Bad Dürkheim Auto für alle

Mal schnell mit dem Handy ein Auto buchen: In Großstädten wie Berlin ist das seit Jahren möglich. Auf dem Land ist das Prinzip d
Mal schnell mit dem Handy ein Auto buchen: In Großstädten wie Berlin ist das seit Jahren möglich. Auf dem Land ist das Prinzip des geteilten Fahrzeugs noch nicht verbreitet.

Wie bleiben ältere Menschen mobil auf dem Land? Mit dieser Frage war eine Arbeitsgruppe in der VG Wachenheim gestartet. Eine Antwort darauf gab es eigentlich auch schon: Ein Bürgerbus sollte Abhilfe schaffen. Den wird es nun aber wohl erstmal nicht geben. Stattdessen wird in der VG über Car-Sharing diskutiert. Im ländlichen Raum gibt es dafür bislang kaum Beispiele.

Das Prinzip Car-Sharing ist schnell erklärt: In der Stadt verzichten Menschen zunehmend auf Autos und nutzen öffentliche Verkehrsmittel. Für längere Strecken oder Transportfahrten nehmen sie stattdessen Car-Sharing-Autos, die jedem zur Verfügung stehen, der sie – beispielsweise übers Handy – bucht. Auf dem Land ist das Prinzip noch nicht verbreitet. Beigeordnete Heike Ditrich (FWG) hofft daher, dass die VG Modellregion werden kann – mit entsprechender Förderung. Ditrich überlegt derzeit mit einer Arbeitsgruppe, wie das Prinzip der geteilten Autos in der VG aussehen könnte. Anders als in den Städten würden Nutzer hier – so die Überlegungen – ihr Auto aber nicht überall da abstellen, wo sie wollen. Die Gruppe zieht feste Standorte dem flexibleren Modell vor. Auch, weil E-Autos angestrebt werden, die eine Ladestation brauchen. Ditrich hält je ein Fahrzeug in jeder Gemeinde der VG für „erstrebenswert“. Ob es so kommt, ist noch nicht klar. In erster Linie sollen die älteren und kranken Menschen hiervon profitieren, erklärt Ditrich. Derzeit werde deren Mobilität – Wege zum Arzt – hauptsächlich durch die Ehrenamtlichen der Ehrenamtsagentur hergestellt. Die neben ihrer Freizeit oft auch ihr Auto und den Sprit zur Verfügung stellten. „Es gibt derzeit dafür keine Entschädigung“, so Ditrich. Das Engagement der Ehrenamtler sei „bewundernswert“. Den Autos für alle könnte hier eine wichtige Rolle zukommen. „Die Rahmenbedingungen beim Car-Sharing sind klar“, sagt Ditrich. Die alten Menschen können das Auto buchen, die Ehrenamtler fahren es dann statt ihrem eigenen. Der Nutzer habe überschaubare Ausgaben. Eine Stunde Fahrt soll nur mit wenigen Euro zu Buche schlagen. Dass für die älteren Menschen in der VG etwas getan werden muss, stand für die Gruppe von Beginn an fest. Ursprünglich hatte sie sich zusammengesetzt, weil aufgrund der fehlenden Ost-West-Verbindung in der VG ein Bürgerbus im Gespräch war. Hier habe es aber eine Hürde gegeben, so Ditrich. Das Land wolle keinen Parallelverkehr zu den Öffentlichen Verkehrsmitteln unterstützen. In der Zwischenzeit gibt es Pläne vom Kreis, erstmals nach Jahren wieder einen regelmäßigen Bus-Takt in der VG anzubieten (wir berichteten). Der wird – sollte der Kreistag im Dezember endgültig zustimmen – in erster Linie für die Kinder der Ganztagsschule Friedelsheim-Gönnheim-Ellerstadt eingeführt. Sie müssen aufgrund des veränderten Angebots teilweise nachmittags zentral unterrichtet werden. Der Bus soll aber auch allen anderen Bewohnern der VG Wachenheim zugute kommen, soll doch an Werktagen von 8 bis 19 Uhr ein Stundentakt eingeführt werden. Einen Bus-Linien-Verkehr habe die VG in dieser Form noch nicht gehabt, so Ditrich. Für die Mobilität in der VG wäre der neue Bus ein „Quantensprung“, findet Ditrich. Zudem wird der Bus morgens auch dreimal ins Dürkheimer Industriegebiet Bruch fahren. Los soll es gehen mit Beginn des Schuljahres 2019/20. Vor und nach den Buszeiten soll das Ruftaxi als Angebot bestehen bleiben. Das anfangs für Nachtschwärmer eingerichtete Angebot sei hauptsächlich als Zubringer für die Öffentlichen Verkehrsmittel genutzt worden, sagt Ditrich. Wenn es nur noch in den Randzeiten fahre, spare die VG Geld. Anders als der ursprünglich geplante Bürgerbus wird Car-Sharing nicht als Konkurrenz zum Öffentlichen Personennahverkehr wahrgenommen.

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