Bad Dürkheim Fiedler macht auf Italiener

Dirigent und Komponist: Kantor Johannes Fiedler führt Kantorei, Solisten und Orchester zusammen.
Dirigent und Komponist: Kantor Johannes Fiedler führt Kantorei, Solisten und Orchester zusammen.

Eine gute Stunde bestens gelungener geistlicher Musik schenkten der Dürkheimer Bezirkskantor Johannes Fiedler, die Schlosskirchenkantorei, ein Solistenquartett und das Dürkheimer Kantatenorchester am Sonntag einem aufmerksam lauschenden Publikum. Sie spielten zwei Bachkantaten und eine ähnlichen Komposition, hinter der sich eine Überraschung verbarg.

„Du Herr, bist meine Zuversicht – von Klagen und Hoffnung“ war das geistliche Konzert überschrieben, das Dekan Stefan Kuntz eingangs im Kirchenjahr verortete: „Es geht um das Leid, das wir bedenken sollen – erklären können wir es nicht. Doch es hat nicht das letzte Wort, es geht weiter. Und deswegen darf Ostern in der Passionszeit schon durchschimmern.“ „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ ist eine frühe Kantate aus Bachs Weimarer Zeit aus dem Jahr 1714. Dem Eingangschor folgte ein knappes Rezitativ, dann sangen Alt, Bass und Tenor jeweils eine Arie, bevor eine Choralstrophe aus „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ die Kantate abschloss. Klar, präzis, schön intoniert eröffnete das Kantatenorchester, von Fiedler straff geführt. Von der Kantorei hätte man sich hier stellenweise konturenschärferes Singen gewünscht, doch zielte die Kompositionsart eher auf ein kleineres Solistenensemble als auf einen großen Chor ab; es gibt im raschen Voranschreiten kaum Gelegenheit, eigentliche Klangfülle zu entwickeln. Dies gelang dem Chor im von Trompeten klanglich ausgezeichneten Schlusschoral umso schöner. Die Altistin Iris Mari Sojer aus Hannover, derzeit Opernsängerin in Mannheim, überzeugte sofort durch klaren den Raum füllenden Gesang. Der in der Region bestens bekannte Bass Thomas Herberich agierte sicher, gediegen und angenehm natürlich, wie man es von ihm gewohnt ist. Der Neustadter Tenor Daniel Schreiber ist ein Oratoriensänger par excellence; er wusste seine Arie raumfüllend zum Leuchten zu bringen. Das Zusammenwirken aller Beteiligten gelang reibungslos, Fiedler gab der Musik einen schönen, lebhaften Fluss. Alle diese Qualitäten ließen die Interpreten (zuzüglich der Sopranisten Kerstin Bruns, die einzig hier zum Einsatz kommt) auch in der schönen Kantate „Mit Fried und Freud“ leuchten. Laut Programmheft stammt sie von Giovanni Gambista, dessen Lebensdaten unbekannt seien. Nun sind unbekannte italienische Komponisten dieser Art seit dem großen Geiger Fritz Kreisler, der sie mitsamt den zugehörigen Werken persönlich zu erfinden pflegte, verdächtig. Zu hören war jedenfalls prachtvolle, kunstvolle Musik auf den Evangelientext von der Darstellung Jesu im Tempel, den Lobgesang des Simeon und diverse Choralstrophen, mit schwungvoller Präzision gesungen und gespielt. Es sei erst noch gesagt, dass die zweite Bach-Kantate „Wo Gott, der Herr, nicht bei uns hält“ BWV 178, mindestens genauso gelungen interpretiert wurde. Wunderschöne Solostellen, auch des Orchesters, fügten sich in eine flüssige Gesamtdarstellung. Die Kantorei erwies sich als bestens vorbereitet, die Solisten brillierten, und die zum Teil recht komplexen kompositorischen Techniken wurden so makellos in Klang umgesetzt, dass es eine Freude war. Nun endlich – und gänzlich unerwartet – ließ Dekan Kuntz die Katze aus dem Sack: Giovanni ist – klar – Johannes. Und Gambista ein Gambenspieler, also eine Art – Fiedler!

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