Bad Dürkheim Eine Bude für Bienen

Begutachten das Insektenhotel: Ronald Burger, Markus Steiner, Vipiishan Mahendran, Hans-Günther Friedewald, Thomas Wolf und Denn
Begutachten das Insektenhotel: Ronald Burger, Markus Steiner, Vipiishan Mahendran, Hans-Günther Friedewald, Thomas Wolf und Dennis Bender (von links).

«Bad Dürkheim.»Der Schutz von Bienen hat Konjunktur. Knapp 1,8 Millionen Bürger haben im Februar in Bayern das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ unterzeichnet – ein Rekordwert. Eigentlich ging es darin um die Bewahrung von Artenvielfalt generell, doch Bienen gelten als sympathisch und waren daher Namensgeber für die Initiative. Tatsächlich haben die Insekten besonderen Schutz nötig: Laut Roter Liste sind mehr als 50 Prozent der heimischen Wildbienenarten gefährdet. „Solche Hotels sind auf keinen Fall die alleinige Methode, das Insektensterben zu stoppen“, betont Wildbienen-Experte Ronald Burger. Der Diplom-Geograf steht in der Schreinerei der Lebenshilfe und begutachtet ein mächtiges Insektenhotel – die „Wildbienenbude“. Die BASF hatte bei seinem Dirmsteiner Büro Ifaun ein solches Hotel für das Agrarzentrum in Limburgerhof in Auftrag gegeben. „Tannenzapfen bringen nichts“ Angesichts der Flut an Insektenhotels auf dem Markt eigentlich kaum zu glauben, dass Burger keine geeignete Bruthilfe für die Insekten ausfindig machen konnte. Für den Experten allerdings keine Überraschung: Oft würden minderwertige oder die falschen Hölzer verwendet, die Bohrungen seien schlecht oder das Holz habe starke Risse. „Und Schneckenhäuser oder Tannenzapfen bringen gar nichts“, ergänzt der 42-Jährige. Also knüpfte Burger, der aus Bad Dürkheim stammt, Kontakt zur Schreinerei der Lebenshilfe. In mehreren Gesprächen und zahlreichen E-Mails sei dann das Konzept für Burgers „Wildbienenbude“ festgeklopft worden, berichtet der Leiter der Schreinerei, Herbert Reuthebuch. Wie handelsübliche Insektenhotels verfügt Burgers „Bienenbude“ über mehrere Module, die unterschiedlich gefüllt sind. Sie sind aber austauschbar. In der Nisthilfe befinden sich Stämme aus dem Holz von Laubbäumen mit und ohne Bohrungen, morsches Holz sowie Stengel aus Bambus und Holunder. Nutznießer sollen Wildbienenarten wie die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) oder die Holzbiene, aber auch solitäre Wespen sein. „Die Holzbiene zum Beispiel nagt sich selbst ins Holz“, berichtet Burger. Allerdings nisten laut dem Experten nur etwa zehn Prozent der heimischen Wildbienenarten in Holz, über 70 Prozent dagegen im Boden. Insektenhotels sprechen also nur einen geringen Nutzerkreis unter den Bienen an. Dennoch hätten sie schon einen gewissen ökologischen Nutzen, beispielsweise in oftmals monotonen Agrarlandschaften, sagt Burger. „Prinzipiell kann man sie aber überall hinstellen, wo wenig Totholz ist“, sagt Burger. Richtig profitieren würden beispielsweise Obstbauern, da Wildbienen sehr fleißige Bestäuber sind – deutlich effektiver beispielsweise als Honigbienen. Außerdem sieht Burger einen hohen pädagogischen Nutzen: „Insektenhotels sind ein guter Einstieg in die Welt der Bienen.“ Das fünfköpfige Team der Lebenshilfe, das sich um den Bau der „Wildbienenbude“ gekümmert hat, sei mit großem Eifer bei der Sache gewesen, erzählt Reuthebuch. „Die Menschen mit Behinderung haben sich richtig mit dem Projekt identifiziert und glänzende Augen bekommen, als wir erzählt haben, dass in dem Hotel später einmal Bienen leben werden. Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir mal hinfahren, wenn das Insektenhotel steht.“ Ausgeliefert wurde es vor Ostern. Heimische Gewächse pflanzen Doch was können Hobbygärtner tun, um Bienen das Leben leichter zu machen? „Artenvielfalt braucht Strukturreichtum“, erklärt Burger. Ideal sei der typische Bauerngarten mit vielen ungefüllten Blütenpflanzen, Kräutern und Gemüse, sowie „wilden Ecken“ mit Totholz oder wenig bewachsenen Bodenstellen. Da die Gärten aber kleiner würden, sei das immer seltener umzusetzen. „Wichtig für Bienen sind vor allem zwei Dinge: Nahrung und Nistplatz“, erklärt der Experte. Als Nahrung eigneten sich Pflanzen, bei denen der Nektar und Pollen gut zugänglich seien. Burger rät zu heimischen Gewächsen wie Kornblumen, Glockenblumen, blühendem Salbei oder Disteln. „Aber man kann auch mal einen Blumenkohl, Rettich oder Lauch blühen lassen. Diese Pflanzen bieten Insekten reichlich Nahrung“, sagt Burger. Gut sei es, den Tieren von Frühjahr bis Herbst genügend Nahrungsangebote in Form von Blühpflanzen zu machen. Nistmöglichkeiten finden Wildbienen je nach Art in der Erde, in Totholz – oder eben in Insektenhotels. Die Bestrebungen vieler Kommunen, mit Blühstreifen für Insektennahrung zu sorgen, sieht Burger grundsätzlich positiv. Allerdings seien vorgefertigte Saatgutmischungen hauptsächlich am Bedarf von Honigbienen orientiert. „Gutes Saatgut kostet Geld und es sollte deshalb an den Standort angepasste Pflanzen enthalten“, betont Burger. Wichtig sei außerdem ein Konzept, wie die Blühstreifen in einem räumlichen Zusammenhang mit anderen Flächen stehen, wie sie gepflegt werden und was man macht, wenn unerwünschte Pflanzen stark aufkommen. „Auch bei guter Entwicklung sollte auf keinen Fall alles auf einmal abgemäht werden“, sagt der Experte.

x