Bad Dürkheim Bad Dürkheim: Gute Laune nach dem Vormarkt

Feierfreudig und friedlich präsentierten sich die Wurstmarkt-Besucher nicht nur am Literarischen Frühschoppen.
Feierfreudig und friedlich präsentierten sich die Wurstmarkt-Besucher nicht nur am Literarischen Frühschoppen.

Rekordverdächtig: Mehr als 300.000 Besucher haben an den fünf Vormarkt-Tagen auf den Brühlwiesen gefeiert. Das gab die Stadt gestern Nachmittag bekannt. Nicht nur deswegen fällt die Zwischenbilanz des städtischen Wurstmarktkoordinators Marcus Brill positiv aus. Auch die Beschicker sind zufrieden – obwohl die 24-Uhr-Regelung Spuren hinterlassen hat.

Alles super

Marcus Brill kam gestern besonders gut gelaunt ins Büro. Grund war der erfolgreiche Verlauf der ersten Halbzeit des Wurstmarkts: Besucherzahlen über dem schon sehr guten Niveau des Vorjahres, zufriedene Beschicker, ein sehr ruhiges und friedliches Fest, so seine Bilanz in Kurzform. Nach einem guten Eröffnungstag am Freitag und einem sehr starken Samstag sei der Wurstmarktplatz auch am Sonntag und Montag sehr gut besucht gewesen – wobei am Montag wieder der Literarische Frühschoppen Tausende Besucher anlockte. Am Dienstag sei es dagegen etwas ruhiger zugegangen. „Das ist aber ganz normal, es kann ja nicht nur nach oben gehen“, sagt Brill.

Leute gehen früher auf den Markt

Das Musikfeuerwerk sei ebenfalls gut angekommen, die Beschallung an den verschiedenen Orten habe reibungslos funktioniert. „Ein sehr schöner Vormarkt“, findet Brill. Dass seit diesem Jahr um Mitternacht die Musik in den Festzelten abgeschaltet wird und von den Fahrgeschäften nach 24 Uhr nur noch das Riesenrad fährt, habe dazu geführt, dass die Leute nun früher auf den Wurstmarkt gingen. Brill macht aber keinen Hehl daraus, dass die Stadt den Wunsch hat, Fahrgeschäfte und Musik wieder bis ein Uhr laufen zu lassen. Denn sowohl bei Beschickern als auch bei Besuchern sei die derzeitige Regelung „vor allem emotional ein großes Thema“. Allerdings gelte es, gemeinsam mit der SGD eine rechtlich einwandfreie Regelung zu finden, da der Lärmschutz durch den Gesetzgeber klar geregelt sei. Es müssten „intelligente Lösungen“ gefunden werden. Mit dem Verlauf des Literarischen Frühschoppens zeigte sich Brill sehr zufrieden. Es sei leiser gewesen als im vergangenen Jahr, was der Stimmung aber nicht geschadet habe – im Gegenteil. Und die Literaten seien glücklich gewesen, vor der Bühne Platz zu haben.

Auswirkung der neuen Regelung

Ilona Böhm, die das Hamelzelt betreibt, spürt das „Beschallungsverbot“ ab Mitternacht – und nicht nur sie. „Es trifft ja nicht nur uns, sondern beispielsweise auch die Imbissbetreiber um unser Zelt herum. Die Leute sind noch nicht fertig mit dem Feiern.“ Insgesamt sei sie bislang mit dem Vormarkt zwar zufrieden, aber Bilanz ziehe sie immer erst zum Schluss. „Wenn in einem Festzelt die Musik ausgeht, dann sind die Leute eine halbe Stunde später draußen“, sagt Böhm. Dass die Besucher jetzt früher auf den Wurstmarkt kämen, sei zwar vielleicht richtig, gelte aber nicht für ihr Publikum. Mit einem Ende der Musik um ein Uhr könne sie sich abfinden, aber Mitternacht sei „definitiv zu früh“. Sie hofft nicht, dass es bei der 24-Uhr-Regelung bleibt. Wenn doch, sei sie bereits dabei, Ideen zu sammeln, wie sie ihre Gäste auch ohne Musik nach Mitternacht im Zelt halten könne. Keine Auswirkungen der neuen Regelung kann Rolf Bart, Sprecher der Schubkärchler, feststellen. „Es ist zwar irgendwie komisch, wenn die Musik ausgeht. Aber beim Absatz hat sich kaum etwas getan. Er ist vielleicht sogar noch ein bisschen stärker als 2017.“ Positiv habe sich auch ausgewirkt, dass die Zelte bis 2 Uhr ausschenken dürften. Dadurch laufe der Strom Richtung Schubkärchler zu später Stunde in geordneteren Bahnen.

Lärmschutz-Maßnahmen in der Kritik

Der Sprecher der Weindorf-Winzer, Peter Döngi, sieht die Lärmschutz-Maßnahmen kritisch. „Durch das gute Wetter am Vormarkt fällt es vielleicht nicht so auf, aber die Umsätze werden zurückgehen, wenn es dabei bleibt“, ist er überzeugt. Da helfe es auch nicht, wenn viele Leute früher auf den Wurstmarkt kämen. „Am Sonntag waren schon um 21.30 Uhr viele leere Reihen zu sehen. Das ist schon ungewöhnlich.“ Samstags habe er früher bis drei Uhr ausgeschenkt – jetzt sei er um ein Uhr schon daheim gewesen. „Das entwickelt sich alles schlechter“, ist Döngis Meinung. Vom „Umzug“ der Festzelt-Besucher sei im Weindorf nicht viel zu spüren. „Die werden wohl eher Richtung Schubkärchler weiterziehen“, meint er. Über die Umsätze am Vormarkt könne er aber nicht meckern. „Wir sind schon zufrieden, auch was den Weinabsatz betrifft. Die Leute haben nicht nur Schorle getrunken“, betont Döngi. Er habe sogar Rotwein ausgeschenkt. Als einziges Fahrgeschäft darf Rudolf Barths „Jupiter“-Riesenrad nach 24 Uhr weiter seine Runden drehen. Barth ist darüber sehr erleichtert, trotzdem habe er mit Blick auf seine Schausteller-Kollegen kein so gutes Gefühl dabei, gibt er im RHEINPFALZ-Gespräch zu. Um 24 Uhr sei während des Vormarkts auf dem Riesenrad auch noch richtig viel los gewesen. Deshalb könne er den Ärger der Kollegen gut nachvollziehen. Erst um 2 Uhr ist dann auch beim „Jupiter“ Schluss. Der 37-jährige Schausteller zieht für sich eine durchweg positive Halbzeit-Bilanz: „Super Umsätze, gigantisches Wetter, tolles Publikum.“

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