Bad Dürkheim Einmal Seebacher, immer Seebacher

Im Schatten des Seebacher Wahrzeichens: RHEINPFALZ-Redakteur Alexander Sperk, Ortsvorsteher Günter Eymael, sein Stellvertreter K
Im Schatten des Seebacher Wahrzeichens: RHEINPFALZ-Redakteur Alexander Sperk, Ortsvorsteher Günter Eymael, sein Stellvertreter Karl-Heinz Matthäus und Andreas Jehling (von links).

«Bad Dürkheim.» Die Ruhe, die gute Luft, das angenehme Klima, die Nähe zum Wald, der Zusammenhalt der Menschen – Ortsvorsteher Günter Eymael (FDP) fallen viele Gründe ein, Seebach zu mögen. Er steht mit seinen Kollegen aus dem Ortsbeirat, Karl-Heinz Matthäus und Andreas Jehling, vielleicht am schönsten der vielen schönen Orte, die der Stadtteil zu bieten hat – dem Marktplatz, der mit der um 1200 entstandenen Klosterkirche und den sie umgebenden Häusern ein Ensemble bildet, das so ohne Weiteres auch in der Toskana oder in Südfrankreich liegen könnte. „Das ist die Keimzelle Seebachs“, sagt der Ortsvorsteher. Das Gotteshaus ist die Konventskirche des 1136 erstmals urkundlich erwähnten Benediktinerinnenklosters und bis heute Wahrzeichen und Stolz der Seebacher. „Die Anwohner rund um den Marktplatz haben viel in ihre Häuser investiert, und das sieht man“, sagt Eymael zufrieden. Überhaupt wird der Ortsvorsteher nicht müde, das Engagement der Bürger zu betonen. Etwa in den Vereinen Rot-Weiß Seebach, dem Aushängeschild des Dürkheimer Fußballs, dem TV Seebach und dem Pfälzerwald-Verein sowie dem vor etwa einem Jahr gegründeten Kulturverein. Dieser sei aus dem Festausschuss hervorgegangen und habe das Angebot, das bislang aus Kerwe und Weihnachtssingen bestand, um kulturelle Veranstaltungen erweitert, berichtet Karl-Heinz Matthäus, Eymaels Stellvertreter. Demnächst ist auch ein Hofflohmarkt geplant. Zwischen Klosterkirche und Seebacher Haus, das auch für private Veranstaltungen gemietet werden kann, steht eine Garage, in der die Ehrenamtlichen des Ortes werkeln. „Wir brauchen sehr selten den städtischen Bauhof, weil wir ganz viel selbst machen“, erzählt Eymael. Wer nach Seebach zieht, tut das auch wegen der Ruhe. Hier, in unmittelbarer Nähe zum Waldrand, ist der Trubel der Innenstadt weit weg. Wobei Ruhe nicht mit Stillstand zu verwechseln ist. Denn es tut sich immer was in dem Stadtteil, der seit 1935 zu Bad Dürkheim gehört. Zum Beispiel an der Klosterkirche. Hier will der Ortsbeirat einen barrierefreien Zugang realisieren. Die Kirche ist nicht nur täglich von 9.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, sondern auch beliebter Veranstaltungsort, etwa für Konzerte. Im August ist das Projekt Thema im Presbyterium. „Wir wollen das Vorhaben nicht nur unterstützen, sondern vielleicht sogar komplett bezahlen“, sagt Eymael. Vieles hat sein langjähriger Vorgänger, der mittlerweile verstorbene Reinhard Steiniger, ins Rollen gebracht. „Parkplätze gibt es hier zu wenige, wie überall“, erzählt der Ortsvorsteher, als es durch das schmucke Wohngebiet „In den Kastaniengärten“ zurück in Richtung Landhaus Fluch geht. An dessen Rückseite befindet sich eine geschotterte Fläche, die gepflastert und zu einem Parkplatz mit 32 Stellplätzen ausgebaut werden soll. Ein großes Thema im Stadtteil ist derzeit die Frage, wo