Rheinland-Pfalz Teschenmoschel: Forst baut Ersatz-Kinderstuben

In der Krone eines Laubbaumes hatte ein Schwarzstorchen-Paar bei Teschenmoschel diesen verborgenen Horst angelegt. Im vergangene
In der Krone eines Laubbaumes hatte ein Schwarzstorchen-Paar bei Teschenmoschel diesen verborgenen Horst angelegt. Im vergangenen Jahr wuchsen dort vier Junge heran.

Nach Zerstörung des Schwarzstorchenhorstes sollen „technische Maßnahmen“ Wiederholung vorbeugen

Nachdem Unbekannte im Wald bei Teschenmoschel (Donnersbergkreis) illegal einen Baum abgesägt haben, auf dem ein Schwarzstorchen-Paar in den vergangenen Jahren Nachwuchs aufgezogen hat, handelt das Forstamt Donnersberg: Bereits an diesem Wochenende werden zwei künstliche Schwarzstorchen-Horste in der Nähe des gefällten Baumes angelegt. „Der Täter nimmt uns einen Horst“, sagt Forstamtsleiter Lothar Runge gegenüber der RHEINPFALZ. „Wir antworten darauf, indem wir zwei neue Horste errichten. Und zwar sofort.“ Denn, so der Amtschef entschlossen: „Landesforsten lässt sich seinen ökologisch wertvollen Wald nicht kaputt machen.“

Verbindung mit Windrad-Bau?

Wie berichtet, haben ein oder mehrere Täter gezielt diesen Horstbaum gefällt und anschließend das Holz einfach an Ort und Stelle liegen lassen. Vogelschützer der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz (Gnor) bringen deshalb diese illegale Aktion mit einem in der Nähe geplanten Windradprojekt in Verbindung. Schwarzstörche waren hierzulande seit 1890 ausgestorben, inzwischen gibt es nach Schätzung der Gnor in Rheinland-Pfalz wieder 55 bis 70 Brutpaare. In der Nähe dieser streng geschützten und besonders scheuen Vögel dürfen keine Windräder errichtet werden.

Besondere Ansprüche

Der Forst musste laut Runge auch deshalb rasch reagieren, weil mit der Rückkehr des Schwarzstorchen-Paares aus seinem Winterquartier schon in drei Wochen gerechnet wird. Deshalb hat der Forstamtsleiter fachmännischen Rat eingeholt und eine Buche sowie eine Eiche in der Nähe des gefällten Baum ausgesucht. Was nicht ganz einfach war. Schwarzstörche stellen besondere Ansprüche an ihren Horstbaum: Er sollte in seiner Krone in etwa zehn bis 15 Metern Höhe einen Platz zum Nestbau aufweisen. Einerseits muss die Krone durch Zweige und Äste verdeckt sein, andererseits muss ihm dort ein Flugkorridor offenstehen. Wobei Schwarzstörche ihren Horst zunächst unter dem Waldrand hindurch im Tiefflug ansteuern, um dann erst kurz vor dem Ziel aufzusteigen. Deshalb dürfen keine Büsche oder Bäume dem Anflug dieser Vögel mit einer Spannweite von fast zwei Metern im Wege stehen.

Kosten: 3000 bis 4000 Euro

Mit dem Bau von gleich zwei Horsten hofft Runge die Chance zu erhöhen, dass sich das Paar bei seiner Rückkehr zum Bleiben entscheidet. Die Kosten für den Bau der beiden Schwarzstorchen-Kinderstuben belaufen sich auf insgesamt 3000 bis 4000 Euro. „Landesforsten wird das bezahlen.“ Zusätzlich stellt das Forstamt das Holz für die etwa 1,50 Meter breiten und langen Plattformen, Zweige und Äste für die Nester sowie Moos zum Auspolstern zur Verfügung. Angelegt werden die Horste von einem mit dieser Aufgabe vertrauten Schwarzstorchenkenner, der dazu am Wochenende aus Norddeutschland anreist. Zusätzlich hat das Forstamt einen Baumsteiger zur Unterstützung beauftragt.

"Geeignete technische Maßnahmen"

Für den Fall, dass jemand auch die neuen Bäume fällen oder die scheuen Vögel nach ihrer Ankunft gar durch Lärm vergrämen möchte, sieht sich Lothar Runge gerüstet: „Wir haben geeignete technische Maßnahmen ergriffen, um eine lückenlose Kontrolle ausüben zu können.“ 

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