Bad Dürkheim Bad Dürkheim: Es ist Wurstmarkt

Der kleine Umzug bahnt sich seinen Weg.
Der kleine Umzug bahnt sich seinen Weg.

Momentaufnahme: Seit Freitag läuft der 602. Dürkheimer Wurstmarkt. Den Auftakt bilden ein stimmungsvolles Standkonzert auf dem Ludwigsplatz und eine gelungene Eröffnungsfeier vor dem Gradierbau mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Bürgermeister Christoph Glogger überrascht mit einem politischen Statement.

Um Punkt 17 Uhr wird er eingeläutet, der 602. Wurstmarkt. Der Leistadter Musikverein eröffnet das Standkonzert auf dem Ludwigsplatz. Immer mehr Zuhörer strömen auf den Platz. Als schließlich die Dürkheimer Stadtkapelle aufspielt, ist der Platz sehr gut gefüllt. Die Vorfreude auf die „fünfte Jahreszeit“, wie Bürgermeister Christoph Glogger später sagen wird, steht vielen Zuschauern ins Gesicht geschrieben. Glogger selbst trägt die Bürgermeisterkette, die sonst im Safe in seinem Büro liegt und nur zu besonderen Anlässen herausgeholt wird – wie eben bei der Wurstmarkteröffnung. Der Bürgermeister, der mit seiner Familie kommt, wirkt gelöst. Er sei weniger nervös als bei den beiden Wurstmarktjubiläen 2016 und 2017 gibt er freimütig zu Protokoll. Derweil formiert sich der etwa 20 Zugnummern starke Aufzug in Richtung Wurstmarktplatz, der sich um 17.33 Uhr unter Führung des Leistadter Musikvereins in Richtung Brühlwiesen in Bewegung setzt. Mit dabei: Beschicker, Schausteller, Städtepartner, Weinhoheiten, Jungwinzer, Honoratioren. Die Leistadter sind auch die ersten, die nach rund 20 Minuten an der kleinen Bühne vor dem Gradierbau ankommen. Sie stimmen das Lied vom Palzwoi an, der in den Hals läuft. Von den Brühlwiesen zieht der Geruch herüber, den nicht nur die Deutsche Weinkönigin 2014/2015, Janina Huber, mit dem Fest verbindet. Langsam wird es Wurstmarkt. Auf der Bühne beginnt die „Wurstmarkt“-Schauspielgruppe mit dem kleinen Stück über die historischen Wurzeln des größten Weinfests der Welt. Stadtratsmitglied und Feuerwehrchef Karlheinz Bayer leitet souverän ein. Wie auch andere Mitglieder des Dürkheimer Stadtrats hat er für den Wurstmarkt die politische Bühne im Ratssaal mit der kleinen Bühne vor dem Gradierbau getauscht. Drei Mal hätten sie für das Spiel im Vorfeld des Fests geprobt, Jahr für Jahr werde etwas an dem Stück verändert, um es noch etwas lebendiger zu machen, erklärt Thomas Giel, der in der Aufführung den Grafen von Leiningen gibt. Im Duett mit Rolf Jochum, der als Limburg-Abt einmal mehr überzeugt, sorgt er für den Höhepunkt des Stücks. Dann folgt der Auftritt von Helmut Darting, dem neuen Wurstmarktwinzermeister. Er zapft das erste Weinfass an, wobei ihm eine gewisse Nervosität anzumerken ist. Trotzdem meistert er die Aufgabe letztlich souverän, sodass das Plätschern des Weins in ein Schoppenglas über die Lautsprecheranlage deutlich zu hören ist. Ebenso deutlich wie die Geräusche der benachbarten Achterbahn „Wilde Maus XXL“. Es wird Wurstmarkt. „Die Karawane zieht weiter“, sagt Dartings Vorgänger im Amt des Wurstmarktwinzermeisters, Kurt Freund, mit einem Hauch von Wehmut. Christoph Glogger betritt die Bühne und überrascht mit einem politischen Statement. In seiner gewohnt lockeren Art spielt er auf die Ereignisse in Chemnitz an – und appelliert an das Zusammengehörigkeitsgefühl auf dem Dürkheimer Wurstmarkt: Dort, wo das Schoppenglas kreise und der Dürkheimer Wein fließe, seien alle Brüder und Schwestern, so der Bürgermeister. Und: „Wir sind mehr.“ Eine Hommage an die Kampagne gegen die rechten Kundgebungen nach dem Mordfall in der sächsischen Stadt. Schließlich betritt die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Bühne. Sie freut sich, „endlich wieder ein Dürkheimer Dubbeglas in der Hand zu halten“. Es ist 18.22 Uhr. Und Wurstmarkt.

Premiere: Wurstmarktwinzermeister Helmut Darting bei der Arbeit.
Premiere: Wurstmarktwinzermeister Helmut Darting bei der Arbeit.
Eröffnet: Malu Dreyer (am Mikro) und Christoph Glogger (rechts davon.)
Eröffnet: Malu Dreyer (am Mikro) und Christoph Glogger (rechts davon.)
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