Rheinland-Pfalz So wird das nichts mit der Verkehrswende

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Für Reisende, die vom real existierenden S-Bahn-Alltag genervt sind, muss ein solcher »Rolph«-Spruch wie Hohn klingen.
Diesem Text vorangestellt sei eine Einsicht: Selbst dem größten Übel wohnt stets ein Erkenntnisgewinn inne. Man muss sich solches nur immer wieder vergegenwärtigen – Sie werden angesichts der Erlebnisse eines RHEINPFALZ-Redakteurs gleich verstehen, warum.

Mittwoch, 13 Uhr, Interviewtermin an der TU Kaiserslautern. Vom vorderpfälzischen Schifferstadt ist die Hochschule keine Stunde mit der S-Bahn entfernt, dazu noch ein paar Minuten mit dem Rad den Buckel hinauf – schont Tank, Nerven, Klima, und man tut sogar noch etwas für die eigene Gesundheit. Das Rundum-Sorglos-Paket. Gebucht. 11.39 Uhr: Die S1 kommt pünktlich. 11.56 Uhr: Die S1 hält pünktlich in Neustadt. Sehr löblich. 12.06 Uhr: Die S1 hält weiterhin in Neustadt, denn die S1 ist kaputt. 12.15 Uhr: Zug fällt aus. Interviewpartnerin angerufen, an ihren Großmut appelliert, sie auf das gemeinsame Ziel einer besseren Welt eingeschworen, Aufschub bekommen. Uff. 12.32 Uhr: Weiter mit der S2 . 12.58 Uhr: In Kaiserslautern angekommen, losgeradelt. Verschwitzt, verspätet, begnadigt. Alles wird gut. 15.26 Uhr: In Kaiserslautern wieder in die S1 eingestiegen. 15.54 Uhr: Pünktlich in Neustadt. 16.01 Uhr: Die S1 hält noch, sollte aber wieder fahren. Stirnrunzeln. 16.06 Uhr: Die S1 steht. Erste Zweifel an der Wahl der Verkehrsmittel. Durchsage: „Gerade ist das Stellwerk ausgefallen. Nichts geht mehr weiter, nur noch zurück.“ Banger Blick aufs Rad. Die Kinder angerufen, die allein daheim sind, und sie vertröstet. 16.10 Uhr: Durchsage „Stellwerk putt.“ Wann es weitergeht, steht in den Sternen. Wieder Blick aufs Rad. 16.20 Uhr: Stillstand. Ungewissheit. Die Kids haben den Braten gerochen, plündern die Süßigkeiten und geben durch, dass sie jetzt auf dem Tablet Youtube glotzen. Rezo-sialisierung. In die Handknöchel gebissen. 16.21 Uhr: Aufgabe. Fluchend aufs Rad geschwungen. Ziel: Schifferstadt. 16.30 Uhr: Unterwegs an Plakat vorbeigekommen: „Schatz, ich komm heute etwas früher. Rolph bringt mich nach Hause.“ Angehalten. Schreikrampf bekommen. 17.45 Uhr: Daheim. Nach 29 Kilometern. Tablet leer, Süßkram auch, Kinder aufgedreht. Erkenntnis: So wird das nie was mit der Verkehrswende. Das nächste Mal nehme ich das Auto. Danke, S-Bahn.

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