Bad Dürkheim Eine alte und seltene Handwerkskunst

Küfermeister Marcus Vetter freut sich über den Besuch von Carolin Klöckner, Inga Storck, Klara Zehnder und Meike Klohr (von link
Küfermeister Marcus Vetter freut sich über den Besuch von Carolin Klöckner, Inga Storck, Klara Zehnder und Meike Klohr (von links).

Tief ins Fass schauen durften gleich vier Weinhoheiten am Dienstag in Bad Dürkheim: In der Küferei Gies informierten sich Carolin Klöckner (Deutsche Weinkönigin, Württemberg), Meike Klohr (Pfälzische Weinkönigin) und die beiden Deutschen Weinprinzessinnen Klara Zehnder (Franken) und Inga Storck (Pfalz) über die Herstellung von Fässern.

Auf „einer Art Lehrfahrt“ durch die Weinanbaugebiete machte das gekrönte Quartett zwei Tage Station in der Pfalz, und so begann der zweite Tag mit der Stippvisite mit einem Besuch im Küferei-Betrieb von Michael Gies. Marcus Vetter, Böttchermeister in dem Vier-Personen-Betrieb, erläuterte die alte Kunst des Fassbindens. In der Küferei Gies werden Fässer von 225 bis 15.000 Liter Fassungsvermögen hergestellt. Klassische Barrique-Fässer in bauchiger Burgunderform werden aus Spaltholz der Pfälzer Traubeneiche aus dem Waldgebiet Johanniskreuz gefertigt, Fässer in der etwas schlankeren Bordeauxform aus schwäbischer Eiche aus Maulbronn, und für die 500-Liter fassenden Lagerfässer wird österreichische Eiche aus dem Wienerwald verarbeitet. Bevor ein Baum zum Fass wird, muss extrem viel Zeit vergehen: 250 bis 300 Jahre alt werden muss die ideale Fass-Eiche. Frisch geschlagen werde das Holz mehrere Jahre der Witterung ausgesetzt, damit es seine Gerbstoffe verliert. Das ideale Klima dafür biete ein Holzlagerplatz in der rauen Donnersberg-Region mit hohen Niederschlägen, Wind und Schnee. Dennoch: „Nur 20 bis 25 Prozent eines Baumes sind geeignet zum Fassbau“, so der Küfermeister. Bis zu 16-mal werde ein Stamm aufgespalten, ehe aus ihm die durchschnittlich 31 Dauben für ein Fass gehauen werden. Das mache gleich nebenan eine Dürkheimer Daubenhauerei – eine von nur zwei Betrieben ihrer Art im gesamten deutschsprachigen Raum, die die vorgeschnittenen Dauben anliefere. Weiterverarbeitet werden sie in der Küferei. Das Küferhandwerk friste, so Vetter, ein Nischendasein: Lediglich eine Handvoll Lehrlinge gebe es im deutschsprachigen Raum, bisher seien keine Frauen darunter. Vom Fachmann bekamen die Besucherinnen auch Antwort auf die Frage nach der Dichtigkeit von Fässern: „Holz auf Holz hält dicht, wenn es glatt ist“, erläutert der gebürtige Dresdner Marcus Vetter. Makellosigkeit sei gefragt, jedes kleinste Ast- oder Wurmloch später ein potenzielles Leck. Zurzeit sei der Trend zum Barrique etwas rückläufig, hat Vetter beobachtet. Weinmacher setzten zunehmend auf eine gute Kombination von Edelstahltanks und Holz. Und zum Schluss demonstrierte Marcus Vetter das Toasten, bei dem ein im Fassinnern entfachtes Feuer die Geschmacksstoffe aus dem Holz herauskitzelt. Die goldenen Krönchen blieben in der Tasche und zierten die Häupter erst beim Abschiedsfoto mit Chef Michael Gies und seinen Mitarbeitern. Und nach tiefen Blicken ins dunkle Fass entschwebten die Weinhoheiten in lichte Höhen bei einem Rundflug über das Pfälzer Rebenmeer.

x