künftig überall Tempo 30 gelten soll. Ein grauer Golf hält, die Fahrerin spricht die Ortsbeiratsmitglieder freundlich an. „Ich bin für Tempo 30, aber gegen Rechts-vor-Links überall. Dazu gibt es zu viele unübersichtliche Stellen“, sagt die Frau. Dem Parkplatz gegenüber liegt einer von zwei öffentlichen Spielplätzen, der einen sehr gepflegten Eindruck macht. „Die Spielgeräte wurden vor zwei Jahren erneuert“, sagt Eymael. Demnächst wird das Gelände auch einen neuen Zaun bekommen. Der Stadtteil sei keineswegs nur ein Altersruhesitz, betonen die Ortsbeiratsmitglieder. Auch wenn unter den älteren Seebachern der Spruch kursiert „Einmal Seebacher, immer Seebacher“, im Ortsteil findet gerade ein Generationswechsel statt. Das zeigt sich unter anderem daran, dass bei der Valentin-Ostertag-Schule eine Kindergartengruppe eingerichtet wird, in die viele Seebacher Kinder gehen werden. Auch der Ortsbeirat will darauf reagieren und sich verstärkt um ein Programm für Kinder und Jugendliche kümmern. „Der Tod gehört zum Leben dazu“, sinniert der Ortsvorsteher auf dem Seebacher Friedhof. Auch hier soll sich etwas tun: Der Ortsbeirat würde gerne auf einem ungenutzten Bereich eine sogenannte Memory-Fläche für Urnengräber anlegen, die von einem Gärtner gepflegt wird. Auch soll sich der Friedhof dem Leben im Stadtteil öffnen, indem auf einer Freifläche ein Ruhepark für die Bürger mit Sitzgelegenheiten angelegt wird. Beide Vorhaben stecken noch in den Anfängen. Wie fast überall in Bad Dürkheim wird in Seebach an allen Ecken und Enden gebaut. „Aber nur da, wo noch Lücken sind. Ein Neubaugebiet haben wir keins mehr“, berichtet Matthäus. Die Nachfrage nach Immobilien ist groß. „Viele Häuser sind nur drei oder vier Tage auf dem Markt und dann schon verkauft“, erzählt Eymael auf dem Weg durch den Köppel, wo derzeit ein großes Mehrfamilienhaus mit mehreren exklusiven Wohnungen entsteht. Ein in den Augen von Ortsbeirat und Stadtrat zu großes Bauvorhaben in der Rudolf-Bart-Siedlung hat dort zu einer Veränderungssperre geführt. Die 1935 entstandene Siedlung mit den kleinen Häuschen auf dem für heutige Verhältnisse großen Grundstück versprüht einen ganz eigenen Charme, den Eymael und der Ortsbeirat durch Großprojekte gefährdet sahen. „Die Idee damals war, dass sich die Siedler in den Häusern selbst versorgen können, deshalb die großen Grundstücke, auf denen sie Tiere halten und Gemüse anbauen konnten“, erläutert Jehling. Auf dem Weg zurück zum Marktplatz sprechen zwei Spaziergänger die Ortsbeiratsmitglieder auf ein Projekt an, das derzeit ebenfalls für Gesprächsstoff sorgt: die Spender für Hundekotbeutel. „Seebach ist auch bei Hundehaltern sehr beliebt“, berichtet Eymael. Deswegen das Vorhaben. Dafür, dass die gefüllten Beutel nicht im Garten der Anwohner landen, sollen zusätzliche Müllbehälter sorgen, die demnächst aufgestellt werden. Zur Serie Sie gehören zu Dürkheim und sind doch Gebilde mit individuellen Themen und Problemen: die Stadtteile. Die RHEINPFALZ hat sich mit den Ortsvorstehern und anderen Persönlichkeiten aus Ungstein, Hardenburg, Seebach, der Trift, Grethen-Hausen und Leistadt zu einer Tour durch den Stadtteil verabredet.

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