Rheinland-Pfalz Schüler entwickelt Computerprogramm für Carrera-Autorennen

Am Start: Ferdinand Krämer steht im Bundesfinale von „Jugend forscht“, das im Mai stattfindet.
Am Start: Ferdinand Krämer steht im Bundesfinale von »Jugend forscht«, das im Mai stattfindet.

Beim Landeswettbewerb „Jugend forscht“ vergangene Woche in Ludwigshafen war sein Projekt ein Renner: Ferdinand Krämer hat ein Computerprogramm entwickelt, das selbstständig ein Rennauto auf einer Carrera-Bahn steuert und dabei gute Siegchancen gegen einen menschlichen Gegner hat. Der 19-jährige Schüler aus Lahnstein gewann damit den ersten Preis in der Sparte „Mathematik/Informatik“. Wir sprachen mit Krämer über sein Faible für Autorennbahnen.

Wollte niemand mit Ihnen Rennen auf der Carrera-Bahn fahren? Oder wie kam es zu der Idee, einen Computer als Gegner zu entwickeln.

Ich habe mir die Carrera-Anlage damals zusammen mit meinen beiden kleinen Schwestern gekauft – aber diese haben leider recht schnell das Interesse daran verloren, mindestens die letzten fünf Jahre hat die Anlage deshalb in Kisten verpackt auf dem Speicher verbracht. Die Idee, ein Computerprogramm als Mitspieler zu entwickeln, ist sicher auch aus dieser Not heraus entstanden, weil mir hat das Carreraspielen immer Spaß gemacht – oder hätte es zumindest, mit entsprechenden Gegnern. Das System, das Sie entwickelt haben, ist selbst lernend. Heißt das, der Computer wird immer besser und gewinnt am Ende immer? Während eines normalen Rennens gegen den Menschen lernt der Computer leider (noch) nichts, aber er kann durchaus vom Menschen lernen: Als es ein Besucher beim Landeswettbewerb geschafft hatte, mein System zu schlagen, habe ich ihn gebeten, noch ein paar Runden mehr zu fahren, und währenddessen den Lernmodus gestartet: Der Computer hat ihm also zugesehen und seinen Fahrstil gelernt und war danach besser als er. Wenn man dieses Vorgehen bei jedem, der das Programm schlägt, wiederholt, gewinnt der Computer am Ende immer. Außerdem gibt es noch einen Modus, in dem der Computer sich mithilfe eines evolutionären Algorithmus komplett selbst verbessert. Allerdings habe ich ihm noch nicht genug Zeit in diesem Modus gelassen, um wirklich gut zu werden, weil die Einrichtung leider sehr aufwendig ist. Wie behält der Computer denn sein Fahrzeug und das seines Gegners während der Rennen im Blick? In der Mitte der Anlage steht ein Turm, an dem zwei Kameras befestigt sind, die senkrecht auf die Strecke herunterschauen. Mit diesen Kameras „sieht“ der Computer sein Auto, er erkennt es vor allem an der auffälligen grünen Farbe. Das Auto des menschlichen Gegners dagegen beachtet er gar nicht: Es muss ihn nicht interessieren, wie gut sein Gegner fährt, solange er selbst einfach sein Bestes gibt. Hand aufs Herz: Gegen wen treten Sie lieber an: gegen einen menschlichen Mitspieler oder gegen ihr Computerprogramm? Gegen menschliche Mitspieler hat es schon mehr Spaß gemacht, weil ich da meistens gewonnen habe. Gegen mein Programm zu spielen, ist schon echt schwer... Andererseits kann man sagen, dass ich so erst eine echte Herausforderung habe, was natürlich auch wieder Spaß macht. Sie hatten sich schon im vergangenen Jahr für den Landeswettbewerb von „Jugend forscht“ qualifiziert und einen dritten Platz belegt – damals ging es um die Digitalisierung einer alten Modelleisenbahnanlage. Was ist das spannendere Spielzeug: Modelleisenbahn oder Carrera-Bahn? Die Carrera-Bahn ist natürlich insofern spannender, weil es hier um ein spannendes Rennen, einen Wettbewerb, geht, bei dem man gewinnen und verlieren kann – und es zudem gegen den Computer oft sehr knapp ist. Von der technischen Seite her hat mir die Arbeit mit der Modelleisenbahn aber mehr Spaß gemacht. Ist Carrera an Ihrer Entwicklung interessiert? Ich stehe tatsächlich mit der Firma hinter Carrera in Kontakt: Als ich damals nach einem Sponsoring für mein Projekt gefragt habe, wurde es mir gewährt mit den Worten, der Chef sei begeistert von meiner Idee. Aber ich fürchte, bis zum fertigen Produkt muss mein Aufbau noch wesentlich einfacher werden, insbesondere der Kameraturm dürfte wohl viele potentielle Kunden abschrecken. Ihre Schule, das private Johannes-Gymnasium in Lahnstein, ist bei „Jugend“ forscht besonders stark engagiert – diesmal kamen von dort 31 Wettbewerbsbeiträge. Wer ist der Motor hinter dieser Begeisterung? Unser Schulleiter fördert Wettbewerbsbeiträge aller Art – übrigens zu jedem Wettbewerb – sehr stark und liebt es, die Trophäen seiner Schüler überall in der Schule aufzuhängen. Aber auch die Lehrer, die die Schüler bei ihren „Jugend forscht“-Projekten betreuen, sind meistens sehr motiviert bei der Sache und unterstützen uns mit allem Wissen und Material, das wir brauchen. Sie machen jetzt Abitur, wohin wird Sie der Weg nach der Schule führen? Ich werde natürlich im technischen Bereich bleiben und habe bereits einen Vertrag für ein Duales Studium Elektrotechnik bei einem örtlichen Unternehmen, Stabilus in Koblenz, unterzeichnet, gerade für Ingenieurberufe ist ein duales Studium so ziemlich die beste Grundlage, die man sich wünschen kann. | Interview: Rolf Schlicher

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