Bad Dürkheim Ein Bild wie ein Albtraum

Figuren schichtweise übereinander gelegt: „Blüte auf Kristall alles im Traum“ von Pascal Lawaldt.
Figuren schichtweise übereinander gelegt: »Blüte auf Kristall alles im Traum« von Pascal Lawaldt.

An Outsider Art interessiert, arbeitet Wolfgang Sautermeister in der Malwerkstatt schon seit Jahren mit erwachsenen und beeinträchtigten Künstlern zusammen. Außerdem lädt er andere Ateliers dazu ein, in der Galerie Alte Turnhalle Ausstellungen zu organisieren. Als Mitbegründer und ehemaliger langjähriger Leiter von Zeitraumexit in Mannheim – gemeinsam mit Gabriele Oßwald –, hat er außerdem ein Faible für Performances. Solche Aufführungen im Zuge von „Gewächse der Seele“ werden von Zeitraumexit organisiert, dem Haus für außergewöhnliche Kunst in Mannheim. Die nächste Performance findet dort heute und morgen um 20 Uhr statt. Das Atelier dell’ errore aus Italien zeigt „Mis-Wandering Liturgie“. „Gabriele Oßwald und mir war wichtig, dass wir nicht nur Bilder zeigen, sondern beeinträchtigten Künstlern auch Gelegenheit geben, auf einer Bühne gegenwärtig zu sein“, sagt Sautermeister. Sautermeister hat erst Thomas Röske, den Leiter der Sammlung Prinzhorn, von der Gemeinschaftsausstellung überzeugt, dann weitere Einrichtungen. Eine der Zeichnungen, die in seiner Galerie ausgestellt sind, stammt von Pascal Lawaldt. Der Mittdreißiger besucht schon seit fünf Jahren Wolfgang Sautermeisters Malwerkstatt und war bereits mehrmals an Ausstellungen in der Galerie Alte Turnhalle beteiligt. Von ihm ist jetzt als Beitrag zu „Gewächse der Seele“ das Bild „Blüte auf Kristall alles im Traum“ zu sehen, das mit Acrylfarben auf eine Sperrholzplatte gemalt ist. Pascal Lawaldt zeichne „mit hoher Energie“ und Geschwindigkeit, erzählt Wolfgang Sautermeister. In knapp zwei Stunden male er ein Bild, während andere monatelang daran arbeiten würden. Diese Art des Schaffens unter Ausschaltung bewusster Überlegungen verbindet ihn eng mit der Methode der écriture automatique beziehungsweise der peinture automatique der Surrealisten, die auf diese Weise das Unbewusste im Schaffensprozess freizulegen hofften. Pascal Lawaldt ist beeinflusst von Comic, Graffiti und Street Art. Die große Unruhe seines Innenlebens wird an dem Bild „Blüte auf Kristall alles im Traum“ deutlich sichtbar, denn mehrere Erzählungen und Geschehensabläufe sind ineinander verschränkt. Figuren und andere Formen sind schichtweise übereinandergelegt. Es gibt keine Zentralperspektive, sondern die Schichten sind kubistisch verschachtelt. Die Figuren sind wie auf ungelenken Kinderzeichnungen menschenähnlich oder phantastisch verfremdet. Die „Blüte“ aus dem Bildtitel ist durch blaue Farbe hervorgehoben. Insgesamt wirkt das ohne eine erkennbare Ordnung und in kalten Farben gemalte Bild wie ein Alptraum. „Man wird diese Zeichnungen nie ganz verstehen, und dennoch haben sie uns viel zu sagen“, schreibt Wolfgang Sautermeister im Katalog zur Gemeinschaftsausstellung „Gewächse der Seele“. „Sie machen etwas mit uns, nehmen uns mit, dorthin, wo Pascal Lawaldt seine Geister ruft.“ Termin Bis 4. August in der Galerie Alte Turnhalle in Bad Dürkheim, Dr.-Kaufmann-Straße 4. Geöffnet sonntags, 14 bis 18 Uhr. Die Serie An „Gewächse der Seele. Pflanzenphantasien zwischen Symbolismus und Outsider Art“ sind fünf Einrichtungen beteiligt: das Wilhelm-Hack-Museum, Zeitraum-Exit, die Sammlung Prinzhorn und das Haus Cajeth sowie die Galerie Alte Turnhalle. Wir stellen aus jeder Einrichtung ein Werk vor.

x