Ludwigshafen Roboter für die Oma

Beim 50. Bundeswettbewerb von „Jugend forscht“ im BASF-Feierabendhaus dominieren Projekte aus den Bereichen Klima, Umwelttechnik und Softwareentwicklung. Einige der 195 Nachwuchsforscher haben sich hingegen Nischenthemen gewidmet, die körperlich beeinträchtigten Menschen im täglichen Leben helfen sollen. Sie entwickeln fußgesteuerte Roboterarme, Unterarmprothesen oder Helme zur Umgebungswahrnehmung für Blinde.

Ein verletztes Arm- oder Handgelenk kann einen Menschen so sehr aus der Bahn werfen, dass er sich nicht mehr selbst versorgen kann. So erging es auch der Großmutter von Alexander Brosig. „Meine Oma war gestürzt und hatte sich die Schulter verletzt. Selbst einfache Aufgaben wie Butterbrot schmieren fielen ihr schwer. Da wollte ich natürlich gerne helfen“, erzählt der Jungforscher, wie er auf die Idee zu seinem Projekt gekommen war, das er nun beim Bundesfinale von „Jugend forscht“ vorstellt. Der 17-Jährige hat einen Roboterarm entwickelt, der mit den Füßen gesteuert werden kann. „Der Fuß hat mehr Nervenzellen als das Gesicht“, erklärt Brosig. „Deshalb ist eine präzise Steuerung sehr gut möglich.“ Bei einer Demonstration seines Apparats bedient er den Greifarm mithilfe zweier Pedale: Punktgenau steuert er das Gerät auf ein Glas zu, und nach erneutem Fußtritt schließt sich die Zange um den Stiel. Nun kann das Glas angehoben und nach rechts oder links geschwenkt werden. Einen eher unorthodoxen Nutzen seiner Erfindung hat der Niedersachse auch erkannt. „Man kann ohne Probleme Pizza essen und gleichzeitig am Computer tippen“, verrät er augenzwinkernd. Auch Jonas Viel, Leonhard Sommer und Michael Berg sind durch einen betroffenen Bekannten auf die Idee für ihr Projekt gestoßen: Einem Klassenkamerad fehlt der Unterarm. Die drei Bayern überlegten sich, wie sie ihrem Mitschüler helfen können und entwickelten eine passende Prothese. „Elektroden auf der Haut messen die Spannung der Muskeln und leiten diese Infos über eine Software an die Prothese weiter“, erklärt Berg. Der künstliche Unterarm ist ein wahres Bewegungswunder: Die Prothese kann sich um drei Achsen drehen, die Hand beugen und mit einem Daumen und zwei beweglichen Fingern zugreifen. Eigentlich wollten die Jugendforscher es ihrem Freund ermöglichen, mithilfe der Erfindung Auto zu fahren. Doch dazu fehlen die entsprechenden Lizenzen. Dennoch erweist der Armnachbau seinem Träger gute Dienste. So kann der Klassenkamerad wieder Tennis spielen. „Zumindest der Aufschlag klappt schon sehr gut“, berichtet Sommer. Einen Präsentationsstand weiter stellen Tobias Jacob und Minh Michael Nguyen ihr Projekt vor. Die Rheinland-Pfälzer haben einen Helm erfunden der es Blinden ermöglicht, durch Vibrationssignale ihre Umgebung zu spüren. Rings um den Kopfschutz angebrachte Ultraschallsensoren messen den Abstand zu Hindernissen in der Umgebung und warnen per Vibrationen an einem Gürtel den Träger vor Barrieren. Mittlerweile haben die Nachwuchsforscher sogar schon eine zweite Version entwickelt, die mit Kameratechnik arbeitet. Mit diesem Helm ist die Reichweite erhöht. Er ermöglicht eine 360-Grad-Sicht. „Im Idealfall ist es damit sogar möglich, einen Ball zu fangen“, berichtet Nguyen. Ihre Idee übertragen die Erfinder auch auf ein Sicherheitssystem für Autos: Anhand von am Fahrzeug angebrachten Sensoren soll der Fahrer bei Gefahr durch Vibration im Sitz gewarnt werden. (Foto: jste)

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