Rheinland-Pfalz „Wir brauchen Zeit für eine Prüfung“

Fast 15.000 Studenten sind derzeit an der TU Kaiserslautern eingeschrieben. Uni-Präsident Helmut Schmidt zeigt sich offen für Re
Fast 15.000 Studenten sind derzeit an der TU Kaiserslautern eingeschrieben. Uni-Präsident Helmut Schmidt zeigt sich offen für Reformüberlegungen der Landesregierung, warnt aber auch vor Risiken.

«KAISERSLAUTERN/LANDAU.» Überlegungen des rheinland-pfälzischen Wissenschaftsministeriums, die Universität Koblenz-Landau aufzulösen und den Standort Landau mit der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern zu fusionieren, stoßen in der Westpfalz auf ein zurückhaltendes Echo. Die Hochschule zeigt sich zwar gesprächsbereit, besteht aber darauf, dass im Falle einer Fusion beide Standorte gestärkt werden müssen.

Die Kaiserslauterer Hochschulleitung verschweigt auch nicht, dass sie durchaus Risiken in einer Fusion sieht. Sollte sich das Ministerium für einen Zusammenschluss entscheiden, wünscht sich TU-Präsident Helmut Schmidt, „dass wir ausreichend Zeit bekommen, um die Details prüfen zu können: Ist das ein Konzept, das zum Erfolg führen kann?“ Klar sei, so Schmidt: Die Hochschule werde sich den politischen Überlegungen aus Mainz nicht verweigern, sondern möchte sie auf ihre Auswirkungen untersuchen, um anschließend auf mögliche Schwierigkeiten hinweisen zu können. Die dürften schon bei einer Zusammenführung der unterschiedlichen Haushaltssysteme beider Hochschulen auftreten. Mit Blick in die Zukunft hat die TU in ihrem eigenen Entwicklungsplan mehrere Problemfelder ausgemacht. Dazu zählen unter anderem Prognosen, wonach die Studierendenzahlen in Rheinland-Pfalz aufgrund der Bevölkerungsentwicklung rückläufig sein werden. Ziel der TU muss es laut dem eigenen Strategiepapier deshalb sein, die Anzahl ihrer Hochschüler – derzeit knapp 15.000 Präsenz- und Fernstudierende – durch attraktive Angebote zu stabilisieren. Weiteres Problemfeld laut dem Entwicklungsplan: Der Ausbau der TU sei seit den 90er Jahren nicht mehr nennenswert an die tatsächliche Entwicklung im Lehr- und Forschungsbetrieb angepasst worden. „Der Sanierungsbedarf und der Investitionsbedarf für die Liegenschaften und technischen Anlagen sind als hoch einzustufen.“ Würde eine Fusion dazu führen, dass Investitionen vor allem nach Landau fließen, weil dort womöglich der Bedarf als noch höher als in Kaiserslautern angesehen wird, dann – so befürchtet Schmidt – „würde das einen Keil zwischen beide Hochschulen treiben“. Der Präsident setzt deshalb auf die Zusicherung des Wissenschaftsministers, wonach eine Hochschulreform im Land „kein Sparmodell“ sein soll. Deshalb: „Eine bauliche Ertüchtigung in Kaiserslautern muss unabhängig von dem, was in Landau gemacht werden muss, erfolgen.“ Ein bloßes Zusammenrechnen der Studentenzahlen der TU Kaiserslautern und der Uni in Landau würde zudem im Kernprofil der westpfälzischen Hochschule zu keinem Zuwachs führen, so der Präsident weiter. Bekanntlich liegen die Stärken der TU insbesondere in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern. „Im Ranking haben wir uns unter den 500 besten Hochschulen weltweit positioniert“, erläutert Schmidt. Das mache die TU zu einer Hochschule, die unter anderem für chinesische Studierende attraktiv sei. In manchen Master-Studiengängen liege der Ausländeranteil bei 70 Prozent. „Auf ihre internationale Ausrichtung ist die TU stolz.“ Darüber hinaus habe an der Technischen Universität Kaiserslautern die gymnasiale Lehrerausbildung einen hohen Stellenwert, weshalb daran auch im Falle eine Fusion unbedingt festgehalten werden solle. Schon vor den im April bekannt gewordenen ersten Reformüberlegungen des Wissenschaftsministeriums hatte sich die TU nach Schmidts Worten Gedanken über eine mögliche Regionalisierung gemacht. Die bezogen sich auf die Südpfalz, die als starker Industriestandort mit einem hohen Bedarf an Elektrotechnikern gilt. Überlegt wurde, so der TU-Präsident weiter, beispielsweise in Germersheim einen eigenen Elektrotechnik-Fachbereich anzusiedeln. In diesem Modell sollte die (Fach-)Hochschule Kaiserslautern als fachlicher Partner für das Bachelor-Studium mit ins Boot geholt und die Infrastruktur des Germersheimer Fachbereiches „Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft“ der Universität Mainz genutzt werden. Sowohl Studierende als auch Unternehmen aus der Region würden von dieser konkreten Kooperation profitieren, ist der Präsident überzeugt. Für den Kaiserslauterer Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD) ist klar, „dass durch eine Fusion keinem der Standorte Nachteile entstehen dürfen. Das Wohl des Wissenschaftsstandorts Kaiserslautern steht für uns an erster Stelle.“ Zwar seien ihm, so Weichel, die Fusions-Überlegungen bezüglich der beiden Universitäten seit geraumer Zeit bekannt. Aber „wir verfügen noch nicht über ausreichend Informationen, um das Vorhaben bewerten zu können“. Einwurf

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