Bad Dürkheim Donnerstags in der „Scheier“

Einmal im Monat trifft sich die ElVille Blues Band mit musikalischen Gästen in der Scheune der Weinstube Ultes. Organisiert wird der Abend vom Kukie (wie der Verein für „Kultur und Kunst in Ellerstadt“ abgekürzt heißt), der für die Rundum-Organisation der Reihe sorgt, die zum Publikumsrenner avanciert ist. Allein das Ambiente in der „Scheier“ lässt sich woanders schwer wiederholen. Das Publikum sitzt und isst gerne auch mal Gutbürgerliches, während auf der Bühne die ElVille Blues Band mit jeweiligen Gast des Monats ihren Auftritt zelebriert. Allerdings fungieren die Musiker dabei mitnichten als Hintergrundgeräusch-Fabrikanten für gesellige Unterhaltung, sondern spielen vor Zuhörern – zumeist Stammgäste –, die dem Geschehen auf der Bühne voller Aufmerksamkeit folgen. Selbst Bestellungen werden in gerade noch vernehmbarer Halblautsstärke aufgegeben, gelungene Soli werden in schöner Regelmäßigkeit mit anerkennendem Zwischenapplaus goutiert. „Jeder, aber wirklich jeder Gast der schon bei uns war, ist jedes Mal völlig geplättelt, wie konzentriert unsere Leute zuhören. Die haben Ahnung, wissen gute Musik zu schätzen. Allein deswegen kommen unsere Gäste immer wieder gerne“, sagt Sam Sommer, Drummer der ElVille Blues Band. Dürfte auch an seiner Band liegen. Sommer bildet mit Bonnie Batzler (Bass), Tom Karb (Hammond Orgel) und Tom Schaffert (Gitarre) das Fundament. Gemeinsam macht man schon seit Jahrzehnten Musik, ist in zig Formationen aufgetreten. Im Januar 2012 kam mit der Mannheimer Soul-Röhre Marion la Marché das stimmliche Sahnehäubchen dazu. Marché – vor allem durch ihre Rolle im Janis-Joplin-Musical bekannt – passt als Vokalistin ideal zur Formation. Und hatte dabei durchaus schon etliche Koryphäen neben sich. In den zehn Jahren ihres Bestehens hat die ElVille Blues Band nun wirklich schon mit jedem Top-Blueser aus Deutschland zusammengespielt, auch internationale Größen schauen gerne mal vorbei. Von Kai Strauss über Tommy Schneller, Jim Kahr, Tommie Harris oder Peter Karb – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Auch regionale Top Acts wie Kosho, Peter Stahl oder Stefan Ullmann kennen mittlerweile den Weg zur „Ultes Scheier“. Im Vorfeld vor jeder Session passiert immer dasselbe: Der Gast des Monats schickt den ElVille-Musikern seine gewünschten Songs, und dann heißt es erst mal ackern. „Jeder für sich schafft sich die Songs, die der Gast spielen will, drauf. Oftmals kennen wir die nicht, mitunter wünscht sich der auch, dass wir eine seiner Eigenkompositionen spielen“, so Sommer. Montags vor der Session trifft sich die Band dann in ihrem „Proberäumchen“, wie Sommer es nennt. Mittwochs geht es nach Ludwigshafen in den „Dôme“, wo die Reihe ebenfalls läuft, donnerstags schlägt man dann im Weingut ein. Und das erfordert nicht gerade wenig Vorbereitung, gerne werden die Songs auch „ein wenig umgefriemelt und unserer Instrumentierung angepasst“, so Sommer. Ganz besonders „beliebt“ sind Gäste, denen beim Warmspielen einfällt, dass sie eigentlich eine völlig andere Version als die vorher abgesprochene aufführen wollen. Macht man dann auch bei den ElVilles. „Wir haben zwei Stärken. Wir sind als Band so miteinander verbunden, dass wir nicht nur sehr gut zusammenspielen, sondern uns auch ganz ohne Profilierungsgedanken in den Dienst der Lieder stellen wollen. Und wir sind offen für musikalische Begegnungen mit unseren Gästen, wissen, da kommt einer, der bringt was mit und darauf lassen wir uns ein.“ Macht auch das Publikum. Und das nimmt man nicht als selbstverständlich hin. Auch nach zehn Jahren nicht. „Wir machen diese Reihe ja ursprünglich zuerst im Dôme in Ludwigshafen und dachten dann, wir könnten sowas auch mal in meinem Heimatort machen. Wenn wir da an einem Donnerstag 50 Leute anziehen, wär’ das doch schon super“, so Sommer. Mittlerweile sind es weitaus mehr, proppenvoll trifft es eher. „Dass die Reihe so durchschlägt, hat echt keiner von uns erwartet.“ Im Mai 2009 waren die Premierengäste: Jörg Teichert, Tom Keller, Maria Blatz und Chris Stockert. Zum Jubiläum heute, 20 Uhr, Weinstube Ultes, kommen der Saxofonist Michael „Stoney“ Steiner und der aus New York stammende Alex Schultz, ein Aushängeschild des Westcoast- Blues. Durchaus passend für ein Zehnjähriges.