Bad Dürkheim Bad Dürkheim: Stickstoffdioxid setzt Kurstadt im Winter zu

Gerade im Winter hat die Kurstadt ein Problem mit Stickstoffdioxid – auch im Kurpark.
Gerade im Winter hat die Kurstadt ein Problem mit Stickstoffdioxid – auch im Kurpark.

Die Luft in Bad Dürkheim ist viel sauberer als in Ballungszentren und damit weiter gut genug für ein Heilbad. Verglichen mit 200 anderen deutschen Heilbädern und Kurorten schneidet die 18.600-Einwohner-Stadt jedoch vor allem schlecht ab bei der Belastung mit Stickstoffdioxid (NO2), obwohl sich die Luftqualität in den vergangenen 14 Jahren insgesamt sogar leicht verbessert hat, wie das neue Luftgutachten belegt.

Demnach hat ausgerechnet der Kurpark speziell im Winter ein Problem mit Stickstoffdioxid. Vier mal überschritten die NO2-Werte während der einjährigen Messzeit hier kurz den Richtwert von 34 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Eigentlich sind nur drei Überschreitungen zulässig. Dass dies nicht zur Aberkennung des Prädikats Heilbad führt, erklärt der Wetterdienst mit überdurchschnittlich vielen Inversionswetterlagen während der Messungen - und dies habe zur Anreicherung von NO2 geführt.

Andere Kurorte unterschreiten Messwerte deutlicher

Nahe der B 37, dem zweiten Messpunkt, gab es ebenfalls zwei NO2-Überschreitungen – wobei hier der Grenzwert höher, bei 50 Mikrogramm, liegt. Für eine Kurstadt ist das viel, für eine „normale“ Stadt überhaupt kein Problem. Das zeigt ein Langzeitvergleich, bei dem Dürkheim als Heilbad besonders schlecht abschneidet. Den Langzeitrichtwert von 20 Mikrogramm unterschreitet Bad Dürkheim mit 18 Mikrogramm knapp, alle anderen – gemessenen – Kurorte jedoch weitaus deutlicher. Die Messlatte von 40 Mikrogramm (außerhalb des Status Heilbad) wird jedoch auch in Dürkheim noch lange nicht gerissen – ein Zustand von dem Großstädte nur träumen können. Schuld an der Belastung sind der Verkehr und Verbrennungs-Heizanlagen im Winter sowie die Nähe zum Rhein-Neckar-Dreieck mit dem noch größeren Verkehrsaufkommen und der Industrie. Das legt das Gutachten nahe, das der Wetterdienst (DWD) wie in den Vorjahren angefertigt hat und das, wie berichtet, im Stadtrat vorgestellt worden ist.

Pflichtgutachten für Auszeichnung als Heilbad

Mit der Diskussion um mögliche Fahrverbote in Großstädten hat die Untersuchung jedoch nichts zu tun, es ist ein Pflichtgutachten, das im Zehn-Jahres-Rhythmus im Zusammenhang mit der Auszeichnung als Heilbad vorzulegen ist. Bis Ende November 2017 wurden ein Jahr lang die Konzentrationen von NO2, Fein- und Grobstaub sowie Ruß gemessen – alle vier gelten als gesundheitsgefährdend, vor allem extrem kleiner Staub als krebserregend. Auch beim Feinstaub gab es eine Grenzwertüberschreitung und auch Grobstaub wird als „leicht erhöht“ bewertet. Gemessen wurde an je einem Punkt im Kurpark sowie an der Kreuzung B 37/Gartenstraße und an zwei Sonderstellen auf Wunsch der Stadt (Saline und Kriemhildenstuhl). Wer zur Erholung nach Bad Dürkheim kommt, kann also weiter tief einatmen, er muss jedoch wissen: Im Winter kann die Luft mit NO2 angereichert sein und im Sommer kann, an besonders heißen Tagen, das Klima als für eine Kur „nicht günstig“ gelten, wie der Wetterdienst in seinem zweiten, dem bioklimatischen Gutachten, urteilte ¬– ein Beleg für den Klimawandel: Von 1967 bis 2010 ist es in Dürkheim um 0,7 Grad wärmer geworden. Die Zahl der Sommertage ist von 50 auf 56 jährlich gestiegen, Frost gibt es seltener – auch wenn es gestern nicht danach aussah. Die Stadt hat in Sachen Klimaschutz und Luftqualität in den vergangenen Jahren einiges getan (Beispiel Fernwärmenetz) und will dies forcieren, wie Bürgermeister Christoph Glogger (SPD) erläuterte. Er war „sehr zufrieden“ mit dem Ergebnis des Gutachtens, vor allem die hohen NO2-Werte sieht er jedoch mit Bedenken.

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