Kreis Bad Duerkheim Friedens-Jäger

In winzigen Sekundenschritten hat das Jahr angefangen: 60 Sekunden in der Minute, 3600 Sekunden in der Stunde, 86.400 Sekunden pro Tag, 31.586.000 Sekunden im Jahr. Wenn Sie diesen Text lesen, sind schon über eineinhalb Millionen Sekunden des Jahres vergangen. Weniger als eine Sekunde ist nötig, damit ein Leben völlig aus den Fugen gerät. In weniger als einer Sekunde ist ein Wort gesagt, das eine Freundschaft beendet. Eine Sekunde kann alles ändern. „Suche Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34,15) Das ist die Jahreslosung für das Jahr 2019. Die Jagd ist uns Menschen eigen. Früher musste man jagen, um zu überleben. Man jagte der Beute nach, stellte sie, erlegte sie, verteilte sie, man bereitete sie zu am Lagerfeuer. Dass das Suchen und Jagen Erfolg hatte, war überlebenswichtig. Vieles hat sich seit dieser Zeit verändert. Es ist, als ob die Zeit mich jagt. Und draußen jagen sie einander. Einer will sein Land am größten machen. Ein anderer will die schnellste Atomrakete aller Zeiten haben. Wenn das mal keine Jagd ist. In deutschen Länderparlamenten sagen sie: „Wir werden sie jagen!“ Diese Leute jagen alles, nur nicht den Frieden. Sie jagen einander: Wer ist der Größte? Wer ist am Wichtigsten, am Mächtigsten, am Lautesten, am Gröbsten? Wer teilt am meisten aus? Jagen oder gejagt werden – eine unheilvolle Entwicklung. Das Bibelwort für 2019 lädt uns ein, Friedens-Sucher oder Friedens-Jäger zu werden. „Schalom“ ist das hebräische Wort, das hier steht. Das meint viel mehr als das, was wir im Deutschen unter Frieden verstehen: die Abwesenheit von Krieg oder die Befriedung von Konflikten. Schalom ist, wenn alle Geschöpfe, Mensch und Mensch, Mensch und Tier, miteinander im Einklang leben. Schalom ist Gesundheit, Wohlfahrt, Sicherheit, Frieden und Ruhe. Ein guter Jäger jagt nicht mit Treibjagd, Aufhetzen und Hintreiben. Man braucht Geduld und gute Vorbereitung. Gute Jäger können warten. Auf den Moment, in dem sie den Frieden sehen. Oder ein Stück davon, einen Friedens-Augenblick. Einen Moment des Friedens, ganz für mich. Frieden kann nur gelingen, wenn Menschen nicht nur ihr eigenes Wohlbefinden im Blick haben, sondern auch dafür sorgen, dass es anderen gut geht. Dem Schalom nachzujagen ist eine große Aufgabe. Eine Sekunde kann viel verändern. Ein gutes Wort zur rechten Zeit kann es auch. Es kann den Unterschied machen, ob der Friede bleibt oder wie ein scheues Reh davonläuft. Im Namen der Kirchengemeinden unseres Dekanats wünsche ich Ihnen ein friedevolles Neues Jahr 2019! —Martin Palm, Pfarrer der Protestantischen Kirchengemeinden Dackenheim und Freinsheim

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