Bad Dürkheim Bad Dürkheim: Gefällte Eiche wird durch drei ersetzt

Rolf Bart (links) und Frank Stipp gestern vor dem Baumstumpf: Die dunklen Stellen sind laut Forst Fäulniswasser.
Rolf Bart (links) und Frank Stipp gestern vor dem Baumstumpf: Die dunklen Stellen sind laut Forst Fäulniswasser.

Erst wurden aus drei Eichen zwei, demnächst sollen es fünf werden: Der vor acht Tagen gefällte Baum am Dürkheimer Waldrastplatz Drei Eichen westlich der Rudolf-Bart-Siedlung soll spätestens bis Mitte April entfernt und ersetzt werden – und zwar doppelt und dreifach. Dies ist das Ergebnis eines Treffens vor Ort gestern Vormittag mit Vertretern des Forstamts, des Drachenfelsclubs und der Stadtverwaltung.

Dabei konnten die Forstleute zunächst die Zweifel ausräumen, die in den Reihen des Drachenfelsclubs an der abrupten Fällung des Baums laut geworden waren. Der Verein hatte die drei Bäume 1913 als Wahrzeichen der von ihm errichteten Schutzhütte am Knotenpunkt eines halben Dutzends Wanderwege gepflanzt. Am Dienstag vor einer Woche hatte Revierleiter Fred Bisplinghoff, seit zwölfeinhalb Jahren im Amt, am frühen Nachmittag an dem 23 Meter hohen Baum in einer Stammgabelung in etwa sieben Meter Höhe einen mehr als einen Meter tiefen Riss entdeckt. „Gefahr in Verzug“ lautete die von Forstamtsleiter Frank Stipp gestern ausdrücklich bekräftigte Begründung, den Baum unverzüglich zu fällen (wir berichteten): Nach Aussage der drei Forstleute von gestern drohte mit dem Seitenast die halbe Krone beim nächsten heftigen Windstoß abzubrechen. Das Risiko, dass „der Ast gekommen wäre und einer hätte druntergelegen“, untermauerte Stipp, erschien dem zuständigen Förster angesichts der hohen Besucherfrequenz auf dem Rastplatz und den beiderseits flankierenden Wegen innerhalb des Gefahrenradius zu hoch: Eine halbe Stunde nach der Entdeckung, so präzisierte Bisplinghoff gestern, rückte ein Holzerntetrupp, der derzeit in Richtung Hammelsbrunnen in Hörweite mit Einschlagarbeiten beschäftigt ist, der angefaulten Eiche zu Leibe. Als solche erwies sich der Baum letztlich. So sind am Stumpf feuchtdunkle Flächen von Faulwasser zu sehen, und auch der Stamm, der derzeit in mehrere Teile zersägt am Wegesrand liegt, weist hohle oder morsche Stellen aus. Davon konnten sich auch Rolf Bart, Vorsitzender des Drachenfelsclubs, und Vereinsmitglied Michael Komanns, ein Gartenfachmann, vor Ort selbst ein Auge machen. Komanns hatte anfangs die aus Sicht des Vereins zunächst überstürzt erschienene Adhoc-Aktion moniert. Der Drachenfelsclub hätte wohl erwartet, ebenso wie die Stadt, für die der für den Kommunalwald zuständige Sachbearbeiter Dirk Friedrich am Treffen teilnahm, nicht erst danach informiert zu werden (wenn auch rasch), sondern vor der unumkehrbaren Maßnahme. Um womöglich noch in gemeinsamer Abstimmung baumchirurgische Maßnahmen zur Sicherung des Asts zu überdenken. Bart führte die Platane am Amtsplatz ins Feld, die auf diese Weise seit Jahrzehnten erhalten wird (wenngleich sie das Meiste ihrer früheren Pracht längst eingebüßt hat). Die Gefahrenstelle zu diesem Zwecke vorläufig mit Absperrbändern abzugrenzen, erschien den Forstleuten nicht effektiv und sicher genug: Sie erleben immer wieder die Unvernunft von Waldbesuchern zu Fuß wie per Rad, die sich um solche Absperrungen selbst dann nicht scheren, wenn sie direkt darauf sowie die Gefahren ihres Ignorierens angesprochen würden. Die Handhabe des Forstes dagegen ist rein theoretischer Natur – erst im vergangenen Jahr, so erinnerte Stipp, seien in zwei separaten Fällen ein Wanderer und ein Mountainbiker in jeweils abgesperrten Waldbereichen nur knapp an der Situation vorbeigeschrammt, von größeren Baumteilen versehrt zu werden (wir berichteten zum Teil). Unabhängig von der ausschlaggebenden Gefahrenlage war Bernhard Reckmann, Forstwirtsmeister für die Technische Produktion beim Forstamt, der Ansicht, dass baumpflegerische Maßnahmen für die Eiche keinen Sinn mehr gehabt hätten: „Wenn man eine Hälfte stehenlässt, wird sie zum Fäulnisbiotop“ und damit eine Fällung des Baumtorsos auch nur eine Frage der Zeit. Der Riss war bei Verkehrsicherungsarbeiten wenige Wochen zuvor laut Bisplinghoff noch nicht zu sehen gewesen. Reckmann, der Bis-plinghoff an jenem Dienstag als zweite Meinung bestätigt hatte, ging davon aus, dass er durch das Orkantief „Friederike“ im Februar entstanden ist. Danach habe sich Wasser in dem Spalt gesammelt, das während der Nächte starken Frostes neulich gefroren ist und den Stamm auseinandergesprengt hat. „Es ist, wie es ist“, leitete Rolf Bart angesichts der Tatsachen zum Status quo über: Gemeinsam wurde eine rasche Lösung erörtert. Unter ausführlicher Abwägung verschiedener Möglichkeiten mit den entsprechenden Vor- und Nachteilen (Baumgröße, Pflegeaufwand gerade zu Anfang auf nährstoffarmem Boden, Risiken des Nichtangehens und anderen Faktoren) traf man schließlich eine Einigung. Demnach sollen noch vor der Blattaustriebsperiode Ende April drei neue Eichen gesetzt werden: eine unmittelbar neben der alten, eine näher zur Hütte und eine nach vorn zu den Sitzgruppen hin. Man verständigte sich auf eine mittlere Baumgröße von drei bis 3,50 Metern – kleinere erschienen zu mickrig, bei größeren wären der Bewässerungsaufwand im ersten Jahr zu hoch bei gleichzeitigem Risiko, dass sie am Ende doch nicht angehen. Die Kosten liegen bei 150 bis 200 Euro pro Baum. Die beiden übrigen Originaleichen bleiben stehen. Zwischenzeitlich war gar erwogen worden, den Radikalschnitt zu vollziehen, indem man auch sie wegnimmt und einfach drei gleichgroße neue pflanzt. Auch sie zeigen erste Verschleißerscheinungen wie Trockengeäst, wie lange sie noch stabil bleiben, ist nicht vorhersehbar. „Es gibt vitalere Eichen bei uns im Wald“, formulierte es der Forstamtschef. Der verbliebene Baumstumpf soll bodeneben abgesägt werden, um einen Mahnmal-Charakter zu vermeiden. Die Stammteile sollen zu Brennholz verarbeitet werden.

Dies war der tiefe Riss, der die Eiche gefährlich machte.
Dies war der tiefe Riss, der die Eiche gefährlich machte.
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