Rheinland-Pfalz Stützpunkt Langerkopf: Müllhalde im Naturpark

Eine von mehreren Öldosen an der südlichen Seite des Langerkopfs.
Eine von mehreren Öldosen an der südlichen Seite des Langerkopfs.

Überreste der US-Station sollten bis August 2017 beseitigt sein - Initiative Pro Pfälzerwald: „Zustände sind eine Gefährdung für Mensch und Tier.“

«Wilgartswiesen». Mitten im Biosphärenreservat Pfälzerwald liegt der ehemalige Militärstützpunkt Langerkopf. Das US-Militär nutzte das rund 130 Hektar große Areal mit seinen 14 Gebäuden bis Ende der 1960er-Jahre als Richtfunkstation. Auf die Amerikaner folgte die Nato. Seit den 1990er-Jahren blieb das Gelände weitgehend ungenutzt, lediglich ein Funkturm war noch aktiv. Die zwischen Leimen und Johanniskreuz gelegene ehemalige Militärbasis lockte in der Folge ungebetene Gäste an. Für illegale Paintball-Spiele und Ähnliches bot der Langerkopf die ideale Kulisse. Vandalismus und Brandstiftung blieben nicht aus. Mehrmals war die Feuerwehr vor Ort. Ein Großbrand zerstörte 2014 mehrere Baracken. Die Idee, auf dem Areal Windräder zu errichten, blieb genauso erfolglos, wie der Versuch, den Langerkopf zum Denkmal umzuwidmen.

Müll und Gebäudereste

Letztendlich bekam eine saarländische Spezialfirma den Auftrag, die Relikte des Kalten Krieges abzubauen. Kostenvolumen: 2,1 Millionen Euro. Binnen vier Monate sollten die Gebäude beseitigt sein. Ab August 2017 sollte das Gelände der Natur überlassen werden. Die Verbandsgemeinde Hauenstein und die Ortsgemeinde Wilgartswiesen forderten zudem, dass auch die Fundamente der Gebäude zurückgebaut werden. Die Räte waren überzeugt, dass das Stehenlassen der Fundamente rechtlichen Bestimmungen widerspreche. Allerdings ist es so weit bislang nicht gekommen. Wie Fotos der Initiative Pro Pfälzerwald (IPP) belegen, erinnern immer noch einige Überreste an die Vergangenheit des Langerkopfs. Die IPP setzt sich als gemeinnütziger regionaler Naturschutzverband für die Bewahrung und nachhaltige Entwicklung des Pfälzerwaldes ein. IPP-Vorsitzende Cornelia Hegele-Raih (Kuhhardt) schreibt, dass bei der Begehung im April Müll und Gebäudereste gefunden wurden, „die wohl schon in den 1960er-, 1970er-Jahren bei der Verkleinerung des Langerkopfs von einer Flugleitanlage (Radar) zur reinen Fernmelderelaisstation über die nördliche Seite des Felsens ins Tal geschoben wurden“.

Ölfässer, asbesthaltiges Material

Außerdem seien mehrere Schuttkegel vorhanden, „in denen wir zwei Ölfässer und asbesthaltiges Material gefunden haben“. Das ganze Gebiet weise einen „erheblichen Ölgeruch“ auf. Die IPP fordert nun, diese Schuttkegel komplett zu entfernen weil niemand wisse, welches Material sich darunter befinde. „In jedem Fall gehört Müll wie dieser nicht in einen Naturpark“, ist Hegele-Raih überzeugt. Selbst im Kot von Rotwild habe die IPP Fremdkörper wie etwa Bitumensplitter gefunden. Das Mainzer Umweltministerium bestätigt auf Anfrage, dass die Arbeiten auf dem Langerkopf noch nicht abgeschlossen seien. Eine Sprecherin erklärte das gegenüber der RHEINPFALZ damit, dass bei den Arbeiten im vergangenen Jahr unvorhergesehene Reste gefunden wurden, wie etwa Tank- und Schachtanlagen mit Überläufen in das Außengelände. Die Sprecherin sagte: „Die frühere umweltschädliche militärische Nutzung der Fläche und deren Auswirkung auf Natur und Umwelt muss unbedingt minimiert werden.“ Derzeit gehört das Gelände noch dem Bund. Das Land Rheinland-Pfalz werde die Liegenschaft erst dann übernehmen, wenn alle Arbeiten entsprechend abgeschlossen seien. Das soll laut Umweltministerium „innerhalb der nächsten Monate“ geschehen.

Kreis: Jemand kümmert sich drum

Die Kreisverwaltung Südwestpfalz sieht keinen Anlass dafür, sich mit den mutmaßlich umweltschädlichen Hinterlassenschaften auf dem Areal des ehemaligen Militärstützpunktes zu befassen. Das teilte der Sprecher der Behörde, Thorsten Höh, auf Anfrage der RHEINPFALZ mit. Die Behörde gehe davon aus, dass sich jemand darum kümmere. Man vertraue da auf das Mainzer Umweltministerium. „Das sollte am Laufen sein“, sagte Höh. Die Kreisverwaltung Südwestpfalz sehe daher keinen Grund, sich vor Ort ein Bild der Situation machen zu müssen.

In den Säcken lagern seit Monaten Betonfaserplatten, die möglicherweise asbesthaltig sind.
In den Säcken lagern seit Monaten Betonfaserplatten, die möglicherweise asbesthaltig sind.
Teile von Betonfaserplatten, Plastik, Asphalt.
Teile von Betonfaserplatten, Plastik, Asphalt.
Reste der Abspannung für das Radardrom.
Reste der Abspannung für das Radardrom.
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Hirschkot mit Plastikteilen und Bitumen.
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Der Aushub an dieser Stelle ist sehr dunkel - warum, ist unklar.
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Alte Abwasserrohre und Teile der alten Zaunanlage liegen weit verstreut am Südhang im Wald.
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Damit er nicht untergraben werden kann, wurde der Zaun in Beton gesetzt. Wie tief der Beton in den Boden reicht, ist nicht bekannt.
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Die Gebäude - unter ihnen dieses hier ...
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... sind mittlerweile abgetragen.
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