Bad Dürkheim Fliegende Kollegen im Einsatz

Ralf Walther und seine Tante Petra Dick-Walther mit dem digitalen Helfer Drohne auf dem Betriebsgelände im Dürkheimer Bruch.
Ralf Walther und seine Tante Petra Dick-Walther mit dem digitalen Helfer Drohne auf dem Betriebsgelände im Dürkheimer Bruch.

Handwerk 4.0: Ein Arbeitsleben ohne Drohnen kann sich das Team des Dürkheimer Dachdeckerbetriebs Walther eigentlich nicht mehr vorstellen: Die digitalen Helfer erleichtern dem Mittelständler die Messarbeiten in luftiger Höhe und sorgen so unter anderem für mehr Sicherheit im Betrieb. Aber auch Kunden profitieren.

Seit gut zwei Jahren ist das bewährte 20 Mann starke Dachdecker-Team bei der Dürkheimer Firma Emil Walther um zwei digitale Mitarbeiter gewachsen: zwei Drohnen. Die Helfer steigen im Schnitt vier Mal täglich für Ralf Walther und Petra Dick-Walther und deren Mitarbeiter auf, um die tägliche Arbeit in dem Betrieb im Dürkheimer Bruch mit den aufgenommenen Bildern zu verbessern. Die beiden Walthers führen das Unternehmen in dritter Generation. Dachdeckermeister Ralf Walther ist seit 1995 im Betrieb. „Ohne die Drohnen und unsere Smartphones wäre unser Arbeitsalltag nicht mehr denkbar“, sagen die beiden geschäftsführenden Gesellschafter. „Bei der Arbeitsvorbereitung nehmen sie uns viel Arbeit ab.“ 

Flugschein für die Drohne

Steuern darf der 46-Jährige die Flugobjekte ohnehin, weil er einen Flugschein hat, ansonsten brauche es einen speziellen Drohnenführerschein. Pflegeleicht sind die fliegenden Kollegen auch: Die 1388 Gramm schweren Schweber müssen nur regelmäßig auf die Ladestation, um den Akku wieder aufzuladen. Sie haben eine Reichweite von fünf Kilometern und können bis zu 6000 Meter hoch aufsteigen. In diesen Höhen lässt Walther seine Helfer natürlich nicht arbeiten. Die beiden Drohnen, das Stück zu rund 1500 Euro, liefern im Jahr rund 100.000 Bilder, rechnet der Dachdeckermeister vor. Allerdings ist deren Ausdauer recht kurz, bis zu einer halben Stunde sind die Drohnen in der Luft, ausreichend für etwa 20 Bilder, die Ralf Walther pro Objekt im Schnitt braucht, um ein Angebot für den Kunden anzufertigen. Und so profitieren auch die Hausbesitzer vom Einsatz der fliegenden Mitarbeiter: „Die Aufnahmen vor Ort landen noch am gleichen Tag im Büro und dort wird aus Bildern ein fertiges Angebot für den Kunden, das im Idealfall schon am nächsten Tag im Briefkasten liegt“, sagt Ralf Walther. Ergänzt um Maße aus Google-Earth und den aufgenommenen Ziegelreihen errechnet sich der benötigte Bedarf an Material wie Ziegel oder Blech für Verblendungen oder Zinkblechdächer. Das war im Gründungsjahr der Firma im Jahr 1937 bei Emil Walther senior noch anders und auch noch im Jahr 1974, als der Umzug ins Dürkheimer Gewerbegebiet erfolgte. Die Söhne Emil (Dachdeckermeister) und Rudolf Walther übernahmen den Betrieb. Seit 2007 ist Dick-Walthers Sohn Peter für das Klempnergewerk verantwortlich. Damals bedeutete ein Dachaufmessen für die Handwerker vor allem ein Einsatz in luftiger Höhe, nicht ganz ohne Risiken, wie Ralf Walther sagt. Diesen Job, der nur für schwindelfreie Zeitgenossen geeignet ist, übernimmt nun der fliegende Kollege bei der Dachdeckerei Walther. Digitalen Ersatz gibt es auch für klassische Helfer: „Ohne meine Assistenten Wasserwaagen-App, Windsogberechnungs- oder Bauphysik-App kann ich mir meine Arbeit nicht mehr vorstellen“, sagt Ralf Walther. Das Smartphone sei inzwischen quasi ein mobiles Büro für den Betrieb, der im Jahr einen Umsatz im mittleren siebenstelligen Eurobereich erwirtschaftet: Schon morgens liefern die Mitarbeiter auf der Baustelle Daten und Infos ins reale Büro in der Bruchstraße, sagt die 52-jährige Petra Dick-Walther: „Zu jedem Auftrag haben wir inzwischen Bilder.“ Besonders hilfreich sei das im Umgang mit Versicherungen, so Dick-Walther: „Bei Sturmschäden liefert die Drohne aussagekräftige Aufnahmen.“

Muskelkraft nicht zu ersetzen

Ohne Handwerker und Muskelkraft geht auch im digitalen Zeitalter nichts: „Der Mensch und der Hammer sind nicht zu ersetzen“, sagen die beiden unisono. Und darum setzt der Betrieb auch nach wie vor auf die Ausbildung des eigenen Nachwuchses. Drei junge Leute lernen zur Zeit im Traditionsbetrieb.

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