Bad Dürkheim Ein kreatives Herdentier

Mama Muh, geführt von Markus Dorner, träumt von neuen Erlebnissen – ob die Krähe sich wohl anstecken lässt?
Mama Muh, geführt von Markus Dorner, träumt von neuen Erlebnissen – ob die Krähe sich wohl anstecken lässt?

Was Mama Muh alles einfällt, das geht auf keine Kuhhaut. Sie hat nicht nur Fantasie, sie ist auch selbstbewusst genug, ihre Ideen umzusetzen. So war es am Samstag bei der Vorstellung „Meine Mama Muh“ vom „Dornerei Theater mit Puppen“ zu sehen: Die Kinder, die den Saal im Haus Catoir bis auf den letzten Platz füllten, hatten viel Vergnügen an der umtriebigen Kuh.

Figurenspieler Markus Dorner stellt das kreative Herdentier aus den Büchern von Jujja Wieslander in einer Art Jahresschau vor. Die beliebten bunten Geschichten packt er in eine spannende Handlung und schmückt sie mit eigenen Ideen aus. Vom Erzählen geht es nahtlos ins Figurenspiel. Dorner tritt als freundlicher Milchbauer auf. Die jungen Zuschauer fangen schon an zu lachen, wenn er erscheint: Mit einem festgeschnallten Sitzhocker läuft er um das Stalltor, das zugleich den hübschen Bühnenrahmen bildet. Man merkt sofort: Der zünftige Landmann hat das Herz auf dem rechten Fleck und seinen Kühen soll es richtig gut gehen. Was der Bauer in schlauen Büchern gelesen hat, setzt er tatkräftig um. So erklingen milchfördernde Melodien von Dixie und Volkslied bis zur Oper, wobei die passende Arie sogar vom Figurenspieler selbst geschmettert wird. Komponiert und mit allerhand schrägen Tönen verfremdet hat die Musik Thomas Fillep. Regie führt die Hamburger Figurenspielerin Heike Klockmeier, die besonderes Augenmerk auf die Freundschaft von Kuh und Krähe richtet. Ob Mama Muh nun tanzen, lesen oder ein Baumhaus bauen will – der schwarze Vogel ist erst mal skeptisch und ablehnend. Als Double klappt er mehrfach von der Seite ins Bühnenbild, wenn er sagt: „Übrigens: Morgen komm ich nicht!“ Doch trotz aller Abweisung vermeidet der Figurenspieler geschickt, dass die Figur der Krähe unsympathisch wirken könnte. Ihre Vorsätze lässt sie immer wieder fallen und die spontanen Einfälle der unbeirrten Freundin stecken sie an. Im Wechsel zwischen offenem und verdecktem Spiel gelingt es Markus Dorner, über alle Gegensätze hinweg die Freundschaft der tierischen Akteure greifbar zu machen. Mit der unangepassten Mama Muh können sich die Kinder ohnehin schnell anfreunden. Sie öffnet die interessanten Seiten des Lebens und hat keine Scheu, dabei Grenzen zu überschreiten. Das kommt dem Erleben der kleinen Theaterbesucher sehr nah. Figurenbildner Jürgen Maaßen hat die Puppen gestaltet. Die Krähe trägt ein schwarzgrau schillerndes Federkleid, hat einen kecken Blick und beim Sprechen klappt ihr Schnabel auf und zu. Markus Dorner führt sie als Unterzugmarionette. Diese Technik unterstützt den Eindruck geflügelter Leichtigkeit. Im Vergleich dazu wirkt Vierbeiner Mama Muh sanft und weich mit dem braunen Fell. Weil die Kuh viele Ideen hat, werden so manche Requisiten erfinderisch umfunktioniert, etwa eine Wasserrinne zur Rutsche. Stimmungsvoll wirkt die Szene, wenn Mama Muh ihre Auffassung vom Angeln klar macht. Das heißt bei ihr Fische füttern, ohne dass ein Haken dabei ist. Die Vorführung für Kinder ab vier Jahren wurde mit viel Beifall belohnt und zuletzt gab es noch Streicheleinheiten für die beliebte Kuh.

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