Bad Dürkheim Bad Dürkheim: Mit neuer Taktik gegen Waldbrände

Schwierige Löscharbeiten auf ungewohntem Terrain: Feuerwehrleute am Dienstag im Wald hinter der Lindemannsruhe.
Schwierige Löscharbeiten auf ungewohntem Terrain: Feuerwehrleute am Dienstag im Wald hinter der Lindemannsruhe.

Blickpunkt: Die höchste Waldbrandgefahr in ganz Rheinland-Pfalz sorgt für Handlungsdruck bei der Kreisverwaltung Bad Dürkheim. Nicht erst das Feuer vom Dienstag zeigt, wie wichtig es ist, den Ort schnell zu lokalisieren und anzufahren. Kreisbeigeordneter Sven Hoffmann (CDU) präsentierte gestern eine Ergänzung des bisherigen Konzepts.

Rund 52 Prozent der Fläche des Landkreises Bad Dürkheim bestehen aus Wald. Das ist grundsätzlich eine gute Sache, birgt jedoch in Zeiten des Klimawandels und anhaltender Trockenheit auch einige Gefahren. Nun war es nicht so, dass man in Vergangenheit nicht gerüstet gewesen wäre bei den Feuerwehren im Kreis. Im Lambrechter Tal gibt es schon lange eine auf Waldbrände spezialisierte Einheit, deren Konzept angesichts der aktuellen Herausforderungen nun ergänzt, konkretisiert und verfeinert wird. Aus taktischen Gründen wird die Feuerwehr nach den Aussagen des zuständigen Kreisbeigeordneten Sven Hoffmann und des Kreisfeuerwehrinspekteurs Michael Müller auf zusätzliche Komponenten zurückgreifen, die die Arbeit der Löschkräfte effektiver machen sollen. Dabei nimmt der Faktor Zeit eine zentrale Position ein. Als es im vergangenen Jahr einen großen Flächenbrand in der Nähe der „Drei Eichen“ in Bad Dürkheim gab, brauchten die Feuerwehrleute an einem Sonntagabend lange, um die relevante Stelle, die von einem privaten Flieger aus gesichtet worden war, am Boden ausfindig zu machen. Der Brand konnte sich „gemächlich“ ausbreiten. „Manchmal sieht man vor lauter Bäumen das Feuer nicht“, sagte Hoffmann gestern zu einer solchen Situation. Um das künftig zu vermeiden, sollen nun Spezialdrohnen mit Wärmebild- und sogenannter Restlichtkamera angeschafft werden – 4.500 Euro das Stück. Sie sollen in den kommenden Tagen geliefert werden. Außerdem soll noch stärker auf die Information von Hobbyfliegern zurückgegriffen werden, die sich entweder in der Luft befinden oder dorthin gebeten werden – gegen Entschädigung. Eine weitere Anschaffung, die dazu dienen soll, Brandereignisse in ihrem Schadenspotenzial zu beschränken, sind zwei Geländemotorräder und ein Pickup. Kostenpunkt: 30.000 Euro, veranschlagt im neuen Haushaltsjahr. Das Stichwort heißt Geländetauglichkeit. Inspekteur Müller sprach gestern davon, dass Waldwege enger und kleiner geworden seien und es mit schwerem Gerät einigermaßen schwierig sei, tief in den Wald zu gelangen. Die Vorhut soll mit speziellen Hacken und 25 Liter fassenden Rucksäcken ausgestattet werden. Derart „bewaffnet“, sollen rasch kleine Gräben gezogen und befeuchtet werden, um die Ausbreitung des Feuers zu verhindern – laut Müller eine zunächst einfach klingende, aber wirksame Methode. Die größte Investition in die neue Taktik ist bereits seit März beschlossene Sache. Ein 85.000 Euro teures Feuerwehrfahrzeug, das geländegängig umgerüstet und im Herbst ausgeliefert wird. Der dritte taktische Schachzug ist der Aufbau einer schnellen Einsatztruppe aus zehn bis zwölf geschulten Kräften in der Verbandsgemeinde Leiningerland. Sie sollen besagte Motorräder und den Pickup als Vorauseinheit nutzen und die notwendigen Maßnahmen schnell einleiten – je schneller, desto besser, wie Hoffmann meinte. Mit diesem – wenn auch nicht ganz günstigen – Gesamtkonzept macht sich die Kreisfeuerwehr mit zum Vorreiter in Rheinland-Pfalz. Einzelne der beschriebenen Module gebe es bereits andernorts, meinte Hoffmann. Die Bündelung all dieser Komponenten gebe es in dieser Weise aber bisher nicht. Von heute auf morgen gehe nicht alles, bat er um Verständnis. Hoffmann hatte sich am Dienstag selbst ein Bild vom Brand im Wald gemacht. Er lobte die Einsatzkräfte für ihre „tolle Teamleistung“ und würdigte Inspekteur Michael Müller und seine Kollegen für die maßgebliche Mitarbeit an der neuen Taktik. Der nächste Waldbrand kommt bestimmt ...

Mit Rucksack, Hacke und neuem Konzept: Beigeordneter Sven Hoffmann (Mitte) will Feuerwehrarbeit noch effizienter machen.
Mit Rucksack, Hacke und neuem Konzept: Beigeordneter Sven Hoffmann (Mitte) will Feuerwehrarbeit noch effizienter machen.
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