Bad Dürkheim Erst depressiv, dann voller Kraft und Dynamik

Der Organist Freddie James in seinem Element.
Der Organist Freddie James in seinem Element.

Beim dritten Konzert der diesjährigen Internationalen Orgeltage Bad Dürkheim spielte Freddie James in der Schlosskirche. Es war ein kurzweiliger Auftritt des jungen Briten.

Das Talent ist in London geboren und aufgewachsen. Es folgten Studien und Praxis in Amsterdam, Cambridge, Stuttgart und Basel. In der Schweiz arbeitet er aktuell als Organist an der Kirche St. Peter und Paul in Oberwil. Wenn man seine Biographie mit den vielen Studienorten, Lehrern, Aktivitäten und Preisen liest, stellt man sich unweigerlich aber irrtümlich eine schon etwas ältere Person vor. Jung, aber mit viel Erfahrung, ist in seinem Fall kein Widerspruch. Seine Begegnung mit der Kirchenmusik begann früh mit seiner Rolle als Chorknabe in der Southwark Kathedrale in London. Das Programm von James, das er bei den Dürkheimer Orgeltagen vorstellte, begann mit Stücken von Meistern aus dem 17. und 18. Jahrhundert und endete mit dem Großmeister der Orgel, Johann Sebastian Bach. Der Toccata in d-Moll BWV 913 folgten drei weitere kurze, munter spielerische Stücke und schließlich das Trio A-Dur BWV 664. Dieses Stück ist voller extremer Gefühlslagen und erstaunlicher Klänge, die vom Organisten viel Fußarbeit erfordert. Die Orgel der Schlosskirche wurde dabei in ihren vielen Möglichkeiten der Intonation vorgestellt, es gab Sphärenklänge, pfeifend durchdringende Passagen, depressiv absteigend leise verklingende Töne und dann wieder volle Kraft und Dynamik. Anders klang das „Voluntary in g“ des englischen Komponisten Henry Purcell. Dunkel anhaltend grollende Orgel, Tongeflechte mit hellerer Akzentuierung, aber weiter dunkel unterlegt, bis schließlich ein leichter und lichter Charakter überwog. „Unter der Linden Groene“ des Amsterdamer Organisten Jan Pieterszoon Sweelinck klang ganz und gar nicht wie Kirchenmusik: Man tanzt unter der Linde, volksliedhafte Weisen sind zu hören, muntere Melodien, es braust und orgelt nicht. Noch weniger ist das der Fall in der Sonata d-Moll des venezianischen Opernkomponisten Baldassare Galuppi. Hier hörte man in der Melodienführung den Opernkomponisten, klar, leicht, nachdenklich im Adagio, helle Flötentöne, flotte, schnelle Läufe, im Vivace-Satz. Hier wurde erkennbar, dass Freddie James auch Cembalo spielt. Die Sonata von Galuppi war ein Cembalo-Stück auf der Orgel. Ganz brausende Orgel, wieder typisch Bach heftig, aber fröhlich, nicht drohend war das letzte Stück, Praeludium und Fuge in D-Dur BWV 532. Die Osterfreude der Auferstehung werde hier ausgedrückt. Kräftig, optimistisch auch in den verhaltenen Passagen war der Charakter des Stücks, das noch einmal die Fülle des Instruments hören lässt , bevor das Konzert nach einer hochkonzentrierten Stunde zum Ende kam. Das Publikum spendete lang anhaltenden Beifall. Das nächste Orgelkonzert in der Dürkheimer Schlosskirche findet statt am kommenden Dienstag, 18. Juni, 19 Uhr. Außer der Orgel wird dabei auch noch eine Drehorgel und eine mechanische Spieluhr zu hören sein.

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