräuterwein, während man den trank, konnte man sich über die Initiative informieren, Bilder anschauen oder mit Christiane Rosenberg, der Vorsitzenden der Initiative, unterhalten. „Die Leute sind vor allem auf den Keller neugierig, aber wenn man sie anspricht, dann interessieren sie sich auch für die Stadtmauer“, erzählte Rosenberg. „Das ist riesig und sehr interessant“, zeigten sich Marika und Nadine Best aus Gönnheim vom Gewölbekeller des Weinguts Bürklin-Wolf beeindruckt. Die beiden waren das erste Mal bei den Wachenheimer Unterwelten: „Es ist toll, dass es so ganz unterschiedliche Keller sind, wir wollen uns alle angucken.“ Musik erklang im alten Gewölbekeller des Rathauses. Der Idee, hier die Ratssitzungen abzuhalten, war Bürgermeister Torsten Bechtel (CDU) nicht grundsätzlich abgeneigt. Am Samstag war der Keller das Domizil der Wachenheimer Landjugend, die Brüder Lars und Tim Johannsen sorgten mit schöner Musik für Unterhaltung. Geradezu bequem war der Abstieg in den Keller des Rieslinghofs Zimmermann. Unten konnte man schön sitzen und die in kräftigen, bunten Farben gemalten Bilder von Friedel Baudy anschauen. Objekte aus Stein zeigte Marion Völkel im Hof der Familie Mandese in der Mühlgasse. Im „kuschligen Weinkeller“ hätten die keinen Platz gehabt – er war zu voll.

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