Bad Dürkheim Berühmtes Tier

Ein meisterhaftes Vorbild hat sich Sonja Samardzieva aus Mazedonien für ihr Straßenbild beim Gönnheimer „Wine Street Art Festival“ ausgesucht: Dieses Gesicht zeigt die raubtierhaften Züge eines Hermelins. Das Original schuf kein Geringerer als Leonardo da Vinci. Er malte das Tier in den Armen der Cecilia Gallerani, einer Geliebten des damaligen Regenten von Mailand.

Seit langer Zeit Jahren gibt es in Italien eine Kunstform, die anlässlich religiöser Feierlichkeiten im öffentlichen Raum Werke bekannter Meister nachbildet. Da es sich früher meist um Madonnenbilder handelte, bekamen die Straßenmaler den Namen „Madonnari“. Vergänglichkeit gehört zur Arbeit der Madonnari. So kann man auch die Gönnheimer Nachbildung eines weltlichen Bildnisses aus der Renaissance inzwischen nur noch schattenhaft erkennen. Am vergangenen Wochenende entstanden, ist es wenige Tage später schon wieder am Verblassen und Vergehen. Wegen ihrer Materialien, zumeist Kreiden, können die Bilder nur kurze Zeitspannen bestehen. Mehr als fünf Jahrhunderte überdauert dagegen bis heute Leonardos Werk. Es entstand im Auftrag von Ludovico Sforza, genannt Il Moro, der damals in Mailand regierte. Der Regent war Träger des Hermelinordens, außerdem spielt Leonardo mit dem Tier auf den Namen der Porträtierten an: Das altgriechische Wort für Wiesel lautet „galée“. Gearbeitet ist das höfische Bildnis in Öl und Tempera auf Holz. Durch moderne Durchleuchtungstechnik fanden Wissenschaftler vor einigen Jahren heraus, dass das heute in Krakau befindliche Werk etappenweise verändert wurde. Nach diesen Untersuchungen hat Leonardo sein Modell zuerst ohne das Wiesel porträtiert, später gab er Cecilia ein schlankes graues Tier in den Arm und erst dann das kraftvolle Hermelin im weißen Winterfell. Tiere aus der Gattung der Wiesel wurden seit Jahrhunderten als Haustiere gehalten. Doch dem Raubtiergesicht, das Leonardo malte und das die Straßenkünstlerin Samardzieva so handfertig nachgebildet hat, sieht man seine ungezähmte Wildheit sofort an.