Rheinland-Pfalz Tourismus-Broschüre erweckt falschen Eindruck: tote Hose in der Pfalz?

Ein Ausschnitt aus der Broschüre „Willkommen in Rheinland-Pfalz“, die dem Hamburger Magazin „Stern“ beigelegt war. Danach hat di
Ein Ausschnitt aus der Broschüre »Willkommen in Rheinland-Pfalz«, die dem Hamburger Magazin »Stern« beigelegt war. Danach hat die Pfalz in touristischer Hinsicht offenbar nur in Speyer etwas zu bieten.

Warum die rheinland-pfälzische Tourismus-Organisation den Süden des Landes nur am Rande erwähnt

Die Pfalz ist ein Besuchermagnet. Pfälzerwald und Weinstraße, Burgen und Museen, gutes Essen und heitere Feste sind dafür Garanten. Aber wem sage ich das? Wer dennoch an ihren Qualitäten zweifelt, der sei nur an die rheinland-pfälzische Tourismusbilanz für das vergangene Jahr erinnert. Dort hat die Region zwischen Rhein und Saar einmal mehr Spitzenplätze belegt. Glaubt man jedoch einer Broschüre der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH, die vor kurzem dem Hamburger Wochenmagazin „Stern“ beigelegt war, dann herrscht hierzulande tote Hose: Unter der Überschrift „Was unsere Gastlandschaften Rheinland-Pfalz ausmachen“ ist auf der vorletzten Seite eine Karte des Landes und seiner Gebiete veröffentlicht. Während es an der Mosel, im Rheintal und in Rheinhessen nur so von attraktiven Zielen wimmelt, scheint in der Pfalz gähnende Leere zu herrschen. Lediglich Speyer ist offenbar im Südteil des Bundeslandes eine Reise wert. Kein Hinweis auf Neustadt, Annweiler oder Dahn und all die anderen Perlen der Region.

Müsste es besser wissen

Mehr noch: „Willkommen in Rheinland-Pfalz“ prangt auf der Titelseite. Doch der Anteil der Pfalz auf den insgesamt 16 Seiten fällt recht bescheiden aus. Was Fotos angeht, hat nur der Speyerer Dom Aufnahme unter den sage und schreibe 21 Abbildungen von touristischen Zielen gefunden. Weinfeste scheint es hierzulande vor allem im Ahrtal und in Saarburg zu geben. Wenn es um „Gesund in Rheinland-Pfalz“ geht, werden auf einer Doppelseite alle möglichen Kurorte für erwähnenswert befunden – nur Bad Dürkheim und Bad Bergzabern fallen unter den Tisch. Auch Radtouren und Wanderausflüge scheinen überall im Land möglich und empfehlenswert zu sein, nur nicht in der Pfalz. Wie kann das sein? Die Broschüre wurde laut ihrem Impressum von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH in Koblenz als Marketingorganisation des gesamten Bundeslandes herausgegeben. Und die müsste es doch eigentlich besser wissen.

Knappe Gelder

Detlev Janik, Geschäftsführer der Pfalzwein-Werbung und der Pfalz-Touristik in Neustadt, muss nicht lange erklärt werden, was so manchen Pfälzer auf die Palme brachte: Die Pfalz als weißer Fleck auf der rheinland-pfälzischen Landkarte, da sei was technisch schief gelaufen, sagt der Geschäftsführer. Und ja, auch er hätte es besser gefunden, wenn die Pfalz mit mehr Bildern berücksichtigt worden wäre. Grundsätzlich finde er das Werbekonzept der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH aber nicht verkehrt, so Janik weiter. Schließlich verfügen die Regionen nicht über einen ähnlich großen Marketing-Etat wie Weltkonzerne, die wochenlang alle Medienkanäle bespielen können. Deshalb will gut überlegt sein, wie die knappen Gelder verwendet werden.

Reifere Natur- und Kulturliebhaber

Die Tourismus GmbH des Landes hat sich nach Janiks Worten für eine Zielgruppen-Werbung entschieden. Dadurch sollen die Marketing-Finanzen der rheinland-pfälzischen Urlaubsregionen auf jene potenziellen Besuchergruppen konzentriert werden, von denen man sich für den Tourismus hierzulande viel verspricht. Auf welche Zielgruppe zielte das dem Stern beigelegte „Willkommen in Rheinland-Pfalz“-Heft ab? – Auf reifere Natur- und Kulturliebhaber, sagt Janik. Ob die Pfalz gerade für solche Besucher so wenig zu bieten hat, wie es das Werbeheft nahe legt? Wohl kaum. Mit erwartungsvoller Spannung dürften manche Pfälzer der nächsten „Willkommen“-Broschüre entgegensehen. Da hätte die Tourismus GmbH foto- und kartenmäßig einiges nachzuarbeiten. Oder glauben die Marketing-Strategen etwa, in der Pfalz laufe der Tourismus von selbst so toll, dass man dort keine Werbung mehr nötig hätte?

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