Bad Dürkheim Freiluft im Saale

Etwa 400 Zuhörer waren beim Konzert des Mendelssohn Kammerorchester Leipzigs im Wachenheimer Weingut Bürklin-Wolf.
Etwa 400 Zuhörer waren beim Konzert des Mendelssohn Kammerorchester Leipzigs im Wachenheimer Weingut Bürklin-Wolf.

In der Scheune sind die Atmosphäre und die Akustik anders als im Hof. Auf dem Podium in der Scheune standen aus den Zeiten, als noch Opern im Weingut aufgeführt wurden, Kulissen aus dem „Barbier von Sevilla“, so dass etwas der Eindruck eines Theaters entstand. Die über 400 Besucher hörten vor der Pause Leipziger Musik, nach der Pause wurde es sehr italienisch und opernhaft. Die ganze Zeit trug ein junger Turmfalke, der im hinteren Teil der Scheune sein Nest hat, piepsend und flatternd zum Klangbild bei. Unter Leitung des Cellisten Peter Bruns spielte das Mendelssohn Kammerorchester Leipzig, ein Streichorchester mit zwei Celli, einem Kontrabass, acht Geigen und zwei Bratschen. Die Mitglieder des Orchesters spielen alle auch in anderen Formationen, die Zusammensetzung verändert sich je nach Programm, manchmal kommen auch Bläser hinzu. Los ging es mit dem Sinfoniesatz c-Moll von Felix Mendelsohn Bartholdy. Es folgten Kompositionen von Robert Volkmann und Niels Wilhelm Gade. Volkmanns Serenade d-Moll op. 69 ist ein romantisches Stück für Cello und Streicher. Das Mendelssohn Kammerorchester Leipzig spielte schöne gefühlvolle Soli, rasante Läufe, muntere Tänze. Das Cello war der Star, dem das Orchester antwortete. Zwar wurden Volkmann und Gade von Mendelssohn Bartholdy gefördert, doch ist ihre Arbeit ausgesprochen eigenständig. Die Noveletten für Streicher Nr.1 op 53 von Gade wirkten in der Darbietung durch das Mendelssohn Kammerorchester Leipzig sehr individuell, mit interessanten Rhythmen, einer vielfältigen Kombination von Einzelstimmen, präzisem Staccato, ausdrucksvollem Vibrato und einer ganzen Palette von Stimmungen. Nach der Pause war Musik von Gaetano Donizetti zu hören. Nicht Mendelssohn Bartholdy hat den Opernkomponisten inspiriert, sondern umgekehrt, Mendelssohn Bartholdy hat Donizetti sehr bewundert. Es waren nun sehr opernhafte Klänge zu hören, Arien der Geigen erklangen, ein Reichtum an Melodien, Belcanto dominierte. Ursprünglich hatte Donizetti seine Sinfonia d-Moll für neun Bläser komponiert. Nicht weniger opernhaft, aber im Stil des Verismo, erklang Giaccomo Puccinis elegisches Stück Crisantemi ,eine ursprünglich als Streichquartett geschriebene Trauermusik, die Puccini später in seiner Oper „Manon Lescaut“ verarbeitete. Hier kamen die Celli wieder besonders zur Geltung. Das Bravourstück des Abends war die Sonata per Archi Nr. 6 in D-Dur von Gioachino Rossini. Fast wie Engel spielten die Musiker mit großer Virtuosität, Präzision und Gefühl. Es war der absolute Höhepunkt des Abends. Am Ende des Konzerts wurde zu Ehren von Clara Schumann das Lied „Ich stand in dunklen Tränen...“ gespielt. So kehrte man musikalisch wieder nach Leipzig zurück. Dort wird in diesem Jahr der 200. Geburtstag von Clara Schumann gefeiert.

x