Rheinland-Pfalz Sterbezettel sollen Schicksale klären

«Schiffweiler». Unter französischer Herrschaft mussten vor gut 200 Jahren tausende Männer auch aus den Regionen Pfalz und Saar für Napoleon in den Krieg ziehen. Eine neue Datensammlung will noch offene Schicksale dieser Soldaten klären.

Wo sind sie gestorben? Wann? Und woran? Fragen, über die möglicherweise nun die neue Datenbank Aufschluss geben kann, die der Verein für Landeskunde im Saarland an diesem Samstag freischaltet. Mitarbeiter des Vereins haben Tausende Sterbeakten aus napoleonischer Zeit digitalisiert, die 200 Jahre lang als verschollen galten. Mehr als 7000 napoleonischer „Militär-Sterbe-Zettel“ für den linken Rheinbereich habe er 2015 im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin entdeckt, berichtet Projektleiter Stephan Friedrich. Es handele sich um Akten über Männer, die in der Region Saar und Pfalz geboren wurden und später als Angehörige des französischen Militärs in Militär-Hospitälern in Europa zwischen 1800 und 1815 starben. „Man kann jetzt damit unbekannte Schicksale klären“, sagt Friedrich, der die Akten mit Hilfe der saarländischen Landesregierung für den Verein ins Saarland holte. Heimat- und Familienforscher könnten ab Samstag auf der Internetseite des Vereins nach Vorfahren suchen. „Für mich hat das Ganze noch eine humanitäre Bedeutung“, sagt der Lehrer weiter. „Weil man diesen vergessenen Soldaten noch einmal den Namen zurückgeben kann und weiß, was aus ihnen geworden ist.“ Es habe sich allesamt um junge Männer gehandelt, die meist an Fieber oder Blutvergiftung gestorben seien. Als Sterbeorte wurden Lazarette von Salamanca, Hamburg, Stettin oder Paris registriert: „Überall, wo napoleonische Truppen waren – und das war im Grunde genommen in ganz Europa“, sagt Friedrich. Eines der größten Probleme bei der Auswertung der „Sterbe-Zettel“ seien die notierten Ortsnamen gewesen, erzählt der Vereinsvorsitzende Friedrich Denne. Die Schreiber waren Franzosen und hätten den Ort so niedergeschrieben, wie sie ihn phonetisch gehört hätten – und das häufig in Dialekt. So wurde aus St. Ingbert beispielsweise Dingmatt. Besonders schwer sei es bei Ortsnamen, die eher unbekannt sind, vor allem von kleinen Gehöften in der Pfalz. Zu der betroffenen Region gehörten damals die beiden Départements „du Mont-Tonnere“ (Donnersberg) mit der Hauptstadt Mainz und „de la Sarre“ (Saar) mit Trier. Vermutlich nach Kriegsende seien die Sterbe-Zettel nicht mehr an die jeweiligen Heimatbehörden versandt worden. Info www.landeskunde-saarland.de

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