Bad Dürkheim „Als ob ein Vorhang aufgezogen wird“

Solistin Anna-Katharina Thoma war schon mit 13 Jahren Stipendiatin der Domhof-Stiftung und später Stimmführerin im Landesjugendo
Solistin Anna-Katharina Thoma war schon mit 13 Jahren Stipendiatin der Domhof-Stiftung und später Stimmführerin im Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz.

Mit jugendlichen Kompositionen brillierte beim Konzert am Sonntag das Kammerorchester Bad Dürkheim. Werke aus den frühen Schaffensphasen der Komponisten Mozart und Schubert standen auf dem Programm. Glanzvoller Höhepunkt war das Violinkonzert mit der Solistin Anna-Katharina Thoma.

Für Gabriele Weiß-Wehmeyer war das Konzert ein Jubiläum, denn sie leitet das Kammerorchester seit 1968 und hat sich mit diesem Programm wohl das größte Geschenk gemacht. Ihrer temperamentvollen und exakten Stabführung folgten die Musiker willig und ausdrucksstark. Die Orchesterleiterin machte die Zuhörer auf Besonderheiten der Mozart’schen g-Moll-Sinfonie aufmerksam, die er als Siebzehnjähriger komponiert hat. „Es ist ein Sturm- und Drangwerk“, erläuterte Weiß-Wehmeyer. „Der tiefen Trauer des ersten Satzes folgen im zweiten Zwiegespräche von seufzenden Instrumenten mit den Streichern.“ Durch die Einführung gelang es den Zuhörern, den Feinheiten der g-Moll-Sinfonie nachzuspüren. Das Orchester demonstrierte unisono und forte, welche Gefühle Mozart zum Ausdruck bringt, die sich im Andante melancholisch ruhig und zart fortsetzen. Dieses Menuetto lässt durch die romantischen Bläserpassagen an einen Waldspaziergang denken, während der vierte Satz die Sinfonie mit Variationen des Themas aus dem ersten Satz beendet. Die Sinfonie war eine hervorragende Einstimmung auf das folgende Violinkonzert Nr. 3 G-Dur KV 216, das die 20-jährige Solistin Anna-Katharina Thoma meisterlich interpretierte. Sie wuchs in einer Musikerfamilie auf, die früh ihr Talent förderte. Schon mit 13 Jahren war sie Stipendiatin der Domhof-Stiftung und wurde im folgenden Jahr in das Hochbegabtennetzwerk Amadé der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim aufgenommen. Meisterkurse ermöglichten ihr die Mitwirkung als Stimmführerin im Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz. Bei etlichen Wettbewerben wurde sie ausgezeichnet, und 2017 erhielt sie den Bruno-Hermann-Preis der Pfälzischen Musikgesellschaft. Seit dem Wintersemester 2017/18 studiert sie in Mannheim Musik bei Wolfgang Hammar, Konzertmeister des Nationaltheaters Mannheim. Im 3. Violinkonzert, das Mozart mit 19 Jahren als kontrastreiches Meisterwerk schuf, sind verschiedene Arten von Zwiegesprächen zu hören. Zu Beginn nahm das Orchester sogar das Thema des Solisten vorweg. Mozarts Inspiration waren die Sonaten von Johann Christian Bach, in denen Solist und Orchester gemeinsam musizierten. Daher gibt es in dem Werk keinen ausgeprägten Wechsel von Orchester- und Solo-Blöcken, sondern abwechslungsreiche Dialoge. Um nur ja keinen Ton des virtuosen Spiels der zierlichen Violinistin zu verpassen, herrschte atemlose Stille im Saal, die nach dem Rondeau-Finalsatz in einem frenetischen Applaus endete. Mit der Sinfonie Nr. 5 B-Dur von Franz Schubert rundete das Kammerorchester das Konzert ab. Sie ist von allen Sinfonien Schuberts die kürzeste. Er schrieb sie mit 19 Jahren, als er nach einer eigenen musikalischen Sprache suchte. So gehen hier ähnlich wie bei Mozart die Motive fließend ineinander über. Sie ist Schuberts einzige Sinfonie ohne langsame Einleitung. „Es beginnt so, als ob ein Vorhang aufgezogen wird“, kommentierte Gabriele Weiß-Wehmeyer. Das Werk, das sich durch wundervoll unbeschwerte Melodik auszeichnet, ist zum bekanntesten kleineren Orchesterwerk Schuberts geworden. Anlass war eine Aufführung durch das Liebhaberorchester des Musikers Otto Hatwig, und somit war es ganz ausgezeichnet für das Dürkheimer Kammerorchester geeignet, das für sein qualitätvolles Spiel viel Applaus erhielt.

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