Bad Dürkheim Der Fallschirm ist längst verkauft

Bis zu 100 Flugzeuge können Besucher am morgigen Samstag auf dem Dürkheimer Flugplatz in Augenschein nehmen. Zu der Ausstellung laden die Oskar-Ursinus-Vereinigung und der Flugsportverein ein. Mit dabei ist die Maschine von Thomas Gschwind, die er selbst gebaut hat und seit vier Jahren fliegt.

Vier Jahre hat der Dürkheimer Thomas Gschwind an seiner weiß-blauen Cherry BX2 gewerkelt. Und so lange ist es inzwischen her, dass er das in der Schweiz entwickelte Leichtmotorflugzeug fertiggestellt hat und damit fliegt. „Zum Beispiel nach Prag“, erzählt er gut gelaunt und hebt hervor, wie flexibel ihn das eigene Flugzeug macht. Zuvor hat sich der 53-Jährige beim Flugsportverein Bad Dürkheim natürlich auch schon in die Luft begeben, aber dafür immer nur Maschinen zu chartern, hat ihm auf Dauer nicht gereicht. „Das wäre mir zu langweilig geworden“, erklärt der Maschinenbauingenieur. „Für mich gehören die Wartung und der Spaß am Handwerken dazu“, sagt er. Also hat sich Gschwind den Zeichnungssatz und die 200 Seiten starke Baubeschreibung besorgt und losgelegt – zunächst im heimischen Keller und nach schmutzbedingten Protesten seiner Frau in der Garage. Einzelteil für Einzelteil hat er in seiner Werkstatt selbst hergestellt. Um das ehrgeizige Projekt mit seinem Beruf und dem Familienleben zu vereinbaren, ist der Hobby-Pilot jeden Tag um 4 Uhr aufgestanden und hat weiter daran gearbeitet. „Das dürften rund 4000 Arbeitsstunden gewesen sein“, erzählt er. Für die Schweizer Maschine hat er sich entschieden, weil sie im Eigenbau vergleichsweise günstig, robust, leistungsstark und trotzdem sparsam ist. Dazu trägt auch der BMW-Motorrad-Motor bei, den der leidenschaftliche Bastler als Antrieb für sein Flugzeug ausgewählt und eingebaut hat. Eine Seltenheit. „Ich glaube, ich bin der Einzige in Deutschland, der in dieser Flugzeugklasse mit dem Boxermotor aus einem Motorrad zugelassen ist“, sagt er. Vollkommen alleine ein solches Vorhaben anzugehen, hält er für keine gute Idee. An dieser Stelle kommt die Oskar-Ursinius-Vereinigung (OUV) ins Spiel. Dieser zurzeit 1200 Mitglieder zählende Verein fördert nämlich den Eigenbau von Flugzeugen, indem er die Bastler miteinander in Verbindung bringt, berät, zertifizierte Prüfer und Gutachter bereitstellt. „Er unterhält auch gute Kontakte zum Luftfahrtbundesamt, da jede Maschine geprüft und zugelassen werden muss“, erläutert Gschwind. Neben deren Unterstützung sind ihm zufolge vor allem Ausdauer und eiserne Disziplin nötig. Darüber hinaus sollten Interessierte handwerkliches Geschick und technisches Verständnis mitbringen. Hat er sich vor dem ersten Flug mit seiner Cherry BX2 um seine Sicherheit gesorgt? „Nicht wirklich“, erklärt Gschwind. Denn vorher ist die Maschine unter anderem einem Belastungstest unterzogen worden. „Dazu wurde sie auf den Kopf gedreht aufgebockt und auf jeder Tragfläche mit 1,5 Tonnen Sandsäcken beladen. Dabei durfte nichts knacken oder reißen“, schildert er den Vorgang. „Für den Fall der Fälle habe ich damals für den ersten Flug aber trotzdem extra einen Fallschirm besorgt“, gesteht er. Den habe er inzwischen allerdings längst wieder verkauft. Die Momente, als das Flugzeug nach der jahrelangen Arbeit endlich fertig war und er damit abheben durfte, beschreibt Gschwind mit wenigen Worten: „Das ist einfach ein geiles Gefühl.“ Nun freut er sich auf das Sommertreffen der OUV am Wochenende, bei dem der Dürkheimer Flugsportverein als Gastgeber fungiert. „Es gibt ein weltweites Netzwerk, ein tolles Fachsimpeln und eine prima Kameradschaft“, sagt Gschwind, der als Mitglied beider Vereine die ideale Schnittstelle darstellt und selbstredend bei der Organisation mitwirkt. Die OUV hält dabei zugleich ihre Jahreshauptversammlung ab, Besuchertag ist am Samstag. Termin Sommertreffen der Oskar-Ursinus-Vereinigung mit Flugzeugausstellung auf dem Flugplatz des Flugsportvereins Bad Dürkheim, Samstag, 22. Juni, 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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