Bad Dürkheim Fremde Welt zwischen Buchdeckeln

Noch keinen Lesestoff für die dunkle Jahreszeit? Adolf Fink liefert beim „Bücherherbst“ wieder spannendene Lektürevorschläge.
Noch keinen Lesestoff für die dunkle Jahreszeit? Adolf Fink liefert beim »Bücherherbst« wieder spannendene Lektürevorschläge.

Der „Bücherherbst“ in der Stadtbücherei Bad Dürkheim ist ohne Adolf Fink undenkbar. Seit sage und schreibe 27 Jahren informiert der promovierte Germanist hier kenntnisreich und humorig zugleich über aktuelle Literatur. Seine individuelle „Auslese“ der Buchproduktion dieses Jahres präsentiert er am kommenden Dienstag, 21. November.

Seine Bestenliste, mit der er nicht nur Insider zum Lesen motiviert, umfasst diesmal neun Themenkreise mit 17 Titeln. Als Motto wählte er angesichts der allgemeinen internationalen Verflechtungen das Thema Globalisierung der Literatur. „Früher wurde die Literaturgeschichte eindeutig im nationalen Rahmen definiert. Das hat sich heute grundlegend geändert“, erklärt Fink im Gespräch. Daher stellt er im Prolog Sandra Richters Sachbuch „Eine Weltgeschichte der deutschsprachigen Literatur“ vor, in dem sie, „Shooting Star der deutschen Literaturwissenschaft“, so Fink, ihre Beobachtungen zur Internationalisierung der Literatur fixiert. Zum Thema „Kritik, Literaturbetrieb“ bietet er drei Titel, darunter Peter von Matts „Sieben Küsse“. „Darin stellt der Germanist und Kenner der Weltliteratur mit Komik sieben literarische ,Extremküsse’ vor, von Heinrich von Kleist über Virginia Woolf bis Marguerite Duras“, so Fink schmunzelnd. Vier Titel umfasst die Rubrik „(Auto)-Biografie“, unter denen ihn vor allem Barbara Stollberg-Rilingers Biografie „Maria Theresia“ beeindruckt. Das Werk erschien anlässlich des 300. Geburtstags der Kaiserin und erhielt den Sachbuch-Preis der Leipziger Buchmesse. Übrigens würdigt Fink diese Autorin auch unter der Rubrik „Preisträger“. „Kuriosa“ dürfen auf seiner Liste nicht fehlen. Besonders amüsiert hat ihn Jan Mohnhaupts Buch „Der Zoo der anderen“. Am Beispiel zweier ehrgeiziger Zoodirektoren in West- und Ostberlin, die in Zeiten des Kalten Kriegs versuchten, einander zu übertrumpfen, wirft der Autor einen ungewöhnlichen Blick auf die Weltpolitik. Überraschend ist Finks Wahl zum Thema Gastland Frankreich der Frankfurter Buchmesse. Er würdigt keinen der zahlreichen zeitgenössischen Schriftsteller, sondern den nur Insidern bekannten Rétif de la Bretonne (1734-1806). In dessen Mammutwerk „Monsieur Nicolas oder Das enthüllte Menschenherz“ findet der Leser die Memoiren eines Schürzenjägers, der schonungslos und dabei literarisch hochinteressant bloßlegt, was ihn in seinem Leben umtrieb. Finks Vorliebe für außergewöhnliche und anspruchsvolle Literatur manifestiert sich auch in der Wahl des Lyrikbands „Unmögliche Liebe“, den Büchner-Preisträger Jan Wagner und Tristan Marquardt herausgaben. Originell daran ist, dass 60 moderne Lyriker, darunter Durs Grünbein oder Nora Gomringer, herausragende Beispiele des mittelalterlichen Minnesangs ins Hochdeutsche übertrugen – eine Liebeserklärung moderner Dichter an ihre mittelalterlichen Kollegen und die Allmacht der „Minne“. In der Flut belletristischer Werke überzeugten Fink drei Romane besonders, darunter Marion Poschmanns „Die Kieferninseln“. Darin erzählt die Autorin die Geschichte eines Bartforschers, der träumt, seine Frau betrüge ihn. Unter Schock reist er nach Japan. Dort begibt er sich auf eine Art Pilgerreise und gelangt zu dem legendären Kiefernwald. Das außergewöhnliche Sachbuch der Bildenden Künstlerin Anne Brannys, „Enzyklopädie des Zarten“, bildet im Epilog den Abschluss der Literaturliste. „Darin finden sich zarte geistig-seelische Aspekte. Das Zarte ist hier eine Metapher für alles, was Herr Trump nicht hat“, bilanziert Fink vielsagend. TERMIN „Bücherherbst“ mit Adolf Fink in der Stadtbücherei Bad Dürkheim am Dienstag, 19.30 Uhr.

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