Bad Dürkheim Bäckerei Reiner Sippel in Bad Dürkheim: Kein Kuchen ohne Rezeptcomputer

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Der Rezeptcomputer zeigt Ralf Litzenberger (links) und Reiner Sippel beispielsweise das richtige Mischungsverhältnis der einzelnen Zutaten an.

Auch in die Bäckerei Reiner Sippel hat die digitale Technik Einzug gehalten. Ohne computergesteuerte Öfen oder elektronische Kassensysteme läuft in der modernen Backstube und in den Filialen nichts mehr. Und dann wäre da noch ein Service für besondere Anlässe.

Schickt ein Kunde per E-Mail ein Familienfoto, wird es vom gelernten Bäcker- und Konditormeister Reiner Sippel (57) auf einem Spezialdrucker auf einer Oblate im farbigen Zuckerdesign ausgedruckt, um daraus eine Fototorte im Himbeersahne- oder auch Käsesahnegeschmack zu gestalten. „Die Leute bestellen so etwas zu ganz besonderen Anlässen, wie Hochzeiten, Geburten oder auch runden Geburtstagen“, erklärt Sippel. Da käme es dann schon einmal vor, dass der Opa zu seinem 75. Geburtstag nach und nach verspeist wird, ergänzt er augenzwinkernd.

Herzstück der Bäckerei sind zwei Rezeptcomputer

Der Einstieg in die Digitalisierung fand in der Backstube schon vor 14 Jahren statt, als der erste computergesteuerte Backofen, der alle Abläufe wie Temperatur und Dampfmenge elektronisch regelt, angeschafft wurde. Das Herzstück der Bäckerei sind jedoch die zwei Rezeptcomputer, in denen die Zutaten und Mischungsverhältnisse für die Teige der verschiedenen Brötchen und Brote in der Backstube und die Tortenmassen in der Konditorei hinterlegt sind. Über einen Touchscreen können alle Komponenten und Zutaten im richtigen Mischungsverhältnis dosiert werden. Sauerteig, Mehl und Wasser werden dem Kneter automatisch zugeführt, alle anderen Zutaten werden am Bildschirm angezeigt, vom Mitarbeiter gewogen, zur Kontrolle bestätigt und im Verarbeitungsprozess beigemischt. „Früher haben wir mit Karteikarten gearbeitet, jetzt sagt uns der Computer, was zu tun ist“, berichtet Sippel, der selbst Klassiker wie Schwarzwälder Kirschtorte oder Marmorkuchen genau nach den Vorgaben des Computers herstellt. So sei eine konstant gute Produktqualität garantiert. Alle Filialen sind mit modernen Kassen ausgestattet, die Bestellungen und Retouren an die Firmenzentrale weiterleiten können, um so die Warenlieferungen für den nächsten Tag zu organisieren. Außerdem sind dort auch die Zutatenlisten des gesamten Sortiments hinterlegt. „Wenn ein Kunde wissen möchte, woraus die von ihm gekaufte Laugenbrezel besteht, können wir ihm die Liste der Zutaten ausdrucken und mitgeben“, erläutert Verkaufsleiterin Isabel Böttinger (25). Aufgrund der bei den Kunden immer häufiger auftretenden Lebensmittelunverträglichkeiten sei dies ein wichtiger Service.

1898 vom Urgroßvater Jakob Sippel gegründet

Um die firmeninterne Kommunikation zu optimieren, ist geplant, jeder Filiale ein Tablet zur Verfügung zu stellen, damit wichtige Nachrichten und Informationen wie Bestellungen oder Lieferverzögerungen von den verantwortlichen Mitarbeitern gleichzeitig gelesen werden können. „Wenn wir das Intranet für diese Abläufe installiert haben, gehört die lästige Zettelwirtschaft, bei der viele Informationen verloren gegangen sind, der Vergangenheit an“, freut sich die Verkaufsleiterin. Außerdem könne man Videos hochladen, die zum Beispiel zeigen, wie die Kaffeemaschine gereinigt werde oder welche Sicherheitsvorschriften beachtet werden müssen. Geplant sei außerdem, jede Filiale mit einem Bildschirm auszurüsten, der die Abläufe in der Backstube zeigt oder auf Sonderangebote hinweist. „Dann würden die Leute auch erkennen, dass wir alles selbst produzieren und keinerlei Fertigprodukte beziehen und verkaufen“, versichert Isabel Böttinger, die fast täglich die Frage gestellt bekommt, ob denn der Kuchen auch selbst gebacken sei. Das Familienunternehmen wurde 1898 vom Urgroßvater Jakob Sippel in der Weinstraße in Ungstein gegründet, siedelte 1969 an den jetzigen Standort in der Karl-Kück-Straße und beschäftigt an vier Verkaufsstellen insgesamt 40 Mitarbeiter. Neben der Laufkundschaft werden auch zahlreiche Hotels und Gastronomiebetriebe im Umland beliefert. Ob Sprössling Tobias, der auch das Bäckerhandwerk gelernt hat und momentan als Torwart bei Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach unter Vertrag steht, nach dem Karriereende in den elterlichen Betrieb zurückkehren wird, um wieder kleinere Brötchen zu backen, ist freilich noch offen.

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