Rheinland-Pfalz Trotz Gefahrenlage wenig Waldbrände

«Trippstadt». Die Anzahl der Waldbrände in Rheinland-Pfalz ist über die Jahre – wenn auch mit deutlichen Schwankungen – zurückgegangen. Gleichzeitig steigt aber die Waldbrandgefahr: 2017 war für Rheinland-Pfalz an insgesamt 38 Tagen die höchste Gefährdungsstufe ausgewiesen worden, im Jahr zuvor bestand diese Alarmstufe nur an 23 Tagen. Was sind die Gründe für diese gegensätzliche Entwicklung?

Die aktuelle Lage gestern: Bei zwei der 30 Stationen des Deutschen Wetterdienstes in Rheinland-Pfalz stand der „Waldbrandgefahrenindex“ auf Dunkelviolett (Stufe 5) – das heißt „sehr hohe Gefahr“. Das galt für die Stationen Mainz-Lerchenberg und Bad Dürkheim. „Hohe Gefahr“ (Stufe 4) zeigte der Index gestern für zehn rheinland-pfälzische Stationen an, darunter am Weinbiet bei Neustadt und bei Pirmasens. In der Region um Bad Dürkheim war in diesem Jahr die Gefahrenlage bereits einmal Realität geworden: Rund 80 Feuerwehrleute waren im Mai fünf Stunden lang im Einsatz, um einen Waldbrand am Bretterkopf zu bekämpfen. Das Gebiet liegt etwa zwei Kilometer vom Wanderparkplatz „Drei Eichen“ bei Bad Dürkheim entfernt, dort hatte sich das Feuer auf rund 7500 Quadratmetern ausgebreitet. In den rheinland-pfälzischen Wäldern hatte es im vergangenen Jahr 22 Mal gebrannt. Dabei wurden 3,8 Hektar Wald geschädigt oder zerstört, wie die Zentralstelle der Forstverwaltung in Neustadt gestern mitteilte. 2016 waren es 19, ein Jahr zuvor 37 Brände gewesen. Gegenüber dem negativen Rekordjahr 2003 mit 144 Waldbränden und einem Schaden auf 39,3 Hektar ist die Anzahl der Brände damit deutlich gesunken. Im bundesweiten Vergleich liegt Rheinland-Pfalz bei der Anzahl der Waldbrände im Mittelfeld. Die meisten Brände gab es 2016 – aktuellere Zahlen gibt es für den Bundesvergleich nicht – in Brandenburg, das mit 232 Waldbränden und rund 92 betroffenen Hektar an der Spitze liegt. Darauf folgten Sachsen-Anhalt mit 58 und Sachsen mit 48 Bränden. Meist sei das Klima- beziehungsweise Witterungsgeschehen für die Entstehung von Waldbränden entscheidend, heißt es beim Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen Rheinland-Pfalz. Angesiedelt ist diese Einrichtung an der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt (Kreis Kaiserslautern). Das Kompetenzzentrum verweist auf Risikountersuchungen, die für die kommenden Jahre insgesamt ein erhöhtes Waldbrandrisiko vorhersagen. Zurückzuführen sei dies auf die steigen-den Temperaturen und die verminderten Niederschlagsmengen während der Waldbrandsaison. Der vom Deutschen Wetterdienst entwickelte Index prognostiziert täglich das aktuelle Ausmaß der Waldbrandgefahr für alle Regionen in Deutschland. Der Index zeigt für Rheinland-Pfalz seit 1961 eine stetige, wenn auch nur leichte Zunahme der Waldbrandgefahr – eingegangen in diese Auswertung sind die Werte der fünf Stationen Hahn, Trier, Hilgenroth (Kreis Altenkirchen), Neuenahr und Worms. Neben den Witterungsfaktoren wie Temperatur und Windgeschwindigkeit berücksichtigt der Index auch die Waldvegetation und die Bodenbeschaffenheit. Warum das steigende Risiko in Rheinland-Pfalz aber nicht zu mehr Waldbränden führt, erklärt der Leiter des Kompetenzzentrums, Ulrich Matthes, so: Für den Waldbrandgefahrenindex werde ein „Worst Case Szenario“ angenommen. Die witterungsbedingte Waldbrandgefährdung werde dabei auf einen Kiefernreinbestand mit einer Nadelstreuauflage und einer Rohhumusdecke bezogen, der naturgemäß ein deutlich höheres Waldbrandrisiko hat als Laubbaumwälder oder Mischwälder. Der Wald in Rheinland-Pfalz, so Forstexperte Matthes, habe jedoch einen Laubbaumanteil von 60 Prozent – das ist mehr als in fast allen anderen Bundesländern – und sei geprägt von Mischwäldern. Reine Nadelbaumbestände kämen nur auf kleiner Fläche vor. Durch eine naturnahe Forstwirtschaft seien die Wälder in Rheinland-Pfalz zudem „strukturreicher“ geworden. Matthes: „Trotz hoher Waldbrandgefährdung ist damit das Risiko für Waldbrände in Rheinland-Pfalz aufgrund der Waldzusammensetzung vergleichsweise gering.“ Häufig seien zudem Menschen für den Ausbruch eines Waldbrandes verantwortlich, oft durch grobe Fahrlässigkeit oder sogar durch Vorsatz. Anfällige Wälder – beispielsweise Kiefernwälder in Trockengebieten wie in Brandenburg – entzündeten sich natürlich auch bei menschlicher Ursache leichter, sagt Matthes. Fahrlässigkeit und Vorsatz – also Brandstiftung – waren nach Angaben des Umweltbundesamtes im Jahr 2016 für rund 49 Prozent der Waldbrände der Auslöser. Natürliche Ursachen, wie zum Beispiel Blitzschlag, waren hingegen nur für zwei Prozent der Waldbrände der Grund. Bei rund 35 Prozent der Waldbrände konnte die Ursache nicht geklärt werden. Dass bei Waldbränden tendenziell weniger Flächen geschädigt werden als früher, führt das Kompetenzzentrum in Trippstadt auch auf die fortschreitende Verbesserung der Waldbrandüberwachung und -bekämpfung zurück. Beim Brand am Bretterkopf bei Bad Dürkheim war die Feuerwehr beispielsweise deshalb besonders schnell am richtigen Ort, weil sie Unterstützung aus der Luft bekam: Ein Pilot des Flugsportvereins hatte den Einsatzkräften die Koordinaten der Brandstelle durchgegeben. Hinweise auf Brandstiftung gab es in dem Fall übrigens nicht, die Feuerwehr ging von einer Selbstentzündung aus. Info Waldbrandgefahrenindex: www.dwd.de (Rubriken „Leistungen“, „Leistungsart“, „Spezielle Vorhersagen“)

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