Rheinland-Pfalz Suchten Toruns Mörder weitere Opfer?

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Ludwigshafen. Die Mörder des Ludwigshafener Bauunternehmers Ismail Torun scheinen sich an weitere Geschäftsleute herangepirscht zu haben. Nach RHEINPFALZ-Informationen hat die Polizei Hinweise von Menschen bekommen, die vermuten, dass auch sie zu Opfern werden sollten.

Es sind Anrufe, die ihnen nachträglich Angst einjagen: Mehrere Einwanderer-Unternehmer aus dem Raum Ludwigshafen erinnern sich nach RHEINPFALZ-Informationen daran, dass ihnen Ende des vergangenen Jahres überraschend scheinbar lukrative Geschäfte in Aussicht gestellt wurden. Mindestens zwei von ihnen sollen deshalb schon von der Polizei vernommen worden sein. Denn sie befürchten: Auch auf sie hatten es jene Verbrecher abgesehen, die den Ludwigshafener Bauunternehmer Ismail Torun ermordet haben. Dessen Leiche wurde am 6. Januar in der Nähe von Bad Dürkheim gefunden. Am 3. Januar scheinen die Täter den 49-Jährigen zunächst nach Mannheim gelockt und dann entführt zu haben (wir berichteten). In den Folgetagen soll er Geschäftspartner angerufen, sie um eine insgesamt sechsstellige Summe gebeten haben. Angeblich wollte er spontan ein lukratives Grundstücksgeschäft in Berlin einfädeln. In seinem Umfeld heißt es: Dass Torun kurzfristig so viel Bargeld zusammentrommeln wollte, war zwar ungewöhnlich – aber nicht völlig abseitig. In der pulsierenden Bundeshauptstadt beherzt ein Schnäppchen machen zu wollen, schien demnach zu einem Geschäftsmann mit vielseitigen unternehmerischen Interessen zu passen. Außerdem soll Torun am Telefon auf alle Beteiligten ganz ruhig und normal gewirkt haben. Und dass er nicht mehr ins heimische Mutterstadt (Rhein-Pfalz-Kreis) zurückkehrte, konnte an diesen Tagen offenbar ebenfalls nicht auffallen: Seine Frau und die Tochter sollen über die Feiertage in der Türkei gewesen sein, seine erwachsenen Söhne leben ohnehin in eigenen Haushalten. Dass Torun in Gefahr sein könnte, ahnten Angehörige seinem Umfeld zufolge erst am Abend des 5. Januar, als einer vermeintlichen Abgesandten in Mannheim das Geld übergeben worden war und er nicht mehr ans Telefon ging. Seine türkischstämmigen mutmaßlichen Mörder – zwei Männer, 49 und 37 Jahre alt, sowie eine 42-jährige Frau – nahm die Polizei am 6. und 7. Januar fest. Die Ermittler waren ihnen schon wegen eines anderen Mordfalls auf der Spur: Das Trio soll auch einen 64-jährigen Automatenaufsteller aus Baden-Württemberg umgebracht haben. Die Leiche dieses im heutigen Kroatien geborenen Mannes fanden Spaziergänger im November in der Nähe des Ludwigshafener Willersinn-Freibads. Laut Staatsanwaltschaft in Frankenthal ist er auf ähnliche Weise umgebracht worden wie Torun. Und: Es ging in beiden Fällen um Geld. Mittlerweile bestätigen die Ermittler zudem einen Bericht der „Bild“-Zeitung, demzufolge die Täter nach dem Mord an dem Automatenaufsteller auch dessen Sohn erpressten. Er bekam demnach eine SMS, in der stand: Er solle 200.000 Euro zahlen, wenn er nicht wie sein Vater sterben wolle. Es ist demnach also durchaus denkbar, dass es die Täter tatsächlich noch auf weitere Geschäftsleute abgesehen hatten. Allerdings geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass sie ihre Opfer „nicht x-beliebig“ auswählten. Anders gesagt: Es dürfte so etwas wie vage Verbindungen zu den Ermordeten gegeben zu haben. Im Fall Toruns könnte die Frankenthaler Wellness-Oase mit Hamam eine Rolle spielen, die einer der Festgenommenen früher betrieb. Dort trafen sich regelmäßig türkischstämmige Unternehmer aus der Region zur gemeinsamen Entspannung. Auch Torun selbst soll vereinzelt dorthin gegangen sein. Also könnte er den Betreiber des Dampfbads zumindest dem Namen nach gekannt haben. Und sich deshalb auf ein Treffen mit ihm eingelassen haben, bei dem es um unternehmerische Aktivitäten gehen sollte. Die Staatsanwaltschaft hält sich zu dieser Theorie bedeckt, auch zu Erkenntnissen über verdächtige Anrufe bei weiteren Einwanderer-Unternehmen schweigt sie – „aus ermittlungstaktischen Gründen“. Denn es würde einem späteren Mordprozess schaden, wenn jetzt zu viele Details öffentlich werden. Die Ermittler befürchten: Verteidiger könnten behaupten, dass Belastungszeugen nur nacherzählen, was in der Zeitung stand. Eine relativ klare Aussage macht die Staatsanwaltschaft aber doch: Sie hat keine Hinweise darauf, dass Komplizen der Verdächtigen noch auf freiem Fuß sind und weiterhin versuchen, Einwanderer-Unternehmer mit der Aussicht auf scheinbar lukrative Geschäfte in eine tödliche Falle zu locken.

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